# taz.de -- Diplomatischer Boykott von Olympia: Ein richtiges Signal | |
> Der diplomatische Olympiaboykott der USA wird die Menschenrechte in China | |
> kaum verbessern. Doch der symbolische Wert ist nicht zu unterschätzen. | |
Bild: 2022 ohne hochrangige US-Politiker: Siegerehrung für chinesische Sportle… | |
Klar: [1][Der diplomatische Olympiaboykott] seitens der USA und womöglich | |
anderer westlicher Regierungen ist billige Symbolik und wird die | |
Menschenrechte in China wahrscheinlich nicht verbessern. Er zieht aber | |
richtige Lehren aus den Boykotts 1980 und 1984 und ist daher ein richtiges | |
und wichtiges politisches Signal. | |
Reine Symbolik ist der Boykott, weil wegen der Pandemie mit Ausnahme Putins | |
ohnehin kaum ein Staats- oder Regierungschef oder Minister angereist wäre. | |
Selbst Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat das eigene Land die | |
letzten zwei Jahre nicht mehr verlassen, auch nicht für die Olympischen | |
Spiele in Tokio. | |
Im Jahr 1980 bei den Spielen in Moskau und 1984 in Los Angeles gingen die | |
Boykotts im Kalten Krieg vor allem zulasten der Sportler*innen. Sie waren | |
ein Rückschlag für den globalen Spitzensport. Für Sportler*innen, die sich | |
über Jahre auf Spiele vorbereiten, ist es ein Fortschritt, dass sie nicht | |
wieder den Kopf hinhalten müssen. | |
Doch zu hoffen, die Abwesenheit hochrangiger Politiker depolitisiere die | |
Spiele oder – wie China umgekehrt argumentiert – der Boykott politisiere | |
sie, ist Humbug. Olympische Spiele sind per se politisch. Das zeigt sich in | |
der Teilnahmebeschränkung auf Nationalteams, bei den Medaillenspiegeln und | |
in der Förderung von Teams aus dem Staats- oder Militäretat. Und wie andere | |
nutzt auch China die Spiele, um sein politisches System zu preisen. | |
Der diplomatische Boykott wird jetzt kaum einen Uiguren oder eine Uigurin | |
von Zwangsarbeit befreien, könnte aber vielleicht der [2][verschwundenen | |
Tennisspielerin Peng Shuai] den Weg zurück in die Öffentlichkeit bahnen. | |
Trotzdem ist es prinzipiell richtig, mit dem Boykott ein Zeichen zu setzen, | |
dass die Politik eben nicht jede Show Pekings mitmacht und nicht zu | |
Menschenrechtsverletzungen schweigt. Das ist zwar nur symbolisch, aber auch | |
das ist wichtig in China, wo Gesicht geben und verlieren mehr bedeutet als | |
in westlichen Kulturen. Bei den Spielen 2008 bestand noch Hoffnung, dass | |
sie China positiv verändern und mehr zivilgesellschaftliche Freiräume | |
öffnen könnten. Das erwies sich als Trugschluss. | |
Doch der diplomatische Olympiaboykott wäre glaubwürdiger, würde die Kritik | |
an Menschenrechtsverletzungen konsequenter erfolgen und nicht in den USA | |
dafür instrumentalisiert, China im Hegemoniekonflikt vorzuführen. Dazu | |
bedarf es klarer Kriterien für Wirtschaft, Kultur und Sport, die dann auch | |
bei Katar als Fußball-WM-Gastgeber gelten. | |
Der Autor war bis 1980 Leistungssportler | |
7 Dec 2021 | |
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## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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