Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Pushbacks an der kroatischen Grenze: Fatales Wegschauen
> Videos über eine prügelnde Grenzpolizei in Kroatien haben jüngst die
> Öffentlichkeit aufgerüttelt. Dabei ist das Problem seit Jahren bekannt.
> Konsequenzen? Fehlanzeige.
Bild: Selbstorganisierte Proteste von Flüchtenden Anfang Oktober
Die [1][Videos von prügelnden Polizist:innen] an der EU-Außengrenze
verbreiteten sich schnell in den sozialen Medien. Das [2][mediale Echo] ist
angemessen. Dass es erst jetzt kommt, zeigt jedoch Leerstellen in der
Berichterstattung auf. Seit Jahren berichten Flüchtende und
Aktivist:innen von Gewalt an den EU-Außengrenzen – ohne Reaktionen der
breiten Öffentlichkeit.
Die große Mehrheit der Schutzsuchenden im bosnisch-kroatischen Grenzgebiet
hat eine zweistellige Anzahl an versuchten Grenzübertritten hinter sich,
die alle mit illegalen Rückführungen endeten. Zugegeben, die neuen
Aufnahmen sind wichtig für die Dokumentation der
Menschenrechtsverletzungen. Aber Neues berichten sie nicht.
Dass systematische Gewalt erst nach Veröffentlichung der Videos [3][in den
Medien breiter diskutiert] wird, zeugt von einer Gesellschaft, in der die
Lebensrealitäten von Flüchtenden keinen Platz haben. Das kollektive
Wegschauen ist so fatal, weil die Gewalt tief im Zentrum der EU verankert
ist. Die Grenzpolizei und Frontex werden mit EU-Geldern finanziert.
Europäische Unternehmen sind Teil der Militarisierung und Technologisierung
des Grenzregimes.
Auch vermeintlich humanitäre Hilfsorganisationen tragen aktiv zur
Abschottungspolitik bei, indem sie Schutzsuchende in Camps fernab der
Grenzen unterbringen. Die [4][International Organisation for Migration
(IOM)] unterstützt bei gewaltsamen Räumungen selbst organisierter Camps die
bosnische Spezialpolizei. EU-Gelder an die Organisation fließen in Drohnen,
Wärmebildkameras und Spezialfahrzeuge.
Diese Informationen sind frei zugänglich, und die
Entscheidungsträger:innen hinter dieser Politik werden oftmals
wiedergewählt. Wir als Steuerzahler:innen tragen diese Grenze mit. Die
Schuld auf das kroatische Innenministerium abzuwälzen, ignoriert die eigene
Verantwortung und blendet Möglichkeiten politischen Handelns aus. Wir
dürfen unsere Bestürzung nicht auf die kroatische Polizei beschränken: Die
Gewalt wird durch unser Wegschauen und unsere Steuergelder ermöglicht.
11 Oct 2021
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=WwzurKZ50yU
[2] /Kroatien-schottet-die-EU-Aussengrenze-ab/!5804009
[3] https://www.deutschlandfunk.de/illegale-abschiebungen-an-der-eu-grenze-medi…
[4] https://bih.iom.int/pbn/information-implementation-projects-related-emergen…
## AUTOREN
Dominik Winkler
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
EU-Grenzpolitik
Kroatien
Europäische Union
Kroatien
Buch
Schwerpunkt Flucht
## ARTIKEL ZUM THEMA
EU und Geflüchtete: Menschen als Waffe
Europa ist mitverantwortlich dafür, dass Menschen als Druckmittel
eingesetzt werden. Es macht sich erpressbar und spielt Autokraten in die
Karten.
Kroatien schottet die EU-Außengrenze ab: Mit Schlagstöcken gegen Flüchtende
Dass Zagreb Pushbacks praktiziert, ist seit langem bekannt. Jetzt sind
erneut Videos öffentlich geworden, die diese brutale Praxis dokumentieren.
Buch über Flucht nach Europa: Bilder der Entrechtung
Der EU-Abgeordnete Erik Marquardt schildert in seinem Buch „Europa schafft
sich ab“ das Leid der Menschen an den europäischen Außengrenzen.
Folter an den EU-Außengrenzen: Pushbacks mit brutaler Gewalt
Schläge, Tritte, erzwungenes Ausziehen: Ein neuer Bericht dokumentiert
Gewalt gegen Flüchtende bei illegalen Pushbacks an den EU-Außengrenzen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.