# taz.de -- Regimekritiker und Autor in Uganda: Zurück an einem „sicheren Or… | |
> Der Schriftsteller Kakwenza Rukirabashaija war am Dienstagmorgen von | |
> Spezialeinheiten verschleppt worden. Nun kam er wieder frei. | |
Bild: Kakwenza Rukirabashaija, Archivbild von 2020 | |
KAMPALA taz | In einem blau karierten Hemd und mit gelbem Mundschutz steht | |
Kakwenza Rukirabashaija in einem nackten Raum in Ugandas | |
Hochsicherheitsgefängnis vor der Kamera. Die Arme hält er dabei wie aus | |
Protest vor der Brust verschränkt. Per Videoübertragung ist er in den | |
Gerichtssaal in Ugandas Hauptstadt Kampala zugeschaltet. | |
Dort fiel am Dienstagmorgen der Richter die erste Entscheidung über das Los | |
des Schriftstellers: Er sollte gegen Kaution freigelassen werden. Sein | |
Reisepass sollte für ein halbes Jahr eingezogen werden, damit er nicht das | |
Land verlassen könne. | |
Doch noch während Rukirabashaijas Frau dafür zu Hause nach dem Reisepass | |
suchte, fuhr vor dem Gefängnis ein schwarzer Wagen mit getönten Scheiben | |
vor. „Die Soldaten der Spezialeinheiten haben sich ihn noch im Gefängnis | |
geschnappt“, so Rukirabashaijas Anwalt Eron Kiiza gegenüber der taz. „Wir | |
wissen nicht, wo er sich jetzt befindet.“ | |
Am Mittwochmorgen kam Kakwenza Rukirabashaija vorerst wieder frei. Er wurde | |
bei seiner Familie abgesetzt und konnte seinen Anwalt kontaktieren. Nach | |
Auskunft des Anwalts ist er derzeit an einem „sicheren Ort“, wo er auch | |
medizinisch versorgt werden kann – in der Haft ist er gefoltert worden. | |
## Kein Blatt vor den Mund | |
Der 33-jährige Autor, Journalist und Regimekritiker war Ende Dezember von | |
bewaffneten Einheiten in seinem Haus in einem Stadtrandviertel von Kampala | |
abgeholt worden. „Bewaffnete brechen gewaltsam in mein Haus ein“ – das | |
waren seine letzten Worte auf Twitter Ende Dezember. | |
Die zweifache Anklage lautete „offensive Kommunikation“ auf Grundlage des | |
„Computer-Missbrauch-Gesetzes“, das seit 2011 eine Strafe für offensive | |
Posts in sozialen Medien vorsieht. Er habe seinen Twitter-Account dazu | |
genutzt, „den Frieden Seiner Exzellenz des Präsidenten der Republik Uganda, | |
[1][General Yoweri Kaguta Museveni], ohne den Zweck einer legitimen | |
Kommunikation zu stören“, so die Staatsanwaltschaft. | |
Rukirabashaija hatte Muhoozi Kainerugaba, Sohn des Präsidenten und einer | |
der höchsten Generäle des Landes, dem man nachsagt, die | |
Präsidentennachfolge anzustreben, persönlich angegriffen. „Erfolg bedeutet | |
für Sie, die Staatskasse und Ressourcen zu plündern und militärische Ränge | |
zu erlangen, weil Sie der dickköpfige, plumpe Sohn des Despoten sind?“, | |
lautete einer der Tweets. | |
Rukirabhaija ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Er | |
hatte Anfang 2020 seinen Bestseller „Der gierige Barbar“ herausgebracht, | |
eine Erzählung über systematische Korruption in einem fiktiven Land. Dafür | |
erhielt er 2021 den internationalen PEN-Pinter-Preis in der Kategorie | |
„Mutigster Schriftsteller“. | |
Der Geheimdienst beschuldigte ihn damals über Präsident Yoweri Museveni | |
geschrieben zu haben und folterte ihn über eine Woche lang. In seinem | |
zweiten Buch, „Bananenrepublik – wo Schreiben Landesverrat ist“, schildert | |
er seine Woche im Foltergefängnis. Es wurde erneut ein Bestseller. | |
## Brutale Methoden gegen Oppositionelle | |
Auch dieses Mal sei der Jurastudent und Vater von sechs Kindern brutal | |
misshandelt worden, so dessen Anwalt Eron Kiiza. Über zwei Wochen lang war | |
er an einem geheimen Ort gefangen gehalten worden, bevor er Mitte Januar | |
ins Hochsicherheitsgefängnis nach Kitalya, rund 50 Kilometer außerhalb der | |
Hauptstadt, gebracht worden war. Rukirabashaijas Anwalt Kiiza zitiert dabei | |
den medizinischen Bericht des Gefängnisarztes, der „heilende Wunden auf dem | |
Rücken, dem Po und Handflächen“ konstatierte, als er ihn erstmals | |
untersuchte. | |
Der [2][Fall Rukirabashaija und dessen Folter] sind ein Beweis, dass | |
Ugandas Militärgeheimdienst mit brutalsten Methoden gegen Oppositionelle | |
vorgeht. Die US-Regierung hatte im Dezember CMI-Chef Abel Kandiho auf die | |
Sanktionsliste gesetzt. Er wurde am Dienstag, nur wenige Minuten nach dem | |
Gerichtsurteil, von Präsident Museveni auf einen neuen Posten versetzt: ins | |
Nachbarland Südsudan. | |
26 Jan 2022 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
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