# taz.de -- Nachrichten zu den Sondierungen: CDU will Parteispitze neu bestimmen | |
> Zum Jahreswechsel soll ein Parteitag den kompletten Bundesvorstand der | |
> Partei neu wählen, verkündet Generalsekretär Ziemiak. Laschet äußert sich | |
> nicht. | |
Bild: Generalsekretär Paul Ziemiak (CDU) auf dem Weg zur Präsidiumssitzung | |
## CDU will Spitze neu wählen lassen | |
Die CDU will bis Anfang kommenden Jahres ihre Spitze neu bestimmen. Ein | |
Sonderparteitag solle dann den kompletten Bundesvorstand der Partei neu | |
wählen, sagte Generalsekretär Paul Ziemiak nach Sitzungen des | |
CDU-Präsidiums und des Bundesvorstands am Montag. Über den genauen Termin | |
für den Parteitag und eine mögliche Mitgliederbefragung über die künftige | |
CDU-Führung soll demnach Anfang November entschieden werden. | |
Zum Auftakt soll es zunächst eine Konferenz der Kreisvorsitzenden geben. | |
Sie sollen sich auch mit der Frage befassen, ob und in welcher Form es eine | |
stärkere Mitgliederbeteiligung bei der Suche nach einer neuen Parteiführung | |
geben soll. Eine Entscheidung dazu werde dann am 2. November fallen, sagte | |
Ziemiak. | |
Die Aufarbeitung des schlechten Abschneidens bei der Bundestagswahl müsse | |
„brutal offen“ erfolgen, sagte Ziemiak. Die CDU könne hier „nicht zur | |
Tagesordnung übergehen“, alle Themen müssten auf den Tisch, darunter auch | |
die Frage der Auswahl des künftigen Kanzlerkandidaten. | |
Bei der Bundestagswahl Ende September hatte die Union mit 24,1 Prozent das | |
schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Seitdem steht | |
Kanzlerkandidat Armin Laschet massiv in der Kritik. Er signalisierte | |
vergangene Woche seine Bereitschaft zum Rückzug als Parteichef. Laschet | |
strebt dabei eine einvernehmliche Lösung ohne Personalstreitigkeiten an. | |
(afp) | |
## Laschet verhandelt mit CDU-Spitze zu Neuaufstellung | |
CDU-Chef Armin Laschet will der Parteispitze an diesem Montag seine Pläne | |
zur [1][personellen und inhaltlichen Erneuerung] nach dem historischen | |
Desaster bei der Bundestagswahl präsentieren. Zunächst kommt in Berlin um | |
9.00 Uhr die engste Führung um Laschet zusammen, das Präsidium. Von 11.00 | |
Uhr an trifft sich der größere Bundesvorstand. Der Unionskanzlerkandidat | |
hatte vergangene Woche angekündigt, er wolle den Erneuerungsprozess | |
moderieren und den Gremien zur Neuaufstellung einen Parteitag vorschlagen. | |
Niedersachsens CDU-Chef Bernd Althusmann erwartet eine deutliche Ansage. | |
„Ich gehe davon aus, dass das Präsidium einen klaren Zeitplan beschließen | |
wird, der den Weg bis zu einem Sonderparteitag aufzeigt“, sagte Althusmann | |
der Deutschen Presse-Agentur. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel | |
Günther fordert personelle Konsequenzen. „Wir brauchen insgesamt einen | |
Aufbruch und sollten deshalb unseren gesamten Vorstand neu wählen – und | |
zwar noch im Verlauf dieses Jahres“, sagte Günther und kritisierte, dass | |
bei der Debatte über die Neuaufstellung der Partei immer nur Männer eine | |
Rolle spielten. | |
In der CDU war zuletzt strittig, wie wichtig die Parteibasis bei dem | |
anstehenden Generationenwechsel sein soll. Mehrere Spitzenpolitiker | |
forderten eine Mitgliederbefragung zum künftigen Parteivorsitz. Eine solche | |
Befragung ist laut CDU-Statut möglich, sie hat für den entscheidenden | |
Parteitag allerdings keine bindende Wirkung. Andere führende CDU-Politiker | |
halten eine solche Befragung für problematisch, da sie bei einem unklaren | |
Ergebnis Anlass für weitere Spaltung sein könnte. „Die CDU Deutschland hat | |
kein besseres Organ, um die Basis zu berücksichtigen, als den Parteitag“, | |
sagte beispielsweise Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble am Sonntag im | |
Rahmen eines Literaturfestivals in Hamburg. | |
Auch die Rolle eines bloßen Übergangs-Parteichefs wird immer wieder ins | |
Spiel gebracht. NRW-Landesgruppenchef Günter Krings warnte jedoch vor einem | |
solchen Schritt. Diese Diskussion erscheine ihm gefährlich abstrakt: „Klar | |
ist, dass fast vier Jahre vor der nächsten Bundestagswahl ein neuer | |
Vorsitzender nicht automatisch Anspruch auf die Kanzlerkandidatur erheben | |
kann. Aber wir sollten auch niemanden wählen, dem wir dieses Amt nicht | |
