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# taz.de -- Geringverdiener und Corona: Die Zweifel der Armen
> Politiker bereicherten sich in der Krise, Arme ließ man allein. Kein
> Wunder, dass besonders Geringverdiener der staatlichen Corona-Politik
> misstrauen.
Bild: Menschen auf dem Weg zur Essensausgabe der „Münchner Tafel“
Soziale Ungleichheit gefährdet die Demokratie. Seit Jahren weisen
[1][Studien] darauf hin, dass gerade bei Geringverdienern die
Demokratiezufriedenheit gering ist. Wer sich in seinen Existenzängsten im
Stich gelassen fühlt, misstraut besonders in schwierigen Zeiten dem Staat.
In der Pandemie verhindert dieses Misstrauen eine effektive
Coronabekämpfung. [2][Eine neue Studie] der Hans-Böckler-Stiftung zeigt,
dass besonders die Erwerbstätigen, die wenig Geld verdienen und wegen der
Krise um ihre Existenz fürchten, Zweifel an der Pandemiepolitik der
Regierung hegen, Verschwörungstheorien anhängen und Schutzmaßnahmen nicht
befolgen.
Überraschend ist dieser Befund nicht. Während gut bezahlte Büroarbeiter die
Krise im geräumigen Homeoffice aussaßen, mussten vor allem im
Dienstleistungsbereich ohnehin schlecht bezahlte Beschäftigte mit einem
geringen Kurzarbeitergeld haushalten. Hunderttausende Minijobber verloren
ihren Job, außerplanmäßige Hartz-IV-Erhöhungen und ausreichende Hilfen vom
Staat für Arme gab es nicht.
## Vertrauen zurückgewinnen
Während Milliardäre ihr Vermögen vermehrten, Unionspolitiker mit
Maskendeals ihre Diäten aufbesserten und Gesundheitsminister [3][Spahn
private Spendendinner] abhielt, wurden Millionen Menschen in der Krise
weitgehend alleingelassen.
Wieso also sollte man den Politikern glauben, die sich selbst bereichern
und soziale Schieflagen nur unzureichend abfedern? Wieso sollte man den
Vertretern eines Staates glauben, der auch außerhalb von Krisenzeiten Arme
schikaniert und am Existenzminimum hält – und der zulässt, dass die soziale
Schere sich immer weiter öffnet?
Wer die Pandemie effektiv bekämpfen will, muss die sozialen Sorgen der
Menschen ernst nehmen, muss sicherstellen, dass niemand um seine
wirtschaftliche Existenz und seinen Job fürchten muss. Die Coronakrise
sollte ein Weckruf an die künftige Koalition sein, den Sozialstaat so
umzubauen, dass die Menschen ihm wieder vertrauen können. Dann klappt es
womöglich auch besser mit der Pandemiebekämpfung.
8 Oct 2021
## LINKS
[1] http://library.fes.de/pdf-files/fes/15621-20190822.pdf
[2] https://www.boeckler.de/fpdf/HBS-008114/p_wsi_pb_61_2021.pdf
[3] /Spendendinner-des-Gesundheitsministers/!5763978
## AUTOREN
Jörg Wimalasena
## TAGS
Schwerpunkt Armut
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Jens Spahn
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