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# taz.de -- Theatertipps der Woche: Eine Welt ohne uns
> Beim „Festival der Dinge“ agieren Objekte, das Stück „Moonstruck: In
> Praise of Shadows“ im HAU hinterfragt die Zerstörungswut westlicher
> Wissenschaft.
Bild: Ariel Efraim Ashbel & friends, „Moonstruck: In Praise of Shadows“ er�…
In seinem berühmten Buch „Die Welt ohne uns“ hat sich der US-amerikanische
Journalist Alan Weisman 2007 mit der Frage befasst, was wäre, wenn der
Mensch aus der Welt verschwinden würde. Was bliebe, welche Spuren würden
hinterlassen, selbst wenn sich die Natur den Planeten zurückholt? Die
Ökosysteme jedenfalls blieben noch lange belastet. Inzwischen ist der
ökologische Raubbau so weit fortgeschritten, dass unsere Lebensgrundlagen
verschwinden. Eine Welt ohne uns könnte zum Rettungsszenario für diesen
Planeten werden.
Inspiriert von diesem Gedankenexperiment hat die [1][Schaubude] ihr
diesjährigen „Festival der Dinge“ den Titel von Weismans Buch gegeben. Denn
das Theater der Dinge ist ein Theater ohne Menschen. An mehreren Berliner
Spielorten und im digitalen Raum zeigen Künstler*innen,
Wissenschaftler*innen und Mitwirkende aus Belgien, der Demokratischen
Republik Kongo, Estland, Frankreich, Katalonien, den Niederlanden, Polen,
Tschechien, Slowenien, den USA und Deutschland ihre vielfältigen Arbeiten
zum Thema.
Vor dem Hintergrund der globalen Pandemieerfahrung werden sich die
künstlerischen Positionen mit dem Ende des Anthropozäns beschäftigen und
Ideen entwickeln, wie der Mensch in der Welt neu verortet werden kann, wie
die Ankündigung verspricht („Festival der Dinge: Die Welt ohne uns“, 4. bis
13. 11. Alle Infos hier: [2][schaubude.berlin]).
## Die dunkle Seite der Aufklärung
Dass der Westen die Dinge erforscht, indem er sie zerstört, hat der
japanische Philosoph Jun'ichirō Tanizaki in seinem berühmten Essay „In
Praise of Shadows“ aus dem Jahr 1933 als Grundprinzip der westlichen
Forschens beschrieben. Diesem zerstörerischen Aufklärungsdiskurs stellte er
das Lob des Schattens als das schützendere Pinzip des Ostens gegen: eine
Welt, die vom Mond statt von der Sonne erleuchtet wird.
„Moonstruck: In Praise of Shadows“ haben Ariel Efraim Ashbel & Friends
ihren von Tanizaki inspirierten neuen Abend im [3][HAU] überschrieben, der
sich mit der dunklen Seite der Renaissance befasst, jener Epoche, in der
die Wissenschaft und damit auch das zerstörerische Bedürfnis des Westens
nach Welteroberung erwachte. Ariel Efraim Ashbel ist ein Künstler, dessen
Arbeiten sich zwischen Theater, Bildender Kunst, Tanz, Musik und
Installation bewegen und in Kollaboration mit einem transdisziplinären Team
von Freund*innen entsteht („Moonstruck: In Praise of Shadows“, Premiere
3.11., 19 Uhr. Alle Termine: [4][/www.hebbel-am-ufer.de]).
Mit dem Phänomen „Cancel Culture“ befasst sich der neue Abend von Yael
Ronen im [5][Maxim Gorki] Theater „Slippery Slope“. Wer Yael Ronens
Begabung kennt, Widersprüche hart aufeinander prallen zu lassen, hofft
natürlich jetzt schon vorfreudig, dass das gewohnt tricky und witzig wird
(„Slippery Slope“, Premiere: 6.11., 19:30 Uhr. Alle Termine:
[6][www.gorki.de]).
1 Nov 2021
## LINKS
[1] https://schaubude.berlin/de
[2] https://schaubude.berlin/de/produktionen/theater-der-dinge-2021
[3] https://www.hebbel-am-ufer.de/
[4] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/ariel-ashbel-moonstruck/
[5] https://www.gorki.de/de/slippery-slope/2021-11-06-1900
[6] https://www.gorki.de/de/slippery-slope/2021-11-06-1900
## AUTOREN
Esther Slevogt
## TAGS
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