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# taz.de -- Umsturzversuch in Guinea-Bissau: Lage „unter Kontrolle“
> In dem westafrikanischen Staat kommt es am Dienstag zu Schusswechseln am
> Präsidentenpalast. Das befeuert die Sorgen um die Region.
Bild: Die Situation sei „unter Kontrolle“, sagt der Präsident Umaro Sissoc…
Bissau afp | Der Staatschef von Guinea-Bissau, Umaro Sissoco Embalo, hat
nach eigenen Angaben einen Mordanschlag überlebt. Bei dem Angriff auf
seinen Amtssitz sei es darum gegangen, „den Präsidenten der Republik und
das gesamte Kabinett zu töten“, sagte Embalo am Dienstagabend. Der
Präsidentenpalast sei „fünf Stunden lang unter heftigem Beschuss aus
schweren Waffen“ gestanden. Es habe „viele Tote“ gegeben, sagte er weiter.
Embalo vermutete, dass der mutmaßliche Putschversuch „von denjenigen
ausgehen muss, die gegen die Entscheidungen sind, die ich getroffen habe,
insbesondere im Kampf gegen den Drogenhandel und die Korruption“. Er sprach
von einem „sehr gut vorbereiteten und organisierten Akt“, aber auch von
einem „isolierten Akt“. Embalo berichtete von ersten Verhaftungen.
Nach den Schüssen am Präsidentenpalast in der Hauptstadt von Guinea-Bissau
wuchs die Angst vor einem weiteren Putsch im Westen Afrikas. Der
Regierungssitz in Bissau war am Dienstagnachmittag von schwer bewaffneten
Männern umstellt, wie AFP-Reporter berichteten. Die UNO rief zu einem
sofortigen Ende der Kämpfe auf. Die westafrikanische
Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas sprach von einem „versuchten Staatsstreich“.
In einem Telefonat mit AFP versicherte Staatschef Umaro Sissoco Embalo
jedoch, dass die Situation „unter Kontrolle“ sei.
Wer die Schüsse abfeuerte, war zunächst unklar. Verschiedenen Berichten
zufolge wurden am frühen Nachmittag bewaffnete Männer beim Betreten des
Präsidentenpalastes gesehen, in dem verschiedene Ministerien untergebracht
sind. Einige Zeugen beschrieben die Bewaffneten als Militärs, andere als
Zivilisten.
## Afrikanische Union zeigte sich zutiefst besorgt
Die Bewaffneten rund um den Palast hielten die Menschen auf Abstand. Ein
AFP-Reporter berichtete, er sei von einem Bewaffneten mit vorgehaltener
Waffe aufgefordert worden, sich zu entfernen. Bewohner flohen aus ihren
Häusern. Die Märkte leerten sich und die Banken schlossen ihre Pforten.
Militärfahrzeuge patrouillierten in den Straßen.
Das Auswärtige Amt warnte Deutsche in dem Land, sich von
Menschenansammlungen fernzuhalten. Die Lage sei „volatil und
unübersichtlich“.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte ein sofortiges Ende der Kämpfe
in dem kleinen westafrikanischen Staat und „die volle Achtung der
demokratischen Institutionen des Landes“. Er sei „besorgt“ angesichts der
Schüsse, hieß es in einer Erklärung. Die Ecowas verurteilte „diesen
versuchten Staatsstreich“ und machte „das Militär für das Wohlergehen von
Präsident Umaro Sissoco Embalo und Mitgliedern seiner Regierung
verantwortlich“. Auch die Afrikanische Union (AU) zeigte sich zutiefst
besorgt über den „versuchten Putsch“ und forderte die Militärs auf, sich
wieder in ihre Kasernen zu begeben.
Guinea-Bissau mit seinen etwa zwei Millionen Einwohnern liegt im Westen
Afrikas zwischen Senegal und Guinea. Seine Geschichte ist geprägt von
politischen Umstürzen: Seit es 1974 nach einem langen Befreiungskrieg von
Portugal unabhängig wurde, gab es vier Putsche, den letzten im Jahr 2012.
## Putschserie erschüttert seit Westafrika seit 2020
Seit 2014 befindet sich das Land auf dem Weg zurück zu einer
verfassungsmäßigen Ordnung. Jedoch gibt es immer wieder Rückschläge durch
wechselnde Regierungen, Putschversuche und Gewalt. Das Land leidet unter
massiver Korruption und gilt als Drehscheibe für den Kokainhandel zwischen
Lateinamerika und Europa.
Seit Anfang 2020 wird Guinea-Bissau von Präsident Embalo, einem ehemaligen
General, regiert. Der Amtsantritt des 49-Jährigen war umstritten und von
anhaltenden Protesten begleitet.
Die Ereignisse vom Dienstag erinnern an die [1][Putschserie, die seit 2020
Westafrika erschüttert]: In [2][Mali] putschte die Armee im August 2020 und
erneut im Mai 2021, in Guinea im September 2021 und in [3][Burkina Faso]
übernahmen Militärs im Januar die Macht. Die Lage in diesen Ländern ist
auch auf einem Gipfeltreffen der Ecowas in dieser Woche Thema.
2 Feb 2022
## LINKS
[1] /Krise-in-Burkina-Faso/!5827841
[2] /Frankreichs-Einsatz-in-Mali/!5829609
[3] /Staatsstreich-in-Burkina-Faso/!5830211
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