| # taz.de -- Konflikt um Katalonien: Schwieriger Dialog | |
| > Nach langer Pause nehmen die spanische und die katalanische Regierung | |
| > ihren Dialog wieder auf. Doch die Gräben sind unverändert tief. | |
| Bild: Demonstration für Unabhängigkeit in Barcelona am vergangenen Samstag | |
| Madrid taz | Nach eineinhalb Jahren Sendepause ist Spaniens | |
| Ministerpräsident Pedro Sánchez am Mittwochnachmittag nach Barcelona | |
| gereist, um dort den [1][Dialog] mit der [2][katalanischen Regierung unter | |
| Pere Aragonès] wieder aufzunehmen. | |
| „Wir sind völlig unterschiedlicher Meinung“, konstatierte der Chef der | |
| spanischen Linksregierung Sánchez im Anschluss an das zweistündige Treffen | |
| im Palast der katalanischen Autonomieregierung Generalitat. Doch seien sich | |
| beide Seiten einig, „ohne Eile, ohne Unterbrechung und ohne Zeitlimit“ nach | |
| einer Dialoglösung für den Konflikt um die nordost-spanische Region | |
| Katalonien suchen zu wollen. | |
| „Uns interessieren mehr die Ergebnisse als Fristen“, erklärte auch | |
| Aragonès. Er regiert mit einer Koalition der beiden großen | |
| Unabhängigkeitsparteien – seiner Republikanischen Linken Kataloniens (ERC) | |
| und Gemeinsam für Katalonien (JxCat) des im belgischen Exil lebenden, | |
| einstigen katalanischen Regierungschef Carles Puigdemont. | |
| Aragonès verlangte einmal mehr eine Amnestie für alle, die wegen der | |
| Durchführung eines [3][Unabhängigkeitsreferendums] im Oktober 2017 | |
| [4][juristisch verfolgt] werden. Am Referendum hatten mehr als zwei | |
| Millionen Menschen – 43 Prozent der Wahlberechtigten – teilgenommen. Über | |
| 90 Prozent stimmten für die Unabhängigkeit Kataloniens. Erst am vergangenen | |
| Wochenende waren in Barcelona erneut über 100.000 Menschen für die | |
| Loslösung von Spanien auf die Straße gegangen. | |
| Aragonès will eine neue Abstimmung über die Loslösung oder den Verbleib in | |
| Spanien in beiderseitigem Einvernehmen, ganz nach schottischem Vorbild. | |
| ## Beide Seiten haben politischen Zeitdruck | |
| Sánchez lehnte beides einmal mehr ab. Eine Gruppe von Ministern beider | |
| Regierungen handelten im Anschluss einen „Fahrplan“ für die kommenden | |
| Monate aus. Dieser wurde nicht bekanntgegeben. | |
| Aragonès war geschwächt in das Gespräch mit Sánchez gegangen. JxCat hatte | |
| die Delegation verlassen, nachdem Aragonès sich weigerte, JxCat-Mitglieder | |
| aufzunehmen, die nicht als Minister seiner Regierung angehören. | |
| Auch wenn Sánchez wie Aragonès betonen, keine Fristen setzen zu wollen, ist | |
| dies mehr als illusorisch. Aragonès hat seinen Partnern versprochen, | |
| spätestens in zwei Jahren Ergebnisse vorzulegen. Er will dann die | |
| Vertrauensfrage stellen. | |
| Und Sánchez muss sich spätestens in zwei Jahren erneut den Wählern stellen. | |
| Er kann sich weder ein Scheitern der Gespräche noch zu große Zugeständnisse | |
| an die Katalanen leisten. In seiner Partei sehen längst nicht alle die | |
| Gespräche mit Wohlwollen. Und die größte Oppositionspartei, die | |
| konservative Partido Popular, sieht im Dialog „eine Illoyalität gegenüber | |
| der Nation, eine Demütigung für alle gutgläubigen Spanier. Die | |
| rechtsextreme Vox, drittstärkste Kraft im spanischen Parlament, spricht gar | |
| von „Hochverrat“. | |
| 16 Sep 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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