# taz.de -- Mitgliedervotum der Grünen: Habeck gestärkt, vorläufig | |
> Für die Grünen sind 86 Prozent Zustimmung zum Ampel-Vertrag ein gutes | |
> Ergebnis. Weitere Durchmärsche sollte man Habeck & Co jedoch nicht | |
> erlauben. | |
Bild: Robert Habeck, Annalena Baerbock und die anderen grünen Minister*innen a… | |
Robert Habeck kann aufatmen. Das Ergebnis der Urabstimmung, bei der 86 | |
Prozent der Mitglieder für die Annahme des Ampelkoalitionsvertrags | |
stimmten, liegt zwar deutlich hinter der Zustimmung bei SPD und FDP. Doch | |
für die Grünen, deren Basis zum Teil sehr hohe, wenn nicht überhöhte | |
Anforderungen an die eigene Führung stellt, ist das ein gutes Ergebnis. Und | |
weit weniger Dämpfer für die Grünen-Spitze, deren starker Mann Habeck als | |
Superminister und Vizekanzler jetzt ist, als manche Stimmen vermuten | |
ließen. | |
Dabei gibt es in der Partei durchaus Unmut: Daran, dass die Grünen | |
zugelassen haben, dass das Verkehrsministerium an die FDP ging. Dass sie | |
beim Klimaschutz nicht genug herausverhandelt haben. Dass die | |
Hartz-IV-Sätze vermutlich nicht steigen werden. Und dass Habeck gemeinsam | |
mit Annalena Baerbock seinen Plan, statt den [1][Parteilinken Toni | |
Hofreiter] den Realo [2][Cem Özdemir] zum Minister zu machen, obwohl | |
Ersterer für das Landwirtschaftsministerium qualifizierter ist, knallhart | |
durchgezogen hat. | |
Doch offenbar ist dieser Unmut nicht so groß, wie es sich mancherorts | |
anhörte – auch wenn der eine oder die andere dem Koalitionsvertrag | |
inklusive Personalien nur zähneknirschend zugestimmt haben dürfte oder | |
vielleicht gar nicht votiert hat. Auch an der Basis scheint sich die | |
Erkenntis durchgesetzt zu haben, dass man mit einem Wahlergebnis von knapp | |
15 Prozent in einer Dreierkoalition nicht alles bestimmen kann. | |
Die Mitglieder sind klug genug, um ihre eigenen Minister:innen nicht | |
durch ein schlechtes Abstimmungsergebnis noch vor Amtsantritt zu | |
beschädigen. Das Risiko, dass [3][die Grünen mit ihrer Klimapolitik in der | |
Ampel scheitern, ist ohnehin nicht klein.] Sie brauchen dafür dringend die | |
Rückendeckung ihrer Basis. | |
Deshalb wird die künftige Parteiführung darauf dringen müssen, dass Habeck | |
und Co sich nicht zu viele Durchmärsche erlauben. Die Auseinandersetzung | |
mit SPD und FDP werden hart. Eine zerstrittene Partei kann man dabei nicht | |
brauchen. | |
6 Dec 2021 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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