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# taz.de -- Serengeti-Park kauft Bundeswehr-Airbus: Und wie geht jetzt der Tran…
> Der Serengeti-Park will einen alten Airbus von Hannover nach Hodenhagen
> transportieren. Grüne und SPD wollen nicht, dass dafür Bäume gefällt
> werden.
Bild: Fabrizio Sepe, Chef des Serengeti-Parks, in der Tür seines A310
Hannover taz | Eigentlich hätte das doch ein prima PR-Coup werden können.
Der [1][Serengeti-Park in Hodenhagen] hat eine ausrangierte
Bundeswehrmaschine gekauft. Der Freizeitpark möchte sie zum Restaurant
umbauen, in dem man dann [2][mit Blick auf die Antilopen, Giraffen und
Strauße speisen] kann. Wäre das Ding nicht so massiv, dass für den
Transport womöglich die Bäume links und rechts der Landstraßen dran glauben
müssten.
Der Airbus A310 mit dem Namen „Kurt Schumacher“ ist auch noch auf genau die
richtige Art und Weise geschichtsträchtig. Er war [3][zuletzt in Kabul im
Einsatz], hat Ortskräfte evakuiert. Davor auch schon einmal Schutzanzüge
nach Wuhan und Beatmungsgeräte nach Brasilien gebracht. Ursprünglich stammt
er aus dem Bestand der DDR, nach der Wende übernahm ihn die Luftwaffe. So
erzählt es zumindest der Chef des Parks, Fabrizio Sepe, diversen Medien,
denen er stolz seinen Fang präsentiert.
Die ganze Sache hat allerdings einen Haken. So ein Airbus ist ein
ziemliches Trumm. 79 Tonnen wiegt er (ohne Ladung) und ist 46,66 Meter
lang. Der Rumpf hat an der dicksten Stelle einen Durchmesser von 5,64
Metern.
Noch steht er auf dem Flughafengelände in Langenhagen, wo schon einmal die
Tragflächen, das Fahrwerk und das Heckleitwerk entfernt werden. Dann soll
er in vier Teilen mit Schwerlasttransportern, die sonst beispielsweise
Windkraftanlagen transportieren, die 50 Kilometer nach Hodenhagen in der
Lüneburger Heide gefahren werden.
## Die Grüne Regionsfraktion ist alarmiert
Ein solcher Transport ist keine Kleinigkeit: Mit fünf Stundenkilometern
schleicht der Tross nachts über die Straßen. Drei Nächte wird man brauchen,
um ans Ziel zu kommen. Autobahnen kann man dafür nicht benutzen, die
Brücken sind nicht hoch genug. Also müssen es Landstraßen sein – die
wiederum durch sieben Gemeinden in der Region Hannover, der Wedemark und
dem Heidekreis führen.
Bei mindestens einem Grünen schrillen da die Alarmglocken. „Ich habe diese
Presseberichte gelesen und dachte, das gibt es doch nicht. Wie soll das
denn gehen, ohne Bäume zu fällen oder zumindest massiv zu beschneiden?“,
sagt Ulrich Schmersow, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen
in der Regionsversammlung von Hannover.
Schmersow hat mal Gärtner gelernt und ist studierter Landschaftsplaner.
Seit 15 Jahren ist er in der Kommunalpolitik. Doch selbst einem alten Hasen
wie ihm ist das komplizierte Genehmigungsprozedere in diesem Fall nicht
ganz klar.
„Da wird zunächst eine allgemeine Transportgenehmigung vom Verkehrs- und
Wirtschaftsministerium erteilt, dann müssen die einzelnen
Streckenabschnitte mit den lokal zuständigen Behörden abgeklärt werden“,
erläutert er. Zum Teil seien das die Gemeinden, zum Teil aber auch die
Unteren Naturschutzbehörden. Unter anderem, um zu klären, wen das in diesem
Fall nun alles betrifft, hat er eine Anfrage in der Regionsversammlung
gestellt.
## Bürgermeister droht schon mit Strafanzeige
Auch die Gemeinde Wedemark, bei der insbesondere die Ortsteile
Scherenbostel und Resse betroffen sein sollen, ist aufgeschreckt. Es könne
doch wohl nicht sein, dass hier für „ein Spaßrestaurant in einem
Freizeitpark, Bäume und damit wertvolle alte CO2-Speicher massivst
geschädigt werden“, während sich die Gemeinde selbst bei jedem Bauvorhaben
dreimal überlege, wo sie Hand anlege, schäumt Bürgermeister Helge
Zychlinski (SPD) in einer Pressemitteilung.
Er will beim Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) und den
Genehmigungsbehörden intervenieren und zur Not Strafanzeige erstatten
„gegen jeden, der unsere Bäume beschädigt“.
Die Pressesprecherin des Serengeti-Parks, Asta Knoth, versucht derweil, die
Wogen zu glätten. „Wir haben doch in gar keinem Fall ein Interesse daran,
hier einen Flurschaden zu hinterlassen. Das ist schließlich alles auch vor
unserer eigenen Haustür, unsere Mitarbeiter wohnen in der Region und unsere
Gäste kommen zum größten Teil aus ihr.“
## Zu hoch für Alleen
Sie glaubt, dass sich dieser Transport viel glimpflicher abwickeln lässt.
Man habe ja extra ein entsprechend spezialisiertes Transportunternehmen
beauftragt, dass ein Streckengutachten vorgelegt habe, das nun in der
Abstimmung sei. „Da sind keine Rodungen vorgesehen. Und durch die Form des
Fliegerrumpfes – der zum Schutz mit so einer Art Gitterüberbau versehen
wird – kann der auch viel leichter unter den Bäumen durchgleiten als
beispielsweise so ein scharfkantiger Containeraufbau das könnte“,
versichert sie.
Daran haben sowohl der Grüne Regionsabgeordnete als auch der Pressesprecher
der Gemeinde ihre Zweifel. Fünf Meter Raum bieten die meisten Alleen nach
oben – 7,50 Meter misst der Schwertransport an seiner höchsten Stelle. Das
wird wohl nicht funktionieren, ohne dass zumindest so einige Äste daran
glauben müssen, sagt Schmersow. „Und das sind eben Schäden, die sich dann
unter Umständen auch erst fünf Jahre später bemerkbar machen.“
Aber bei dieser vorläufigen Planung sei ja noch nichts in Stein gemeißelt,
versichert die Pressesprecherin des Parks. Man sehe das große – und völlig
berechtigte – Informationsbedürfnis und werde sich da jetzt noch einmal
intensiv in Gespräche begeben.
22 Sep 2021
## LINKS
[1] https://www.serengeti-park.de/
[2] /Safaris-und-Tierschutz/!5646422
[3] /Afghanische-Ortskraefte-in-Deutschland/!5793093
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Lüneburger Heide
Niedersachsen
Schwerpunkt Klimawandel
Bäume
Schwerpunkt Afghanistan
Lesestück Recherche und Reportage
Safari
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