Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Antifaschistische Großdemo in Rom: Zehntausende gegen rechts
> Nach rechter Gewalt bei Anti-Impfpass-Demo fordern Linke die
> neofaschistische FN zu verbieten. Mobilisierungskraft der Impfgegner
> bleibt ungebrochen.
Bild: Rom: Gewerkschaften demonstrieren gegen Faschismus
Rom taz | „Nie wieder Faschismus“: Unter diesem Motto versammelten sich am
Samstag in Rom die drei Gewerkschaftsbünde CGIL, CISL und UIL zu einer
Großdemonstration, [1][um gegen den faschistischen Sturm auf die Zentrale
des größten Bundes], der CGIL, eine Woche zuvor zu protestieren.
Laut Polizei kamen 60.000, laut Veranstaltern 200.000 Menschen zusammen,
und sie waren geeint von der Forderung nach sofortiger Auflösung der
neofaschistischen Organisationen im Land, vorneweg der Forza Nuova. Es
waren die Chefs der FN gewesen, die aus einer Demonstration von
Impfgegner*innen heraus die Attacke auf den Sitz der CGIL organisiert
hatten. Der Gewerkschaftsprotest blieb absolut friedlich, die Töne waren
jedoch deutlich. So hieß es auf einem Transparent: „Wir haben am 25. April
1945 (dem Tag der Befreiung Italiens, Anm. der Red.) aufgehört, mit den
Faschisten zu reden.“
Mit 800 Bussen und zehn Sonderzügen waren Teilnehmer*innen aus dem
ganzen Land angereist, und gekommen war auch fast die gesamte politische
Prominenz der Parteien links der Mitte. Für die gemäßigt linke Partito
Democratico waren der Vorsitzende Enrico Letta, der Arbeitsminister im
Kabinett Mario Draghis Andrea Orlando, der Präsident der Region Latium
Nicola Zingaretti dabei. Die Fünf Sterne waren durch ihren neuen
Vorsitzenden, den Ex-Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, ebenso wie durch
Außenminister Luigi Di Maio vertreten, während für die radikal linken
Liberi e Uguali („Freie und Gleiche“) der Gesundheitsminister Roberto
Speranza auf dem Platz war.
Wie angekündigt fehlten dagegen alle Mitte-rechts-Parteien. Weder die Lega
unter dem früheren Innenminister Matteo Salvini noch die
[2][postfaschistischen Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) unter Giorgia
Meloni] wollten an einem antifaschistischen Protest teilnehmen. „Einseitig“
sei der, hatten beide im Vorfeld erklärt und stattdessen eine Demonstration
„gegen alle Totalitarismen“ gefordert.
## 15.000 Impfgegner*innen auf Mailands Straßen
So imponierend die Demonstration in Rom war, so deutlich wurde am Samstag
zugleich, dass die Mobilisierungsfähigkeit auch der Impfgegner*innen
vorerst ungebrochen ist. In Mailand gingen am Samstag etwa 15.000 Menschen
auf die Straße, um gegen den „Green Pass“ – 3G auf Italienisch – zu
protestieren, der jetzt auch am Arbeitsplatz verbindlich ist.
Sie versuchten mehrfach, Polizeiketten zu durchbrechen; auch in Mailand war
ihr Ziel der lokale Sitz der CGIL. Anders als in Rom waren diesmal jedoch
nicht faschistische, sondern anarchistische Gruppen das treibende Element
bei den Zusammenstößen.
Zahlreiche weitere Städte hatten seit Freitag Kundgebungen von
Gegner*innen des Green Pass gesehen. Seit diesem Tag müssen alle
Beschäftigten, Arbeitnehmer*innen genauso wie Selbstständige, den
Nachweis führen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind; anderenfalls
droht die Suspendierung ohne Lohnfortzahlung.
Die Tests sind alle 48 Stunden vorzunehmen, sie kosten 15 Euro. Doch die
Befürchtung, die Protestfront könne pünktlich zur Einführung der neuen
Regelung mit Blockadeaktionen das Land lahmlegen, bewahrheitete sich nicht.
Zwar kamen am Hafen von Triest 6.000 Protestierer*innen zusammen, doch
die vollmundig angekündigte Blockade blieb aus.
Stattdessen schnellte die Zahl der Tests in die Höhe: Am Freitag wurde der
neue Rekord von über 650.000 Tests binnen 24 Stunden erreicht. Auch die
Zahl der Impfungen steigt wieder. 74 Prozent der Bevölkerung haben
mittlerweile den kompletten Impfschutz, weitere 4 Prozent warten auf die
zweite Dosis.
17 Oct 2021
## LINKS
[1] /Rechtstradikale-und-Impfgegner-in-Rom/!5804415
[2] /Faschismus-in-Italien/!5801450
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Faschismus
Italien
Ausschreitungen
Impfstoff
Impfung
Antifaschismus
Kolumne Bewegung
Italien
Italien
Faschismus
Italien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bewegungstermine in Berlin: Kein vergeblicher Kampf
Der Oranienplatz ist längst geräumt, dennoch bleibt er ein Symbol der
Selbstermächtigung Geflüchteter. Eine Ausstellung erinnert an die
Besetzung.
Kommunalwahlen in Italien: 5:0 für Mitte-links
Auch in der zweiten Runde der Kommunalwahlen in Italien siegen die
Mitte-links-Kandidaten. Der neue Bürgermeister in Rom ähnelt einem
deutschen Politiker.
Migration nach Italien: Fragwürdiger Kampf gegen Schleuser
Italiens Justiz geht mit Eifer gegen vermeintliche Schleuser im Mittelmeer
vor. Hilfsorganisationen beschuldigen das Land, Geflüchtete abzuurteilen.
Rechtstradikale und Impfgegner in Rom: Nicht immun gegen Faschismus
Italiens Verfassung verbietet faschistische Organisationen. Beim Sturm auf
eine Gewerkschaftszentrale in Rom wurde klar, wie wenig dieses Verbot
trägt.
Faschismus in Italien: Schnee von heute
Italiens Fratelli d’Italia geben sich als vom Faschismus geläutert. Kurz
vor den Kommunalwahlen tauchte nun ein Video auf, das Zweifel daran weckt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.