Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Auswirkungen der US-Geldpolitik: Welche Folgen die Zinswende hat
> Die Fed hat die Zinswende eingeleitet und will so eine hohe Inflation
> bekämpfen. Das wird weltweite Folgen mit sich tragen. Fragen und
> Antworten.
Bild: Auch in Europa ist die Inflation derzeit so hoch wie lange nicht mehr
Wie bremsen höhere Zinsen die Inflation?
Steigen die Zinsen, verteuern sich zum Beispiel Kredite. Privathaushalte
und vor allem Unternehmen finanzieren dann weniger auf Pump. Die Nachfrage
sinkt also. Das Wachstum schwächt sich ab. Lässt die Nachfrage zum Beispiel
nach Energie oder Computern und Autos nach, schwächt sich auch der
Preisdruck ab. Das alles geschieht aber nicht von heute auf morgen. Wenn
die Notenbank Fed, wie am Mittwoch angekündigt, im März erstmals seit
langer Zeit die Zinsen anhebt, vergehen noch einige Monate, bis sich die
Wirtschaft wie gewünscht entwickelt. Auf die Entwicklung einzelner Preise,
etwa für Energie, haben Zentralbanken jedoch keinen Einfluss.
Warum wirken sich [1][Zinserhöhungen in den USA] auch auf Deutschland aus?
Die Weltwirtschaft und das Weltfinanzsystem sind eng miteinander
verflochten. Die Zinspolitik wirkt daher weit über die Grenzen der USA
hinaus. Eine Folge ist die Verlagerung von Kapital in die USA, weil es sich
dort besser verzinst als zum Beispiel in Europa. Das Geld wird zum Beispiel
aus riskanteren oder nicht lohnenswerten Anlagen abgezogen. Das können
Aktien deutscher Unternehmen sein oder auch Anleihen der europäischen
Staaten.
Auch auf die Währungen hat die Fed-Entscheidung Einfluss. Tendenziell
steigt die Nachfrage nach Dollar. Der Euro verliert an Wert. Damit
verteuern sich Einfuhren wie Erdöl, die in Dollar abgerechnet werden.
Andererseits erleichtert ein niedriger Eurokurs deutschen Unternehmen
Exporte, weil ihre Produkte damit international preisgünstiger werden.
Ist auch in Europa [2][die Zeit der Niedrigzinsen] bald vorbei?
Auch in Europa ist die Inflation derzeit so hoch wie lange nicht mehr.
Zuletzt stiegen die Preise um 5 Prozent. Doch die Europäische Zentralbank
(EZB), die für die Zinspolitik in Europa zuständig ist, will noch eine
Weile an der Nullzinspolitik festhalten.
Denn im Gegensatz zu den USA läuft die Konjunktur in der Eurozone noch
nicht überall auf Hochtouren. In der kommenden Woche tagt der EZB-Rat. Dann
wird sich zeigen, ob die Zentralbank andeutet, den Amerikanern zu folgen.
Die EZB erwartet wie auch die Bundesregierung, dass die Inflation im
Jahresverlauf wieder nachlässt und sich im kommenden Jahr wieder in
Richtung der Zielmarke von 2 Prozent bewegt. Allerdings haben die
Notenbanker zuletzt mit ihren Prognosen danebengelegen.
Steht wegen der Zinswende ein Börsencrash ins Haus?
Niedrige oder gar keine Zinsen bedeuten auch, dass viel Geld im Umlauf ist,
zum Beispiel durch billige Kredite. Außerdem fehlen rentable
Anlagemöglichkeiten. Ein großer Teil des überschüssigen Geldes wird daher
am aussichtsreicheren Aktienmarkt oder in Immobilien angelegt. Steigen die
Zinsen, wird dieses Kapital womöglich wieder abgezogen und in sichere
Anlagen umgeschichtet.
