| # taz.de -- Theatertipps für Berlin: Dialektik und Korrespondenz | |
| > René Pollesch widmet sich mit Brechts „Puntila“ der Klassenfrage. Markus | |
| > & Markus treten mit Celebreties alter Zeiten postalisch in Kontakt. | |
| Bild: Briefe an Theaterfiguren aus früheren Zeiten: „Die Brieffreundschaft“ | |
| Bertolt Brechts Geschichte von Puntila, der nüchtern ein kapitalistischer | |
| Ausbeuter und betrunken ein Kommunist und Menschenfreund ist, ist ein | |
| dialektisches Rührstück. Hierzu trägt auch die unerlöste Lovestory seiner | |
| Tochter Eva mit Puntilas Knecht Matti bei. Denn auch Matti ist nicht so | |
| klar, wie es eigentlich der Klassenstandpunkt von ihm verlangt. | |
| Für [1][sein neues Stück] „Herr Puntila und das Riesending in Mitte“ leiht | |
| René Pollesch von Brecht nun Assoziations- und Resonanzraum aus, um sich ab | |
| 11. November aus heutiger Sicht der Klassenfrage anzunähern. Das zumindest | |
| legen Textschnipsel nahe, die auf der Homepage der Volksbühne zu finden | |
| sind. | |
| Hier ist Pollesch seit dieser Spielzeit Intendant und kämpft aktuell | |
| vielleicht auch mit Puntila-Problemen: wie kann man nüchtern so einen | |
| Riesenladen leiten, ohne ein Arschloch zu sein? Betrunken in der Kantine | |
| sitzen, und andere machen lassen? (Volksbühne: „Herr Puntila oder das | |
| Riesending in Mitte“, Premiere 11. 11., 19.30 Uhr) | |
| Auch das Kollektiv „Markus & Markus“ befasst sich mit Theaterfiguren aus | |
| früheren Zeiten. Für ihre [2][neue Produktion in den Sophiensälen] „Die | |
| Brieffreundschaft“ treten sie mit Celebreties wie Penthesilea, Judith, | |
| Klytaimnestra, Medea und Lady Macbeth postalisch in Kontakt. | |
| „Abend für Abend lassen wir uns von ihren Gewalttaten berieseln und | |
| erfreuen uns an Drama, Mord und Totschlag. Wären sie nicht in Reclamheften | |
| gefangen, sie wären es wohl im Gefängnis,“ schildern Markus & Markus ihre | |
| Ambition, den Damen nun Briefe zu schreiben und Fragen nach Menschlichkeit | |
| und zweiten Chancen zu stellen. Was wohl die Ladies zu diesem | |
| Domestizierungsversuch sagen würden? (Sophiensäle: „[3][Die | |
| Brieffreundschaft]“, ab 11.11., 19:30 Uhr) | |
| Auch die Figur des Golem existiert schon lange – nämlich seit sie Rabbi Löw | |
| im 16. Jahrhundert in Prag erschuf. Das Theater Ramba Zamba, das in diesem | |
| Jahr das 30. Jubiläum seiner Gründung feiert, hat nun [4][seine | |
| Jubiläumsproduktion] mit „Golem“ überschrieben. | |
| Denn wie Rabbi Löw einst aus Lehm ein gewaltiges menschenähnliches Wesen | |
| gestaltete, das alle dreißig Jahre erscheint, wollen Bernd Freytag und | |
| Jacob Höhne jetzt eine Inszenierung erschaffen, „die Künstler:innen aus | |
| dem Sprechtheater, dem Gehörlosentheater, dem Tanz und der Musik | |
| zusammenbringt, um die unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen zu | |
| einem polyphonen Spektakel zu vereinen“, wie sie in ihrer Ankündigung | |
| versprechen. Der „Golem“ wird in dieser Woche ein weiteres Riesending in | |
| Mitte, wie es scheint (Theater Ramba Zamba: „Golem“, ab 11.11., 19:30). | |
| 8 Nov 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.volksbuehne.berlin/#/de/repertoire/herr-puntila-und-das-riesend… | |
| [2] https://sophiensaele.com/de/stueck/markusmarkus-theaterkollektiv-die-brieff… | |
| [3] https://sophiensaele.com/de/stueck/markusmarkus-theaterkollektiv-die-brieff… | |
| [4] https://rambazamba-theater.de/inszenierungen/der-golem/ | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Slevogt | |
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