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# taz.de -- Währungskrise in Venezuela: Hyperinflation passé
> Noch vor zwei Jahren erreichte die Inflation in Venezuela fast 3.000
> Prozent. Nun wurde bei Gehältern und Spritsubventionen gespart – mit
> Erfolg.
Bild: Längst gibt es in Venezuela nahezu wieder alles zu kaufen, aber eben nur…
Buenos Aires taz | In Sachen Geldwertverlust ist [1][Venezuela das Synonym
für Hyperinflation]. Keine Währung weltweit hat in den vergangenen Jahren
so rasant an Kaufkraft verloren wie der venezolanische Bolívar. Für das
Jahr 2020 meldete Venezuelas Zentralbank eine Inflationsrate von knapp
3.000 Prozent. Doch [2][damit ist es vorerst vorbei]. Nach Angaben der
Zentralbank blieb die Teuerungsrate in den vergangenen zwölf Monaten
jeweils unter 50 Prozent.
Im letzten Quartal 2021 hatte die monatliche Rate sogar im einstelligen
Prozentbereich gelegen. „Mit dem Ergebnis des einstelligen
Inflationsmanagements in den Monaten September, Oktober, November und
Dezember hat Venezuela den Zustand der Hyperinflation verlassen“,
verkündete Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro zum Jahreswechsel.
Zwölf Monate jeweils unter 50 Prozent gilt als Ende einer Hyperinflation.
Im Dezember 2020 hatte die Rate 77,5 Prozent letztmals über der
50-Prozent-Marke gelegen. Als Beginn der Hyperinflation gilt der November
2017. Dass die Zahlen realistisch sind, bestätigt das Observatorio
Venezolano de Finanzas (OVF).
Für die unabhängige Einrichtung ist die Hyperinflation jedoch noch nicht zu
Ende. Nach ihren Bemessungsgrundlagen liegt die Rate erst zehn Monate in
Folge unter der 50er-Marke. „Trotzdem kam es Ende 2021 zu einer deutlichen
Verlangsamung der Preissteigerungsrate, da sich der Preisanstieg von 3.713
Prozent im Jahr 2020 auf 660 Prozent im Jahr 2021 verringerte“, so das
Observatorium.
## Rigide Haushaltspolitik
Als Gründe für die Eindämmung der Inflation werden die rigide
Haushaltspolitik der Regierung in Caracas mit Einsparungen vor allem bei
den Gehältern der öffentlich Beschäftigten und den Rentenzahlungen sowie
die Subventionsstreichungen bei Benzin und Diesel genannt. Folglich musste
Venezuelas Zentralbank weniger Geld zum Stopfen von Löchern im Budget
drucken und die Geldmenge nicht derart uferlos ausweiten wie in den Jahren
zuvor. Das minderte den Entwertungsdruck auf den Bolívar deutlich ab.
Zugleich ist der Prozess der Dollarisierung von Wirtschaft und Handel
inzwischen weit fortgeschritten. Längst gibt es nahezu wieder alles zu
kaufen, aber eben nur gegen die US-Währung. Dabei steigen die Dollarpreise
im Rhythmus der Abwertung des Bolívar, den die Zentralbank im vergangenen
Jahr mit einer aggressiven Interventionspolitik stützte. Dafür verkaufte
sie Dollarreserven in dreistelliger Millionenhöhe.
Wie lange die Erfolgsgeschichte anhält, ist offen. Klar ist, wem sie bisher
nützte. Und da teilt sich die Bevölkerung in zwei Gruppen: in jene mit dem
Besitz von oder dem Zugang zu Dollars und in jene, die nur über Bolívares
verfügt oder auf staatliche Hilfsprogramme angewiesen ist. Wie groß die
zweite Gruppe ist, zeigt die Armenstatistik. Nach der letzten Umfrage der
Katholischen Universität Andrés Bello leben 94,5 Prozent der
Venezolaner*innen in Armut.
Im regionalen Vergleich bleibt Venezuela Spitzenreiter. Abgeschlagen
[3][auf dem zweiten Platz folgt Argentinien mit 52 Prozent,] dahinter
Brasilien (10 Prozent) sowie Uruguay (knapp 8 Prozent) und Chile (7,2
Prozent). Das leuchtende Schlusslicht ist Bolivien mit weniger als einem
Prozent.
13 Jan 2022
## LINKS
[1] /Wahlen-in-Venezuela/!5736852
[2] https://www.bbc.com/mundo/noticias-america-latina-59939636
[3] /Inflation-in-Argentinien/!5811334
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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