| # taz.de -- Lokalwahlen in Dänemark: Historische Schlappe für Sozis | |
| > Bei den Lokalwahlen in Dänemark muss die Partei der Ministerpräsidentin | |
| > Verluste einstecken. Die Dänen wenden sich von ihrer Flüchlingspolitik | |
| > ab. | |
| Bild: Sozialdemokratin mit Rechtsdrall: Ministerpräsidentin Mette Frederiksen … | |
| Stockholm taz | Die Kommunal- und Regionalwahlen, die am Dienstag in | |
| Dänemark stattfanden, brachten den [1][Sozialdemokraten eine schwere | |
| Niederlage] ein. Zwar blieben sie mit einem Minus von 4 Prozentpunkten und | |
| bei landesweit 28,5 Prozent die stärkste Partei. Doch ist dieses Resultat | |
| ihr historisch schlechtestes, seit es allgemeine Wahlen im Land gibt. | |
| Besonders massiv erwischte es die von [2][Ministerpräsidentin Mette | |
| Frederiksen] geführte Partei in Kopenhagen. Seit 100 Jahren war die | |
| Hauptstadt eine uneinnehmbare Hochburg der Sozialdemokraten gewesen. Jetzt | |
| musste sie ihre Stellung als stärkste Partei mit einem Minus von über 10 | |
| Prozentpunkten auf nur noch 17,3 Prozent an die linke Einheitsliste (24,6 | |
| Prozent) abgeben. Ähnlich katastrophale Ergebnisse gab es in anderen | |
| Großstädten. In den Universitätsstädten Aarhus, Aalborg, Odense und | |
| Roskilde verloren die Sozialdemokraten 9, 11,8, 10,4 und 17,8 | |
| Prozentpunkte. | |
| Lokale Themen spielten bei Kommunalwahlen die entscheidende Rolle. So war | |
| es in Kopenhagen etwa auch der Streit über das von den Sozialdemokraten | |
| forcierte und von der Einheitsliste aus ökologischen Gründen abgelehnte | |
| Projekt einer [3][künstlichen Insel im Öresund]. | |
| Doch in ihren Analysen waren sich am Mittwoch alle Medien einig, dass diese | |
| Wahlen zur Halbzeit der Legislatur auch ein Urteil über die bisherige | |
| Bilanz der sozialdemokratischen Minderheitsregierung und die | |
| Ministerpräsidentin persönlich waren. Die „Mette-Magie“ sei weg, titelte | |
| die linke Information: Ihre einstige Popularität [4][in der Coronakrise] | |
| sei umgeschlagen in massive Kritik aufgrund der Selbstherrlichkeit, mit der | |
| ihrer Regierung auch geltendes Recht verletzte. | |
| ## Opposition legt zu | |
| Die Niederlage werde man in hohem Maße Frederiksen ankreiden, erwartet auch | |
| die liberale Politiken. Ihre Stellung als Regierungschefin sei geschwächt. | |
| Gegen die gestärkte Opposition werde das Regieren schwerer. Zumal die drei | |
| links- und liberal-grünen Parteien, auf die sich ihre Minderheitsregierung | |
| im Parlament stützt, deutlich zulegen konnten und sich ihre Unterstützung | |
| künftig teurer erkaufen lassen werden. Von Frederiksens „schlimmster | |
| politischer Krise“ spricht ein Kommentar des öffentlich-rechtlichen | |
| Rundfunks und Fernsehens. | |
| Dabei ist es nicht lange her, dass viele ausländische – und auch deutsche – | |
| Medien Frederiksens Linie einer linken Sozialpolitik in Kombination mit | |
| einer „Null Flüchtlinge“-Politik und [5][restriktiver Ausländerpolitik] | |
| eigenen Sozialdemokraten als „Erfolgsrezept“ empfahlen. | |
| Doch jetzt zeigt sich der gegenteilige Effekt, der die eigenen | |
| KernwählerInnen nach links treibt. Und die Ausländerpolitik ist eine | |
| Eintagsfliege, wenn sie bei der Wahl keine entscheidende Rolle mehr spielt. | |
| Das musste jetzt auch die rechtspopulistische Dänische Volkspartei | |
| erfahren. Ihr Stimmenanteil wurde mehr als halbiert. Mit nur noch 4,1 | |
| Prozent verschwand sie fast ganz in der Versenkung. | |
| 17 Nov 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
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