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# taz.de -- Hochwasserkatastrophe im Ahrtal: Caritas kritisiert zähe Fluthilfe
> Die Präsidentin der Hilfsorganisation Caritas kritisiert nach der
> Flutkatastrophe zu viel Bürokratie. Es gebe einen Mangel an Gutachtern.
Bild: Zusammen stark: freiwillige Helfer nach dem Hochwasser an der Ahr
Frankfurt/Main taz | Nach einem Besuch im [1][Katastrophengebiet an der
Ahr] hat die Präsidentin der Hilfsorganisation Caritas, Eva Welskop-Deffaa,
die staatliche Hilfe nach der Flut als „unverständlich langsam“ kritisiert.
„Jeder Monat, der verloren geht, ist für die Betroffenen ein
traumatisierter Monat.“ Welskop-Deffaa zeigte sich gleichzeitig beeindruckt
von der Hilfs- und Spendenbereitschaft. „Wir haben euch nicht vergessen“,
sei die Botschaft, die die Betroffenen erwarten könnten.
Welskop-Deffaa sagte, es habe sie bedrückt, dass Betroffene ihr
berichteten, der jüngste Dauerregen und Hagel habe sie an die Flutnacht
erinnert. Wenn das Regenprasseln aufs Dach auch sechs Monate nach der
Katastrophe die Ängste zurückhole, zeige das, dass die [2][Bewältigung der
erlittenen Traumata] Zeit brauche. Allein für die Beseitigung der äußeren
Schäden veranschlagten Experten sieben Jahre.
## Präsidentin beklagt Bürokratie
Die Caritas-Präsidentin berichtete auch von einem Gespräch mit einer
84-Jährigen, die bei der Flut ihr Haus verloren habe. Ihr Antrag auf
Entschädigung hänge in der Luft, weil sie sich nach der Rückkehr von einem
Auslandsaufenthalt vor zwei Jahren nicht ordnungsgemäß bei den Behörden
angemeldet hatte. „Das ist deutscher Rechtsstaat, das ist gut und schön,
doch wir müssen manches Mal auch über unseren Schatten springen.“ Möglicher
Missbrauch lasse sich notfalls auch später überprüfen.
Ihre Caritas-Kollegin Silvia Plum, die vor Ort die Fluthilfe koordiniert,
beklagte vor allem den Mangel an Gutachtern. [3][1.500 Haushalte seien von
der Flutkatastrophe betroffen]. Das Vorliegen eines Gutachtens sei vielfach
Voraussetzung, um einen Antrag auf Entschädigung stellen zu können. Bei der
Vielzahl der Schadensmeldungen sorge dieser Mangel für Verzögerung. Da die
Hilfen der NGOs wie der Caritas aber nur nachrangig ausgezahlt werden
dürften – also nach der Klärung von Ansprüchen an staatliche Stellen und
Versicherungen – gehe die Abwicklung unsagbar langsam voran.
## Caritas verweist auf den Klimawandel
Bei der virtuellen Pressekonferenz stellte Claudio Moser, der für die
Caritas die weltweiten Hilfen koordiniert, die Flutkatastrophe an Ahr und
Erft in den [4][Zusammenhang mit dem Klimawandel]. Die Häufung von
Naturkatastrophen sei kein Zufall. So seien vor 20 Jahren im Durchschnitt
200 Naturkatstrophen registriert worden, inzwischen habe sich die Zahl auf
400 jährlich verdoppelt.
Dabei seien, wie zuletzt in Haiti und Brasilien, meist die Ärmsten der
Armen die Notleidenden. „Die am wenigstens zum Klimawandel beigetragen
haben, werden am stärksten betroffen“, sagte Moser. Beim Wiederaufbau und
der Zukunftsplanung sei deshalb ein klimasensibles Vorgehen geboten,
ergänzte Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa. Ihre Mahnung: „Klimaschutz
heißt dabei auch Katastrophenprävention!“
6 Jan 2022
## LINKS
[1] /Unterwegs-im-Flutgebiet/!5823146
[2] /Hotel-als-Notunterkunft-fuer-Flutopfer/!5802764
[3] /Unterwegs-im-Flutgebiet/!5823146
[4] /Caritas-kritisiert-Koalitionsvertrag/!5817192
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
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