# taz.de -- WWF-Studie zum 1,5-Grad-Ziel: Klimapolitik, aber gerecht | |
> Wie kann Deutschland seinen fairen Anteil am globalen 1,5-Grad-Ziel | |
> leisten? Auch indem es andere Länder jährlich mit viel Geld unterstützt, | |
> so der WWF. | |
Bild: Wie viele Treibhausgase jedes Land zum Erreichen des Pariser Ziels noch a… | |
Berlin taz | Mit Maßnahmen im eigenen Land allein wird es Deutschland nicht | |
gelingen, einen fairen Anteil zum [1][Erreichen des globalen | |
1,5-Grad-Ziels] zu erbringen. Zu diesem Ergebnis kommt das Freiburger | |
Öko-Institut in einer neuen [2][Studie] im Auftrag des Umweltverbands WWF. | |
Um die Lücken auszugleichen, sind demzufolge jährliche Zahlungen von 8 bis | |
25 Milliarden Euro an Länder erforderlich, die die ihnen zustehenden | |
CO2-Budgets nicht ausschöpfen. | |
Wie viele Treibhausgase jedes Land zum Erreichen des Pariser | |
Klimaschutzziels noch ausstoßen darf, ist umstritten. Die Studie geht davon | |
aus, dass jedem Menschen global die gleichen Emissionen zustehen, gerechnet | |
seit Inkrafttreten des Paris-Abkommens im Jahr 2016. Daraus ergeben sich | |
dann Emissionsbudgets für Deutschland für eine globale Erwärmung von 2 | |
Grad, 1,7 Grad und 1,5 Grad. | |
Wenn man von einem sehr ambitionierten Klimaschutzszenario ausgeht, wie es | |
das Öko-Institut zuvor für den Thinktank Agora-Energiewende erstellt hat, | |
kann Deutschland sein Budget für das 2-Grad-Ziel mit Maßnahmen im eigenen | |
Land einhalten. Das Budget für 1,7 Grad würde dagegen auch mit einem | |
solchen Szenario leicht überschritten, das für 1,5 Grad deutlich. | |
Diese könnte durch Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in anderen Ländern | |
ausgeglichen werden. Wenn man von Kosten von 50 Euro pro Tonne CO2 ausgeht, | |
ergäben sich für das 1,5-Grad-Ziel für die nächsten drei Jahrzehnte | |
jährliche 8 Milliarden Euro; bei Kosten von 150 Euro wären es entsprechend | |
etwa 25 Milliarden Euro pro Jahr. Geht man nur von einem 1,7-Grad-Ziel aus, | |
ergäbe sich eine Summe von 3 bis 8 Milliarden Euro pro Jahr. | |
## „Verlorene Dekade für den Klimaschutz“ | |
„Solche Zahlungen dürfen kein Ersatz für einheimische Emissionsminderungen | |
sein“, warnte Studienautor Felix Matthes vom Öko-Insititut. „Sie sind nur | |
vertretbar, wenn man zu Hause das maximal Mögliche tut.“ Auch aus Sicht von | |
WWF-Klimaexpertin Viviane Raddatz gibt es dazu keine Alternative. „Wir | |
blicken auf eine [3][verlorene Dekade für den Klimaschutz] in Deutschland“, | |
sagte sie. | |
Auch mit schnellen Maßnahmen könnten die Klimaziele darum nicht komplett | |
erreicht werden. „Dieser Entwicklung kann nur entgegengewirkt werden, indem | |
Deutschland zusätzlich viel mehr Geld für noch schnelleren Klimaschutz in | |
anderen Ländern bereitstellt.“ Anders als Teile der Klimabewegung sieht | |
Raddatz solche Zahlungen nicht als „Ablasshandel“, sondern als einen Weg, | |
„gemeinsam schnell und rechtzeitig umzusteuern“, damit andere Länder keine | |
klimaschädlichen Pfade betreten. | |
30 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Klimakonferenz-in-Glasgow/!5811412 | |
[2] https://www.wwf.de/2021/november/so-geht-die-rechnung-auf | |
[3] /Klimagipfel-in-Glasgow/!5808885 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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