Tendenziell zieht das sinkende Aktienkurse nach sich. Wie groß die Gefahr
eines tiefen Einbruchs an den Börsen ist, lässt sich schwer vorhersagen. Da
sind sich auch die Experten nicht einig. Im Vorfeld der Sitzung der
US-Notenbank gab es schon stark sinkende Notierungen an den Börsen. Da
spielten aber vermutlich auch die Unsicherheit über die künftige
Zinspolitik sowie die Sorge vor einem Krieg in Europa eine Rolle.
Wie sollten sich Sparer jetzt verhalten?
Für Sparer in Deutschland ändert sich zunächst einmal wenig. Noch hat die
EZB ihnen keine Hoffnung auf baldige Zinssteigerungen gemacht. Selbst wenn
die Zentralbank nachziehen und die Zinsen in Europa anheben sollte, wird es
für Guthaben bei den Banken noch dauern, bis sie höhere Zinsen an ihre
Kunden weitergeben. Wer sein Geld in Aktien anlegen will, fährt nach
Einschätzung der Stiftung Warentest mit langfristig ausgerichteten
Sparplänen am besten. Damit können Kursschwankungen ausgeglichen werden.
Sind jetzt Geldanlagen in US-Dollar sinnvoll?
Auch in den USA wird es noch eine Weile dauern, bis höhere Zinsen an die
Sparer weitergegeben werden. Da die Fed die Zinsen wohl auch nur in kleinen
Schritten erhöhen wird, lohnt sich eine Sparanlage in den USA vorläufig
noch nicht. Außerdem sollten Sparer bedenken, dass der Ertrag einer Anlage
in den USA auch vom jeweiligen Wechselkurs abhängt. Sinkt der Dollarkurs,
kommt womöglich trotz höherer Zinsen weniger heraus als bei einer
heimischen Anlage.
Was haben Zinsen mit [3][Kryptowährungen] zu tun?
Einen direkten Zusammenhang gibt es nicht. Zurzeit verkaufen Anleger vor
allem sehr hoch bewertete Technologieunternehmen und scheuen das Risiko.
Kryptowährungen sind hochspekulativ und werden in Folge dieses Trends
ebenfalls abgestoßen.
28 Jan 2022
## LINKS
[1] /Fed-reagiert-auf-Inflation/!5822609
[2] /Debatte-um-Steuern-in-Coronakrise/!5684680
[3] /Kryptowaehrung/!t5476505
## AUTOREN
Wolfgang Mulke
## TAGS
USA
Fed
EZB
Zinsen
Zinspolitik
Inflation
Euro
Inflation
Fed
Bruttoinlandsprodukt
Fed
Fed
## ARTIKEL ZUM THEMA
Euro pari zum Dollar: Tiefster Stand seit 20 Jahren
Ein Euro ist genauso viel Wert wie ein US-Dollar – und die Talfahrt könnte
weitergehen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Inflation im Euroraum: Alles teurer als erwartet
Die Verbraucherpreise im Euroraum sind gestiegen, genauso wie die
Energiekosten. Analysten haben mit weniger Inflation gerechnet.
Zinsentscheid der US-Notenbank Fed: Kontrolle über den Dollar verloren
Die US-Notenbank Fed will die Zinsen anheben, um die Inflation zu
bekämpfen. Das ist richtig, birgt aber Risiken – auch für die Eurozone.
Deutsches Bruttoinlandsprodukt gestiegen: Gebremstes Wachstum
Die deutsche Wirtschaft hat 2021 zwar zugelegt. Aber das war nicht genug,
um den Einbruch aus dem Coronajahr 2020 aufzuholen.
Wirtschaftliche Lage in den USA: Vor der Zinswende
Eine Inflation von sieben Prozent und mässige Wirtschaftsdaten alarmieren
die Zentralbank Fed. Bald dürfte die Ära des ultrabilligen Geldes enden.
Steigende Inflation: EZB und Fed treten auf die Bremse
Inflation, und was jetzt? Die US-Notenbank will ihre Anleihekäufe beenden
und wohl die Zinsen anheben. Die EZB agiert langsamer.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.