| # taz.de -- Die Wahl für Renter:innen: Nebulöse Pläne | |
| > Dem Rentensystem drohen Finanzierungsprobleme. Parteien dürfen deshalb | |
| > vor der Wahl wenig versprechen, wollen aber auch nicht verschrecken. | |
| Bild: Schützt zumindest gegen Sonne: CDU-Prospekt | |
| Gut jede:r dritte Wähler:in ist im Rentenalter, der Anteil der Älteren | |
| steigt und steigt. Der wissenschaftliche Beirat des | |
| Bundeswirtschaftsministers hat erst kürzlich vor den Finanzproblemen in der | |
| gesetzlichen Rentenkasse ab dem Jahre 2030 gewarnt und sogar eine Anhebung | |
| des Renteneintrittsalter auf 68 Jahre erwogen. Die Parteien im | |
| Bundestagswahlkampf stehen vor einem Dilemma: Was vorschlagen in der | |
| Rentenpolitik, um weder die Rentner:innen zu verschrecken noch die | |
| Jüngeren auf die Barrikaden zu treiben? | |
| Union und FDP setzen wie bisher auf die drei Säulen im Rentensystem aus | |
| gesetzlicher, privater und betrieblicher Altersvorsorge, die FDP möchte das | |
| System flexibler gestalten. SPD, Grüne und Linkspartei wollen die | |
| gesetzliche Rente stärken, indem mittel- oder langfristig alle | |
| Erwerbstätigen hier einzahlen sollen. | |
| [1][Die CDU/CSU erklärt im Wahlprogramm] etwas vage, „wir behalten das | |
| Vorsorgeniveau im Auge und schützen die Beitragszahlerinnen und | |
| Beitragszahler vor Überforderung“. Ein neu zu entwickelnder | |
| „Alterssicherungsbeirat“ soll „eine Empfehlung für die Festlegung der | |
| verbindlichen und perspektivischen Haltelinien bei Rentenniveau und | |
| Beitragssatz abgeben“. | |
| Am [2][Renteneintrittsalter] von 67 Jahren, das ja ab dem Jahre 2030 gilt, | |
| will die Union festhalten. Nach ihren Vorstellungen sollen Selbstständige, | |
| die keine andere private Altersvorsorge haben, künftig in die gesetzliche | |
| Rentenversicherung einzahlen. Als Maßnahme gegen die Altersarmut sollen | |
| Empfänger:innen von Grundsicherung oder ergänzender Grundsicherung | |
| künftig ein höheres Schonvermögen behalten dürfen. Die Union will „prüfe… | |
| inwieweit man künftig eine „Generationenrente“ von Geburt an einführen | |
| könnte, für die es dann staatliche Zuschüsse geben solle. | |
| Die [3][SPD erklärt in ihrem Wahlprogramm,] sie stehe für ein „dauerhaftes | |
| Rentenniveau von 48 Prozent“. Das ist das gegenwärtige Niveau. Auch sie | |
| lehnt eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters über 67 Jahre hinaus | |
| ab. Sie will Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung | |
| einbeziehen, aber auch Angehörige der freien Berufe und Beamt:innen. Die | |
| „Sondersysteme“ der Altersversorge sollen „auf lange Sicht“ überwunden | |
| werden. Dies würde bedeuten, dass auch die berufsständischen | |
| Versorgungswerke etwa für Ärzt:innen und Architekt:innen aufgelöst | |
| werden müssten. Um die Beamt:innen nicht zu verschrecken, soll laut SPD | |
| das Gesamtniveau ihrer Pensionen nicht reduziert werden. Wie die Union auch | |
| will die SPD die bisherige Riester-Rente weiterentwickeln. Sie [4][ist für | |
| ein neues „kostengünstiges“ Standardprodukt], das von einer öffentlichen | |
| Institution angeboten werden soll. | |
| Die [5][Grünen versprechen in ihrem Wahlprogramm] ebenfalls, die | |
| „langfristige Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent“ habe für sie | |
| „hohe Priorität“. Um künftige Beitragserhöhungen zu begrenzen, sollen bei | |
| Bedarf die „Steuerzuschüsse“ an die Rentenkasse erhöht werden. | |
| Wie die Union und die SPD wollen auch die Grünen die Selbstständigen in die | |
| gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen, wenn sie nicht anderweitig | |
| abgesichert sind. Gegen die Altersarmut soll die existierende Grundrente zu | |
| einer „echten Garantierente“ weiterentwickelt werden. Genaue Zahlen werden | |
| nicht genannt. Ein öffentlich verwalteter „Bürgerfonds“ soll die bisherige | |
| Riester-Rente ablösen. | |
| Die [6][Linke macht die] teuersten Versprechen: Sie will das Rentenniveau | |
| wieder auf 53 Prozent anheben. Als Garantie soll zudem eine | |
| „[7][Solidarische Mindestrente]“ von 1.200 Euro kommen für all jene, die | |
| „ein zu niedriges Alterseinkommen“ haben, heißt es im Wahlprogramm. Alle | |
| Erwerbstätigen sollen in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen | |
| werden. Die Beitragsbemessungsgrenze – und damit die Beiträge für | |
| Gutverdiener:innen – soll drastisch angehoben, hohe Rentenansprüche | |
| dabei abgeflacht werden. | |
| Die [8][FDP verspricht eine „enkelfitte“ Rente.] Sie will einen „flexiblen | |
| Renteneintritt“ ermöglichen und ein „Baukastenprinzip“ in der Rente, wob… | |
| Elemente aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge | |
| „kombiniert“ werden können. Die Rentenformel soll „generationengerechter… | |
| werden, um die Jüngeren nicht über Gebühr zu belasten. | |
| Die [9][AfD will die Rente] „zukunftsfest“ machen. Die künftigen | |
| Finanzprobleme der Rentenkassen sollen durch höhere Steuerzuschüsse | |
| bewältigt werden. Das Geld dafür soll durch „konsequente Streichungen von | |
| ideologischen Politikmaßnahmen, beispielsweise in der Migrations-, Klima- | |
| und EU-Politik“ zusammenkommen, heißt es im AfD-Wahlprogramm. | |
| 10 Sep 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://cdudl.s3.eu-central-1.amazonaws.com/Beschluss+Programm.pdf | |
| [2] /Arbeitsmarktforscher-zu-Renteneintritt/!5793852 | |
| [3] https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Beschluesse/Programm/SPD-Zukunftspro… | |
| [4] /Konzept-zur-Grundrente/!5570001 | |
| [5] https://www.gruene.de/artikel/wahlprogramm-zur-bundestagswahl-2021 | |
| [6] https://www.die-linke.de/fileadmin/download/wahlen2021/Wahlprogramm/DIE_LIN… | |
| [7] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw12-de-altersarmut-6288… | |
| [8] https://www.fdp.de/nie-gab-es-mehr-zu-tun | |
| [9] https://www.afd.de/wahlprogramm/ | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
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