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# taz.de -- Häusliche Gewalt und Missbrauch: UN-Experten machen Spanien Vorwü…
> Das Land müsse Kinder besser vor gewalttätigen Vätern schützen, heißt es.
> Die Justiz favorisiere auch in solchen Fällen oft das männliche
> Elternteil.
Bild: Spanien muss mehr tun, um Kinder vor häuslicher Gewalt zu schützen, sag…
Madrid taz | Der Vorwurf wiegt schwer: „Die Minderjährigen in Spanien
werden durch ein Gerichtssystem, das sie nicht vor den missbrauchenden
Vätern schützt, der Gewalt und dem sexuellem Missbrauch ausgesetzt“, heißt
es in einem [1][Schreiben der Vereinten Nationen]. Unterzeichnet ist es von
acht UN-Sonderberichterstattern und deren Mitarbeitern unterschiedlicher
Themenbereiche. Sie fordern die spanischen Justiz auf, „die Vorurteile
gegen Frauen zu überwinden“ und „sich auf die Genderperspektive und die der
Kinder zu konzentrieren“. Die Experten untersuchen Spaniens Justiz seit
nunmehr zehn Jahren.
Die Gerichte würden immer wieder den Vätern das geteilte oder gar das
alleinige Sorgerecht zusprechen, obwohl die Mütter häusliche Gewalt und
sexuellen Missbrauch gegen die Kleinen nachweisen könnten. Das Schreiben
hebt den Fall von Diana Garcia M. besonders hervor: Der jungen Mutter wurde
das Sorgerecht für ihre sechsjährige Tochter von einem Gericht in einem
Madrider Vorort aberkannt. Sie habe die Beziehung zwischen dem Kind und
ihrem Vater behindert, heißt es zur Begründung. Obwohl es eine
Vorgeschichte von häuslicher Gewalt sowie Indizien gab, die darauf
hindeuten, dass er seine Tochter jahrelang sexuell missbraucht hatte, wurde
dem Vater das volle Sorgerecht zugesprochen.
„Trotz klarer gegenteiliger Leitlinien in der Kinderrechtskonvention
urteilen Gerichte weiterhin, es sei im besten Interesse des Kindes, den
Kontakt zu einem Elternteil aufrechtzuerhalten, auch wenn dieser Elternteil
gewalttätig ist oder Missbrauch übt“, schreiben die UN-Experten. Sie werfen
den spanischen Gerichten „eine diskriminierende Voreingenommenheit
gegenüber Frauen“ vor, die dazu führe, „dass ihre Aussagen als weniger
glaubwürdig wahrgenommen werden als die der Männer“. Weiter heißt es: „N…
seltener wird Frauen geglaubt, wenn sie körperliche und sexuelle Gewalt von
Vätern gegen sich selbst und ihre Kinder melden.“
Spaniens Richter sprechen immer wieder vom „elterlichen
Entfremdungssyndrom“. Die Kinder würden sich unter dem Einfluss der Mütter
von den Vätern lossagen und diese gar beschuldigen. Mit dieser
wissenschaftlich nicht belegten Theorie als Grundlage der Rechtssprechung
würden „die Frauen vom Gericht bestraft, anstatt den Schutz ihres
Nachwuchses zu gewährleisten“.
Im Mai hatte eine Gruppe von 20 Frauen eine Beschwerde beim
[2][UN-Ausschuss gegen Frauendiskriminierung (CEDAW)] eingereicht. Die
Arbeit des Ausschusses war eine der Grundlagen für das jetzige Schreiben
der UN-Experten. Spanien wurde in den vergangenen Jahren immer wieder vom
CEDAW untersucht.
2014 hat der Ausschuss Spanien aufgefordert, eine Frau als Justizopfer zu
entschädigen, die 50 Mal vor Gericht gezogen war, um zu verhindern, dass
ihre Tochter unbeaufsichtigte väterliche Besuche erhielt, wie es der
Scheidungsrichter angeordnet hatte. Sie sprach von Gewalt und Missbrauch –
vergebens. Schließlich ermordete der Vater bei einem Besuch die Kleine und
brachte sich anschließend selbst um.
„Jetzt ist die spanische Regierung gefragt. Ich hoffe, dass das Ganze nicht
einfach in irgendeiner Schublade verschwindet“, erklärt Chelo Alvárez,
Sprecherin der Gruppe Beschützender Mütter (Plataforma de Madres
Protectoras). Sie verlangt „Entschädigung für die betroffenen Frauen und
Kinder“, sowie, „dass alle betroffenen Kinder unverzüglich zu ihren Mütte…
zurückkönnen“.
10 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.ohchr.org/FR/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=27935&amp…
[2] https://www.ohchr.org/en/hrbodies/cedaw/Pages/CEDAWIndex.aspx
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
Elterliche Gewalt
Vaterschaft
Mütter
häusliche Gewalt
Partnerschaftsgewalt
Gewalt gegen Kinder
Literatur
Alleinerziehende
Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen
Spanien
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