# taz.de -- Monster in der Kunst: Die Drachen sind heute doch netter | |
> In der Gemäldegalerie gibt es „Fantastische Tierwesen der Grafik des 15. | |
> bis 18. Jahrhunderts“ zu bewundern. Das ist gruselig! | |
Bild: Giulio Bonasone nach Parmigianino, Fries mit geflügeltem Zentaur, 1530e… | |
Ein muskulöser Mann liegt auf dem Boden und versucht einen großen Drachen | |
mit einer Hand abzuwehren. Aber der hat schon die Zähne in sein Gesicht | |
geschlagen und Blut fließt über das, was von dem noch übrig ist. Der Drache | |
gräbt seine Krallen in die Haut eines anderen Körpers, dem er schon den | |
Kopf abgerissen hat. Seine Flügel sind gespreizt, er rümpft seine Nase. Die | |
Augen sehen den Betrachter an, man bekommt fast Angst, dass der Drache | |
gleich aus dem Bild springt. | |
Der Kupferstich „Der Drache verspeist die Gefährten des Catmos“ von | |
Hendrick Goltzius aus dem Jahr 1588 ist einer von den brutalsten hier, aber | |
auch von den beeindruckendsten. Er ist zusammen mit 30 anderen Bildern in | |
der Ausstellung [1][„Fantastische Tierwesen der Grafik des 15. bis 18. | |
Jahrhunderts“] zu sehen, bis zum 5. Juni in der Gemäldegalerie. | |
Ich bin hier gelandet, weil ich mich für die fantastischen Tierwesen in | |
meinen Lieblingsbüchern interessieren, also bei [2][J. K. Rowling], Tolkien | |
und bei [3][Cornelia Funke] zum Beispiel. Ich mag die Nifler, Orks, Greifer | |
und anderen Fabelwesen. Es ist spannend, dass es viele Geschichten und | |
Bilder von solchen Tieren gibt, die schon viel, viel älter sind als meine | |
Bücher. In der Ausstellung finden sich viele Einhörner, Drachen und | |
Zentauren, die mir alle ziemlich bekannt vorkommen. Ein Bild eines | |
Hippogreifs sieht genauso aus wie Seidenschnabel in „Harry Potter“. | |
## Früher waren Tierwesen bösartiger | |
Die Drachen in der Gemäldegalerie kann man allerdings nicht so gut mit den | |
Fabelwesen aus meinen Büchern vergleichen. Anders als hier sind die | |
Drachen, die ich kenne, zwar stark, aber auch friedlich, wenn man sie nicht | |
verärgert. Viele sind sogar sehr nett. | |
Überhaupt haben die Menschen sich vor 300 oder 500 Jahren Fabelwesen | |
wahrscheinlich als viel gefährlicher vorgestellt als heute, als etwas Böses | |
und Grausames. In dem Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden | |
sind“ sagt die Hauptfigur Newt mal etwas sehr Interessantes. Ihm sind | |
gerade mitten in New York seine Tierwesen ausgebüchst: „Wir müssen sie | |
wieder einfangen, bevor ihnen was zustößt. Sie sind jetzt auf unbekanntem | |
Terrain, inmitten von Millionen der bösartigsten Kreaturen auf der Erde: | |
Menschen.“ | |
Aus diesem Grund gefällt mir in der Gemäldegalerie auch die Radierung „Der | |
Greif“ von David Loggan aus dem Jahr 1662/1663 am besten. Der Greif sieht | |
edel, schön und gefährlich aus, man weiß nicht, ob man ihn streicheln will | |
oder weglaufen würde. Er ist von wunderschönen Blumen umgeben, was dem Bild | |
etwas sehr Natürliches und Wunderbares verleiht. Das einzige Bild hier, auf | |
dem ein Fabelwesen nicht blutrünstig wirkt. | |
Mei Messmer ist die Tochter der taz-Redakteurin Susanne Messmer und 13 | |
Jahre alt | |
3 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/fantastische-tierwesen-in-der-g… | |
[2] /Transgender-mit-Leib-und-Seele/!5714351 | |
[3] /Transgender-mit-Leib-und-Seele/!5714351 | |
## AUTOREN | |
Mei Messmer | |
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