Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Krise des britischen Premierministers: Boris Johnson angezählt
> Großbritanniens Regierungschef droht ein ähnliches Schicksal wie seiner
> Vorgängerin. Theresa May stolperte über den Brexit – Johnson über Corona.
Bild: Der Gegenwind wird stärker: Boris Johnson vor der Downing Street 10 am 1…
Erst zwei Jahre ist es her, da schien Boris Johnson unschlagbar. Die
britischen Parlamentswahlen vom 12. Dezember 2019 gewann der konservative
Premierminister mit dem besten [1][Tory-Wahlergebnis] seit Margaret
Thatcher und setzte damit einer mehrjährigen politischen Instabilität unter
seiner glücklosen Vorgängerin Theresa May ein Ende. Der Weg schien frei für
mindestens zehn Jahre Johnson-Dominanz, mit einer fundamentalen Neuordnung
der britischen Politik.
Dann kam Corona, und alle politischen Strategien lösten sich in Luft auf.
Und jetzt hat Boris Johnson innerhalb weniger Tage erst die [2][größte
parteiinterne Revolte seiner Amtszeit] erlitten und dann eine der größten
Niederlagen bei einer parlamentarischen Nachwahl in der Geschichte. Nun
steht Boris Johnson ähnlich angeschlagen da wie vor ihm Theresa May. Die
blieb in ihren drei Jahren im Amt heillos im Gestrüpp des Brexit hängen.
Sie vermochte es nicht, ein Austrittsabkommen mit der EU auszuhandeln, das
im eigenen Land mehrheitsfähig war. Ein ums andere Mal einigte die
Premierministerin sich mit Brüssel, nur um in London im Parlament zu
scheitern. Nach dem dritten Mal stürmte Boris Johnson an die Macht und
bewies dann mit seinem fulminanten Wahlsieg unter der Parole „[3][Get
Brexit Done]“, was er drauf hatte. Der Brexit ist nun vollzogen.
Aber an seine Stelle ist die Coronapandemie gerückt – als Dauerkrise, die
in immer neuen Varianten die britische Politik überschatttet und in der
sich dieser Premierminister heillos verheddert. Corona offenbart Boris
Johnsons politische Schwachstellen ähnlich gnadenlos wie der Brexit die von
Theresa May.
So wie May ein ums andere Mal mit einer neuen Brexit-Idee ankam und sich
eine blutige Nase holte, präsentiert Boris Johnson jetzt ein ums andere Mal
[4][neue Coronastrategien] und erleidet damit Schiffbruch. Beide erleben in
langen quälenden Monaten, wie ihre Autorität in aller Öffentlichkeit
dahinschwindet, und sind dagegen machtlos, weil sie das Problem – damals
Brexit, heute Corona – nicht im Griff haben.
In beiden Fällen liegt das weniger am Inhalt als an der Person. May konnte
nie den Eindruck zerstreuen, sie sei eigentlich gar nicht vom EU-Austritt
überzeugt. Johnson erzeugt seit Beginn der Pandemie immer wieder den
Eindruck, Seuchenbekämpfung nicht wirklich ernst zu nehmen. Die Skandale um
Weihnachtspartys in Downing Street vor einem Jahr, die jetzt die
Konservativen insgesamt Wählersympathien kosten, sind da nur die
öffentliche Bestätigung eines begründeten Vorurteils.
Großbritanniens Tories gehen traditionell mit den eigenen Chefs
unbarmherzig um. Wer nicht liefert, fliegt. Wie das mit Theresa May endete,
ist bekannt. 2022 wird spannend.
17 Dec 2021
## LINKS
[1] /Wahl-in-Grossbritannien/!5649610
[2] /Boris-Johnson-und-Corona/!5822469
[3] /Schwerpunkt-Brexit/!t5313864
[4] https://www.theguardian.com/politics/2020/may/20/boris-johnson-pledges-engl…
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Boris Johnson
Tory
London
Großbritannien
Boris Johnson
Grandios gescheitert
Schwerpunkt Brexit
Schwerpunkt Coronavirus
Großbritannien
Großbritannien
Großbritannien
Vereinigtes Königreich
## ARTIKEL ZUM THEMA
Votum über britischen Premierminister: Hopp oder top für Johnson
Großbritanniens konservative Parlamentsfraktion stimmt über Boris Johnson
als Parteichef ab. Verliert er, ist er auch als Premier Geschichte.
Party-Skandal von Boris Johnson: Ein zynisches Spiel
Die Empörung der Tory-Rechten über Johnsons „Corona-Party“ ist
scheinheilig. Es geht um Regeln, deren Einführung sie selbst bekämpft
hatten.
Feierfreude bei Boris Johnson: Britische Party mit Käse und Wein
Arbeitsessen oder Weihnachtsfeier? In Zeiten von Lockdowns kommt es auf die
Wahl der Speisen und Getränke an.
Großbritanniens Brexit-Minister: David Frost tritt zurück
Der Staatsminister für den Brexit legt mit sofortiger Wirkung sein Amt
nieder – nicht ohne Kritik an Premierminister Boris Johnson.
Nachrichten in der Coronakrise: Expertenrat für Kontaktbeschränkung
Die Coronaexperten der Bundesregierung drängen auf bundesweit abgestimmte
Maßnahmen. Die meisten Ansteckung in England stammen von der Omikron.
Nachwahl in Großbritannien: In die Fresse!
Nach langer Dominanz verlieren die Toris einen Wahlkreis an die
Liberaldemokraten. Das ist auch ein Votum über Johnsons Politik.
Boris Johnson und Corona: Tory-Rebellion gegen 3G-Regeln
England hat nun schärfere Coronaregeln. Doch die Abstimmung darüber
entwickelte sich zur Niederlage für den Premier Boris Johnson.
Krise bei Großbritanniens Konservativen: „Tories raus“ im Tory-Land
Boris Johnson durchläuft ein Tief. Bei den Nachwahlen in einem
Stammwahlkreis der Konservativen steht viel auf dem Spiel.
Lockdown-Feiern in 10 Downing Street: Regierungssitz und Partymeile
Berichte über Partys während des Corona-Lockdowns setzen Boris Johnson
unter Druck. Manche sehen sein politisches Ende gekommen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.