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# taz.de -- Nordmazedoniens Reform-Regierungschef: Vorerst gescheitert
> Zoran Zaev befriedete den Konflikt mit Griechenland und schwenkte auf
> EU-Kurs. Doch er hatte in den Nachbarländern zu viele Gegner.
Bild: Zoran Zaev spricht bei der Verleihung des Westfälischen Friedenspreises
Man kann wohl mit Fug und Recht sagen, [1][da ist am Sonntag jemand
zurückgetreten], der alles versucht hat, sein Land Mazedonien zu
modernisieren, zu demokratisieren und zu reformieren. Der Sozialdemokrat
Zoran Zaev ist einer der wenigen Balkanpolitiker, der sein Land ernsthaft
auf den Kurs der Integration in die Europäische Union geleitet hat. Aber es
kam zu wenig an Unterstützung zurück.
Was hatte er alles für Hindernisse zu überwinden: Es gelang ihm nicht nur,
die korrupte, rechtsgestrickte und populistische Regierung von Nikola
Gruevski durch eine Volksbewegung abzusetzen und, unterstützt von zwei
Parteien der albanischen Minderheit, im Mai 2017 zum Ministerpräsidenten
seines Landes gewählt zu werden. Es gelang ihm sogar, das Veto aus
Griechenland gegen die Aufnahme seines Landes in die EU zu überwinden. Die
Griechen hatten eine Namensänderung seines Landes verlangt, die er
innenpolitisch mit einer Volksabstimmung durchboxte.
Dass die beiden linken Regierungschefs Alexis Tsipras und Zoran Zaev im
Februar 2019 den Vertrag unterzeichneten, der Mazedonien in Nordmazedonien
umtaufte, war sensationell. Beide wurden mit Ehrungen überschüttet. Der Weg
nach Europa schien frei zu sein. Nordmazedonien hatte unter Zaevs Führung
alle strengen Voraussetzungen der EU, so auch bei der wichtigen
Justizreform, erfüllt.
[2][Doch jetzt stellte sich Bulgarien quer] und forderte von Nordmazedonien
nichts weniger als zu erklären, dass die Nordmazedonen eigentlich Bulgaren
seien. Mit Argumenten aus dem 19. Jahrhundert wurde Nordmazedonien wiederum
der Weg in die EU verbaut.
Das war ein schwerer Schlag. [3][Dass sich auch Frankreich und einige
andere Staaten der EU querstellten], war eine weitere Enttäuschung. Zaev
konnte nicht liefern, seine Popularität bröckelte. Sein Vorgänger Gruevski
versuchte zudem, mit erheblichen Geldmitteln und mit Unterstützung Ungarns
den Kommunalwahlkampf zu beeinflussen. Die Sozialdemokraten verloren die
Wahlen, Zaev trat zurück. Doch wer ihn kennt, weiß, dass er weiterkämpfen
wird.
1 Nov 2021
## LINKS
[1] /Nach-Kommunalwahlen-in-Nordmazedonien/!5811947
[2] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5779811
[3] /Albanien-Nordmazedonien-und-die-EU/!5634669
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
Nordmazedonien
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