# taz.de -- Frankreichs Einsatz in Mali: Bruch zwischen Brüssel und Bamako | |
> Mali hat den französischen Botschafter ausgewiesen. Jetzt wird die | |
> gesamte europäische Präsenz in der Region „evaluiert“. | |
Bild: Da spielten sie noch miteinander: Manöverbesprechung malischer und deuts… | |
BERLIN taz | Neun Jahre, nachdem französische Truppen mit einem massiven | |
[1][Militäreinsatz in Mali] den Fall des Landes an islamistische Rebellen | |
mit Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida verhinderten, wird | |
[2][Frankreich aus dem Land gedrängt]. | |
Wie ein Regierungssprecher in Paris am Dienstag erklärte, gibt sich die | |
französische Regierung jetzt zwei Wochen Zeit, um „mit unseren europäischen | |
Partnern die Entwicklung unserer Präsenz vor Ort zu evaluieren“ und „eine | |
Anpassung vorzusehen“. Bereits am Freitag hatte Dänemarks | |
Verteidigungsministerin Trine Bramsen erklärt: „Innerhalb von 14 Tagen | |
werden wir eine Entscheidung über die Zukunft des Kampfes gegen den Terror | |
im Sahel treffen.“ | |
Damit liegt der [3][Abzug der internationalen Truppen aus Mali] erstmals | |
formal auf dem Tisch. Vergangene Woche hatte Malis Regierung in wenig | |
diplomatischen Tönen Dänemark aufgefordert, ein gerade erst gelandetes | |
Kontingent von 100 Spezialkräften „unverzüglich“ wieder abzuziehen, weil | |
man sie nicht eingeladen habe. Die Dänen sollten zu der von Frankreich ins | |
Leben gerufenen Operation Takuba stoßen, die mit derzeit 900 Mann gezielte | |
Militärschläge gegen islamistische Gruppen führen und aus Niger heraus | |
operieren soll. | |
Mittelfristig soll Takuba als europäische Mission die bereits von 5.000 auf | |
3.000 Soldaten reduzierte rein französische Antiterrormission Barkhanen | |
Mali ersetzen, die seit 2013 im Einsatz ist. Malis Militär will Takuba | |
nicht. Die Generäle, die seit [4][zwei Putschen 2020 und 2021] in Malis | |
Hauptstadt Bamako herrschen, ziehen russische Spezialkämpfer vor – mehrere | |
Hundert Russen aus dem Umfeld der privaten Sicherheitsfirma Wagner und | |
anderer nebulöser Kreise sind bereits in Mali in Einsatz. | |
## Malische „Provokation“ | |
Malis Regierung verlangt nun von jeder teilhabenden Nation am Einsatz | |
Takuba ein eigenes bilaterales Militärabkommen, was nicht existiert. Die | |
Dänen flogen umgehend vergangene Woche nach Hause und Frankreich war | |
empört. Verteidigungsministerin Florence Parly sprach von einer malischen | |
„Provokation“. Außenminister Jean-Yves Le Drian sprach von | |
„unverantwortlichen Maßnahmen“ einer „illegitimen Junta“. Die „Junta… | |
reagierte am Montag, bestellte den französischen Botschafter Joel Meyer ein | |
und gab ihm 72 Stunden Zeit, Mali zu verlassen. | |
Auf diese Ausweisung reagieren Frankreichs europäische Partner wiederum | |
scharf. Berlin stehe „fest an der Seite“ Frankreichs, erklärte das | |
Auswärtige Amt am Dienstag und sagte, die „ungerechtfertigte Ausweisung des | |
französischen Botschafters führt in die Sackgasse“. Auch der | |
EU-Außenbeauftragte Josep Borrell äußerte Solidarität mit Frankreich. | |
Noch am Dienstag meldete die Nachrichtenagentur Reuters, die EU-Staaten | |
hätten sich darauf geeinigt, Reiseverbote gegen fünf Mitglieder der | |
[5][malischen Junta] zu verhängen und Vermögenswerte von ihnen | |
einzufrieren. | |
Offiziell folgt die EU damit dem Vorbild der westafrikanischen | |
Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft), die | |
bereits am 9. Januar [6][harte Strafmaßnahmen gegen Mali] verhängte, | |
nachdem die regierenden Militärs ihre bisherige Zusage von Wahlen am 27. | |
Februar zurückgezogen und Wahlen erst nach fünf Jahren in Aussicht gestellt | |
hatten. Zu den Sanktionen gehört auch die Schließung der Grenzen und die | |
Einstellung des Zahlungsverkehrs. | |
## Scharfer Ton gegen das Ausland | |
Malis Premierminister Choguel Maiga nannte die Sanktionen „illegal und | |
unmenschlich“, und die vom Militär dominierte Regierung verschärft den Ton | |
gegen das Ausland weiter. Laut einem am Dienstag veröffentlichten | |
[7][Schreiben des Außenministeriums] bedürfen jetzt sämtliche zivilen und | |
militärischen Bewegungen der Operation Takuba einer „schriftlichen“ | |
Einladung des malischen Präsidenten sowie einer „ausdrücklichen“ | |
Genehmigung der Regierung. | |
Die Operation Takuba ist damit faktisch tot, denn Spezialkräfte zeichnen | |
sich ja gerade durch verdeckte Einsätze aus. Auf sie verlassen sich aber | |
auch die UN-Mission in Mali und die EU-Trainingsmission EUTM Mali, die | |
Malis Militär ausbildet, für ihren Schutz. An diesen beiden Missionen ist | |
die [8][deutsche Bundeswehr] mit ihrem derzeit größten Auslandseinsatz | |
beteiligt. | |
1 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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