# taz.de -- Außenpolitik als Weltinnenpolitik: Macht was draus | |
> Pandemie, Klima, Konflikte – viele Grenzen zwischen Innen- und | |
> Außenpolitik verwischen. Es wird Zeit für eine echte Weltinnenpolitik. | |
Bild: Neue Bilder in der Außenpolitik: Annalena Baerbock auf dem Weg nach Pari… | |
Ja, die Grenzen zwischen Innen- und Außenpolitik verwischen angesichts | |
globaler Interdependenz. Eine durchgeimpfte Bevölkerung bringt wenig, wenn | |
Covid-19 in anderen, weniger privilegierten Ländern mutieren kann und in | |
neuer Form zurückkommt. Auch für den Klimaschutz bringen Insellösungen | |
nicht viel, solange nicht die größten CO2-Emittenten mitziehen. | |
Daher ist es naheliegend, wenn die neue Bundesaußenministerin [1][Annalena | |
Baerbock im taz-Interview] betont, dass sie Außenpolitik als | |
Weltinnenpolitik versteht. Diese Erkenntnis ist jedoch so alt, dass sie | |
längst zu einem Allgemeinplatz geworden ist. Schon Karl Jaspers sprach | |
davon, und das ist mehr als siebzig Jahre her. | |
Carl Friedrich von Weizsäcker hat das Konzept einer Weltinnenpolitik 1963 | |
erstmals umrissen. Es verweist auf das Ziel, globale Fragen durch globale | |
politische Institutionen möglichst demokratisch zu bearbeiten. | |
Die Grünen könnten in der [2][Ampelkoalition mit Außenministerin Baerbock] | |
jetzt wirklich etwas daraus machen. [3][Laut Koalitionsvertrag] will sich | |
die Ampel immerhin für eine „Stärkung“ der Vereinten Nationen einsetzen. | |
Das könnte ein ausreichender Anknüpfungspunkt sein, denn Stärkung sollte | |
mit Demokratisierung einhergehen. | |
## Keine Ausreden mehr | |
Angesichts geopolitischer Konflikte und einem Erstarken autokratischer | |
Macht sind die weltpolitischen Bedingungen nicht die Besten. Doch das kann | |
nicht als Ausrede gelten. | |
Zur Entwicklung einer Weltinnenpolitik ist die Überwindung einer rein | |
zwischenstaatlichen Diplomatie entscheidend. Hier kann Deutschland zusammen | |
mit demokratischen Partnerländern Zeichen setzen. Sie könnten in der UNO | |
Mehrheiten mobilisieren, um Abgeordnete, Zivilgesellschaft und die Menschen | |
institutionell besser zu beteiligen. Vorschläge dazu liegen auf dem Tisch. | |
Unter den vorherigen Außenministern wurden die zivilgesellschaftlichen | |
Bemühungen für eine demokratischere UNO vom Auswärtigen Amt abgetan und | |
ignoriert. Das wird sich mit der Ampel und Annalena Baerbock hoffentlich | |
ändern. | |
10 Dec 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Annalena-Baerbock-ueber-Aussenpolitik/!5819421 | |
[2] /Annalena-Baerbock/!t5469290 | |
[3] https://www.tagesspiegel.de/politik/ampel-steht-der-koalitionsvertrag-2021-… | |
## AUTOREN | |
Andreas Bummel | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
Annalena Baerbock | |
Außenpolitik | |
Uno | |
Ampel-Koalition | |
Merkel-Nachfolge | |
Auswärtiges Amt | |
Annalena Baerbock | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Chinapolitik der neuen Bundesregierung: Harter Kurs versus Pragmatismus | |
Die künftige Außenministerin Baerbock kündigt einen kritischeren Umgang mit | |
China an. Bald-Kanzler Scholz setzt eher auf Verständigung. | |
Härte gegenüber China: Ende der Katzbuckelei | |
Die Ampelkoalition will eine neue China-Politik betreiben: Differenzen klar | |
benennen. Der Fall Litauen zeigt, dass das möglich ist. | |
Annalena Baerbock über Außenpolitik: „Schweigen ist keine Diplomatie“ | |
Annalena Baerbock ist bald Deutschlands Außenministerin. Ein Gespräch über | |
grüne Personalquerelen, schwierige Kompromisse – und ihren Blick auf China. |