# taz.de -- Drangsalierung von Journalisten: Die täglichen Einzelfälle | |
> Zensur wie im Mittelalter: Was die Unterdrückung der freien ausländischen | |
> Presse angeht, ist Peking nicht gerade zimperlich. | |
Bild: Die einen fahren Ski, die anderen berichten darüber. So ist das normaler… | |
Solche Dinge passieren eben, sagte IOC-Sprecher Mark Adams. Er meinte weder | |
die stürzenden Abfahrer noch [1][die Corona-Infektionen innerhalb der | |
Olympiablase.] Nein, der Sportfunktionär sprach von der Belästigung | |
ausländischer Journalisten innerhalb Chinas. Denn während am Freitagabend | |
die Athletinnen ins Vogelnest-Stadion einliefen, wurde der holländische | |
Fernsehjournalist [2][Sjoerd den Daas von einem Sicherheitsbeamten in Zivil | |
bedrängt]. Der versuchte wenig subtil, den Korrespondenten aus dem Bild zu | |
drängen, ein anderer schnappte sich das Beleuchtungsstativ. Kaum zu | |
glauben, aber wahr: [3][Die Zensur in der technologisch hochmodernen | |
Volksrepublik] funktioniert wie im Mittelalter. | |
In der Tat gehören solche Zwischenfälle zum täglich Brot des | |
Korrespondentenalltags in China. Der Unterschied diesmal: Das ganze geschah | |
live bei einer Fernsehschalte, während die Welt ihre Augen auf Peking | |
richtete. | |
Auch ich habe schon mehrere solcher Vorfälle am eigenen Leib erfahren. | |
Oftmals sind es Polizisten, manchmal Mitglieder des Nachbarschaftskomitees, | |
und einmal hat ein „patriotischer Bürger“ eingegriffen. Davon weiß das IOC | |
freilich wenig. Doch hätte es der Organisation gut getan, sich am Freitag | |
in Schweigen zu üben. Stattdessen suchte man nach verharmlosenden | |
Erklärungen. „Da war jemand übereifrig“, sagte IOC-Sprecher Adams salopp … | |
und fügt hinzu: „Ich denke, damit sollte die Sache dann auch erledigt | |
sein.“ | |
Für die ausländischen Journalisten ist die Sache freilich nicht erledigt. | |
Wir würden uns vielmehr eine offene Debatte darüber wünschen, welche Rolle | |
der Staat bei diesen täglichen Einzelfällen spielt. Denn die von der Partei | |
kontrollierten Zeitungen hetzen systematisch gegen westliche | |
Korrespondenten, sodass sich Bekannte von mir nicht selten rechtfertigen | |
müssen, einen „potenziellen Spion“ im Freundeskreis zu haben. | |
Auch für den Vorfall mit den Daas hat die Nachrichtenagentur Xinhua eine | |
Erklärung gefunden, die ins Schema passt: „Eine nähere Betrachtung des | |
Vorfalls zeigt, dass die Schuld eindeutig bei dem niederländischen Reporter | |
liegt“, heißt es in einer Aussendung. Dieser habe sich schließlich in einem | |
„vorübergehend kontrollierten Gebiet“ befunden. „Es scheint fast so, als | |
wollten sie nicht über Nachrichten berichten, sondern einen Vorfall | |
inszenieren.“ Das könnte man als Propagandageschwurbel abtun. Doch in einem | |
Land, in dem die staatlichen Medien das Meinungsmonopol besitzen, bleiben | |
solche Fake News oft hängen. | |
7 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Olympia-in-Japan-und-der-Corona-Virus/!5664691 | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=2yu-qfwS-m8 | |
[3] /Zensur-bei-Winterspielen-in-Peking/!5807364 | |
## AUTOREN | |
Fabian Kretschmer | |
## TAGS | |
Kolumne Drinnen und Draußen | |
Olympische Winterspiele 2022 | |
Skirennen | |
Anfeindungen gegen Journalisten | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
China | |
Kolumne Drinnen und Draußen | |
Kolumne Drinnen und Draußen | |
Olympische Winterspiele 2022 | |
Peng Shuai | |
Olympische Winterspiele 2022 | |
Olympische Winterspiele 2022 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Pressefreiheit in China: Noch mehr Einschränkung der Presse | |
Journalistische Arbeit wird in China immer schwieriger, klagen die dortigen | |
Auslandskorrespondenten. Jeder zweite berichtet von Schikanen der Polizei. | |
Gourmet-Hauptstadt in Asien: Göttliche Offenbarung | |
Die Olympiareporter leben in einer Fast-Food-Bubble. Ein Jammer. | |
Kulinarisch ist Peking ein Paradies. Für wenig Geld erhält man grandioses | |
Essen. | |
Alleinreise im Olympiagebiet: Mal raus, aber nicht so ganz | |
Wer aus Peking zur Rodelbahn möchte, muss mit Bahn und mehreren Bussen | |
anreisen. Und dann darf man noch 300 Meter zu Fuß gehen. Endlich. | |
Diskriminierungsklage von Jamaika-Bob: Ende der Niedlichkeit | |
Gern werden die jamaikanischen Bobteams verkitscht. Jetzt hat eine Athletin | |
die Ungleichheiten angeprangert – und beim Sportgericht verloren. | |
Fragwürde Interviewaussagen Peng Shuais: „Enormes Missverständnis“ | |
Die Tennisspielerin und der IOC-Chef Bach haben sich in Peking getroffen. | |
In einem Interview mit „L'Équipe“ bestritt sie erneut, jemals verschwunden | |
gewesen zu sein. | |
Kaschmirischer Skiläufer Arif Khan: Eispiste zwischen Delhi und Peking | |
Arif Khan ist Indiens einziger Athlet bei den Pekinger Spielen. Der | |
Skiläufer will sich von den politischen Spannungen nicht beirren lassen. | |
Disqualifikationsgrund bei Olympia: Das Klebeband | |
Die österreichische Skispringerin Sophie Sorschag wird disqualifiziert. Sie | |
hatte Sponsorenlogos überklebt und sich dadurch angeblich bevorteilt. |