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# taz.de -- Petition der Woche: Und der Haifisch, der hat Flossen …
> … in die Suppe soll’n die nicht. Eine Online-Petition gegen das
> sogenannte „Finning“ hat europaweit über eine Million Unterstützende
> gefunden.
Bild: Haie werden oft nur wegen ihrer Flossen gejagt, der Rest des Körpers wir…
Haifischflossen zählen zu den teuersten Fischprodukten. Über 600 US-Dollar
kann ein Kilo des fischigen Knorpelgewebes kosten. Und dabei soll es gar
keinen besonderen Geschmack haben, weshalb die in Ost- und Südostasien
beliebte Haifischflossensuppe häufig mit Hühnerbrühe angereichert wird.
Dennoch gilt sie dort als Delikatesse und Statussymbol – der Porsche unter
den Suppen quasi.
Da das restliche Haifleisch weniger wert ist, werden die Haie oft nur wegen
ihrer Flossen gejagt. [1][Beim „Finning“] – von englisch „fin“ = Flos…
werden dem Hai alle Flossen abgetrennt, oft wird sein Körper dann auf hoher
See zurück ins Wasser geworfen. Ohne Flossen können sich Haie nicht
fortbewegen und ihre Kiemen nicht ausreichend mit frischem
sauerstoffhaltigem Wasser spülen. Sie sinken auf den Meeresgrund, verbluten
oder ersticken langsam.
Jährlich werden [2][schätzungsweise 100 Millionen Haie] durch den Menschen
getötet, viele davon nur für ihre Flossen. Dabei sind laut WWF ein Drittel
aller Haiarten vom Aussterben bedroht – auch durch Überfischung. Dass viele
Haiarten erst zwischen 18 und 25 Jahren geschlechtsreif werden und häufig
nur alle zwei Jahre Nachwuchs bekommen, trägt zu der angespannten Lage bei.
Zusätzlich wird bei der Jagd auf Haie keine Rücksicht auf Größe, Alter oder
Art des Exemplars genommen. Es fehlt an Richtlinien, wie es bei anderen
Fischsorten üblich ist.
Auch wenn in der EU traditionell keine Haifischflossen verzehrt werden, ist
Europa [3][an 22 Prozent des weltweiten Haifischhandels beteiligt]. Vor
allem Spanien zählt global zu den größten Exporteuren. Um das „Finning“ …
stoppen, hat die EU im Jahr 2013 verordnet, dass die Flossen nur am Körper
der Haie in die Häfen gebracht werden dürfen.
An Land können die Flossen dann allerdings abgetrennt und nach Asien
exportiert werden. Und wie das mit vielen Verordnungen so ist, gelingt die
Durchsetzung nicht wirklich. So werden nur etwa 3 Prozent der Schiffe der
spanischen Langleinenflotte von unabhängigen Beobachter:innen
kontrolliert. Der Rest ist Vertrauen.
Die [4][europäische Bürgerinitiative „Stop Finning“] fordert daher [5][mit
einer Petition] ein Verbot des gesamten Handels mit Haiflossen in der EU.
So dürften die Flossen nicht vom Körper abgetrennt werden – auch nicht für
den Export.
Aber bevor eine europäische Bürgerinitiative Druck auf die Politik ausüben
kann, müssen einige Hürden genommen werden: Mindestens eine Million
EU-Bürger:innen müssen die Petition unterzeichnen. Um zu verhindern, dass
die Stimmen alle aus einem Land kommen, gilt für jedes Land eine eigene
Mindestgrenze, abhängig von den jeweiligen Sitzen im Europäischen Parlament
– für Deutschland sind das 72.096 Stimmen. Die Mindestgrenze muss in einem
Viertel der Mitgliedsstaaten, also in sieben Ländern, erreicht werden.
Das ist den Initiator:innen von „Stop Finning“ geglückt, und auch die
Hürde von einer Million Stimmen [6][wurde in dieser Woche geknackt]. Eine
bemerkenswerte Punktlandung, denn am 31. Januar endet die Petition nach
zwei Jahren, und vor zehn Tagen fehlten noch rund 450.000 Stimmen. Sind
alle Stimmen schließlich ausgezählt und gültig, ist die Europäische
Kommission verpflichtet, sich die Forderungen der Bürgerinitiative
anzuhören.
25 Jan 2022
## LINKS
[1] /Trotz-Schutzabkommen/!5050409
[2] https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/meere/meeresschutz/bedrohte-jaeger…
[3] https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/haie/eur…
[4] https://www.stop-finning-eu.org/de/index.html
[5] https://europa.eu/citizens-initiative/initiatives/details/2020/000001_de
[6] https://eci.ec.europa.eu/012/public/#/screen/home
## AUTOREN
Sophie Fichtner
## TAGS
Haie
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