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# taz.de -- Katholik:innen gegen AfD: Klare Kante für die Demokratie
> Wahlaufrufe gegen die AfD? Eindeutige Aussagen zur Stimmabgabe sind von
> den Kirchen eher nicht zu erwarten. Jetzt preschen Katholik:innen
> vor.
Bild: „Die AfD ist keine Alternative – für niemand“, erklärte jetzt der…
Berlin taz | Eindeutige Wahlempfehlungen, wo
Kirchensteuerzahler:innen ihr Kreuzchen machen sollen, geben die
Kirchenorganisationen eher nicht ab. Umso erstaunlicher ist daher der
Aufruf von Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken (ZdK). Via Twitter verbreitete Sternberg: [1][„Die AfD ist keine
Alternative – für niemanden“.]
Er verteidigt damit eine Erklärung von rund 60 jüdischen Organisationen und
Verbänden. Diese hatten explizit dazu aufgerufen, bei der kommenden
Bundestagswahl nicht die AfD zu wählen. Antisemiten und Rechtsextreme
hätten in der Partei eine Heimat gefunden, hieß es in dem Papier, das auch
der Zentralrat der Juden in Deutschland unterstützt. Die AfD sei eine
radikale und religionsfeindliche Partei und eine Gefahr für Deutschland.
Ihre Vertreter relativierten die Shoah, betrachteten Minderheiten als
minderwertig und spalteten die Gesellschaft.
Wenig überraschend, reagierte unter anderem der AfD-Bundesvorsitzende Tino
Chrupalla scharf auf die Erklärung der jüdischen Vertreter:innen. Als
Minderheitsmeinung tat er den Aufruf ab. ZdK-Präsident Sternberg richtet
sich mit seinem Statement auch direkt an Chrupalla: Diese Haltung zeige
„seine ganze Verachtung für Demokratie, für jüdisches Leben in Deutschland
– für die Kraft des besseren Arguments“.
Richtig progressiv für Kirchenverhältnisse. Wobei ehrlicherweise auch
gesagt werden muss, dass das Zentralkomitee nicht das erste Mal vor der AfD
warnt. Bereits bei der Europawahl 2019 hatte Sternberg die Gefahr von
radikalen Parteien von links und rechts als Gefahr für die Demokratie
bezeichnet und als Bedrohung für den europäischen Gedanken.
## Die Evangelische Kirche bleibt vage
Weniger eindeutig äußert sich nach wie vor die Evangelische Kirche in
Deutschland (EKD). Zwar lässt eine Sprecherin ausrichten: „Die EKD hat eine
klare Position gegen extremistisches Gedankengut und populistische
Stimmungsmache“, aber zu einer expliziten Warnung vor der AfD ringt sie
sich nicht durch. Auch in [2][einem gemeinsamen Aufruf zur Wahlbeteiligung]
mit der Deutschen Bischofskonferenz, ist viel von einem achtsamen,
solidarischen und gerechten Miteinander die Rede, davon der Polarisierung
der Gesellschaft entgegenzuwirken, und gegenüber extremistischem
Gedankengut rote Linien zu ziehen. Was das genau bedeutet, ist aber
irgendwie dann doch Auslegungssache.
Die Initiative Sternbergs kann durchaus als Breitseite gegen die Union
verstanden werden. Das C für christlich tragen sowohl CDU als auch CSU in
ihrem Parteinamen. Wie weit es mit der Standhaftigkeit bei Nächstenliebe,
Demokratieverständnis und einem solidarischen Miteinander in der
Gesellschaft ist, das lässt derzeit aber viele Unions-Anhänger:innen
zweifeln. Nicht zuletzt durch [3][die Causa Hans-Georg Maaßen]. Er tritt
als Direktkandidat bei der Bundestagswahl in Thüringen an. Seine Kandidatur
sorgt bundesweit für Kritik. Er ist nicht nur Anhänger der Werteunion und
AfD-Sympathisant, sondern fiel auch mit fragwürdigen Äußerungen auf, die
als antisemitisch und demokratiefeindlich ausgelegt wurden.
Innerhalb der CDU sind die Meinungen gespalten. Parteigranden wie Wolfgang
Schäuble sehen in Maaßens Kandidatur lediglich die Vielfalt der Partei.
Karin Prien, Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, Teil von Armin
Latschets Zukunftsteam und selbst jüdischen Glaubens, wirbt lieber für die
Wahl von Maaßens Kontrahenten im Wahlkreis, SPD-Mann Ullrich.
Es täte allen Kirchen in Deutschland gut, klare Kante zu zeigen. Im Sinne
einer Wahlempfehlung und damit eines echten Aufrufs für solidarisches
Miteinander.
14 Sep 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/zdkonline/status/1437390989937754113
[2] https://www.ekd.de/oekumenischer-aufruf-zur-wahl-des-deutschen-bundestages-…
[3] /Hans-Georg-Maassens-Weltsicht/!5771469
## AUTOREN
Tanja Tricarico
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schwerpunkt AfD
Katholische Kirche
Jüdisches Leben
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