zutrauen“, betonte Krings. Ein CDU-Vorsitzender müsse immer auch | |
kanzlertauglich sein. „So viel Selbstbewusstsein sollten wir auch aktuell | |
noch haben.“ | |
Laschet hatte eigene Ambitionen bei einer personellen Neuaufstellung und | |
auch für mögliche weitere Verhandlungen mit Grünen und FDP über ein | |
Jamaika-Bündnis zurückgestellt. Einen Termin für einen Rückzug von der | |
Parteispitze nannte er aber nicht. Laschet dürfte darauf hoffen, dass doch | |
noch eine Machtoption besteht, falls sich SPD, Grüne und FDP bei den | |
Verhandlungen über eine Ampel-Regierung zerstreiten. | |
## Günther will nicht CDU-Vorsitzender werden | |
Als mögliche Kandidaten für Armin Laschets Nachfolge im Amt des Parteichefs | |
gelten unter anderen Gesundheitsminister Jens Spahn, der Außenexperte | |
Norbert Röttgen, Wirtschaftsexperte Friedrich Merz oder Fraktionschef Ralph | |
Brinkhaus. Auch die Namen der drei Ministerpräsidenten Daniel Günther | |
(Schleswig-Holstein), Tobias Hans (Saarland) und Michael Kretschmer | |
(Sachsen) werden genannt, wenn es um junge Hoffnungsträger der Partei geht. | |
Günther machte allerdings deutlich, dass er sich bei der Neuaufstellung der | |
Partei nicht an „vorderster Front“ sehe. „Wir brauchen insgesamt einen | |
Aufbruch und sollten deshalb unseren gesamten Vorstand neu wählen – und | |
zwar noch im Verlauf dieses Jahres.“ Er kritisiert, dass „bei der Debatte | |
über die Neuaufstellung der Partei immer nur Männer eine Rolle spielen. Das | |
stört mich extrem.“ Der Schleswig-Holsteiner und Hans stehen außerdem im | |
kommenden Jahr vor nicht einfachen Landtagswahlen. Kretschmer müsse sich | |
vor allem um den politischen Kampf gegen die Rechtspopulisten von der AfD | |
kümmern, die bei der Bundestagswahl in Sachsen besonders stark geworden | |
waren, heißt es in der CDU. (dpa/rtr) | |
## Altmaier hofft auf Nachahmer:innen | |
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hofft, dass nach ihm und | |
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer weitere | |
Politiker:innen der Union [2][auf ihr Bundestagsmandat verzichten | |
werden.] Wenn eine solche Wahl so krachend verloren gehe, müsse es | |
Konsequenzen geben, sagt er „Bild TV“. Die erforderliche Neuerung sei mit | |
zwei Personen nicht vollzogen. | |
Altmaier zeigt sich offen für eine Mitgliederbefragung zur Bestimmung eines | |
neuen Parteivorsitzenden: „Es muss möglich sein, in Zukunft vor solchen | |
Entscheidungen auch die Meinung unserer Basis einzuholen, damit man weiß, | |
worüber man entscheidet.“ (rtr) | |
## FDP: Schuldenbremse und Steuererhöhung sind rote Linien | |
Vor den weiteren Sondierungsgesprächen zwischen SPD, Grünen und FDP zur | |
Bildung einer Ampelkoalition bekräftigt der Parlamentarische | |
Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, die | |
Rahmenbedingungen für ein mögliches Bündnis. | |
„Die roten Linien der FDP sind bekannt: keine Steuererhöhungen und keine | |
Aufweichung der Schuldenbremse unseres Grundgesetzes“, sagt Buschmann dem | |
Magazin Spiegel (Montagausgabe). Es gebe zwar noch weitere Reibungspunkte, | |
aber alle drei Parteien seien „ambitioniert“. „Ob hier Reibungsenergie f�… | |
einen Impuls nach vorne entsteht, müssen die Gespräche zeigen. Bislang | |
verlief alles sehr ernsthaft und professionell. Allen Beteiligten ist klar: | |
Es geht um unser Land.“ (rtr) | |
## Union: Weiter Diskussion um Mitsprache der Basis | |
In der Debatte um eine neue Parteiführung in der CDU fordert | |
Unionsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU) eine stärkere Mitsprache der | |
Parteibasis. „Konferenzen mit der Basis reichen nicht aus. Ein | |
Mitgliedervotum über den Parteivorsitz hat Potenzial, birgt aber auch | |
Risiken. Klar ist: Eine Hängepartie über eine Entscheidung an der | |
Parteiführung darf es nicht geben“, sagt der stellvertretende Vorsitzende | |
von CDU und CSU im Bundestag den Zeitungen der Funke Mediengruppe | |
(Montagausgaben). | |
Um schnell handlungsfähig zu werden, helfe aber „weder ein Scherbengericht | |
noch ein kompletter Austausch der Parteiführung von heute auf morgen“. | |
(rtr) | |
11 Oct 2021 | |
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