| # taz.de -- Ökonom Lars Feld wird Lindner-Berater: Mann des dürren Staats | |
| > Der frühere Wirtschaftsweise und Neoliberale Lars Feld wird Berater von | |
| > FDP-Finanzminister Lindner. Die Koalitionspartner sind wenig erfreut. | |
| Bild: Der Coup ist Lindner geglückt: Lars Feld wird persönlicher Berater des … | |
| Berlin taz | Machte er ihn aus Sorge vor vermeintlich überbordenden | |
| finanziellen Forderungen aus den Ressorts oder eher aus Lust an der | |
| Provokation? Der Coup ist FDP-Bundesfinanzminister [1][Christian Lindner] | |
| jedenfalls geglückt. Seine Koalitionspartner hat seine neue Personalie | |
| nicht sonderlich erfreut – auch wenn das niemand offen sagen will. | |
| Lars Feld wird Lindners Chefvolkswirt, „persönlicher Beauftragter des | |
| Bundesministers für Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung“. | |
| Was von ihm zu erwarten ist, dürfte ziemlich klar sein: Schließlich steht | |
| der 55-jährige Feld für eine Finanzpolitik des dürren Staats, der den | |
| sogenannten Märkten viel Raum gibt. | |
| „Die wirtschaftspolitische Diskussion in Deutschland kann eine | |
| ordnungspolitische Stimme gut gebrauchen“, sagte Feld zu seiner | |
| Nominierung. „Es herrscht dahingehend ja kein Überfluss.“ Interessante | |
| Wahrnehmung eines Ökonomen, der seit Jahrzehnten in der Politikberatung | |
| mitmischt und sich stets im Mainstream wähnen durfte. Schließlich war er | |
| zehn Jahre lang Mitglied der sogenannten [2][Wirtschaftsweise]n, zuletzt | |
| ihr Vorsitzender. | |
| Letztes Jahr hat er erstmals einen Dämpfer hinnehmen müssen: In der GroKo | |
| votierte die SPD erfolgreich gegen eine Verlängerung seines Mandats im | |
| Sachverständigenrat, weil seine angebotsorientierte Haltung dort schon | |
| überrepräsentiert war. Hatten die Weisen schon die Finanzkrise nicht | |
| vorhergesehen, passten ihre neoklassischen Rezepte auch nicht auf andere | |
| Krisen: Sowohl die Pandemie als auch der sozialökologische Umbau verlangten | |
| nach einem aktiven Staat, der alle mitnimmt. | |
| ## Für die Schuldenbremse, gegen den Mindestlohn | |
| Feld steht für anderes: Während die Regierungen Konjunkturpakete schnürten, | |
| um die wirtschaftlichen Folgen der Coronamaßnahmen abzufedern, klammerte er | |
| sich an die von ihm mitentwickelte Schuldenbremse. Er votierte gegen | |
| Mindestlöhne: zu teuer für die Unternehmen. Gegen die Grundrente: | |
| stattdessen würde er das Renteneintrittsalter erhöhen. Gegen das | |
| Lieferkettengesetz: die Einhaltung von Menschenrechten bei den Lieferanten | |
| zu kontrollieren, überfordere die Firmen. Und dafür fühlte er sich zu | |
| Unrecht angefeindet. Die Linken in der SPD hielten ihn für einen | |
| „neoliberalen Gottseibeiuns“, beklagte er sich einmal in der FAZ. | |
| Felds Freunde und Unterstützer sitzen woanders. Aber er hat sie zweifellos. | |
| Der gebürtige Saarbrücker leitet nicht nur das neoliberale Walter Eucken | |
| Institut, er ist auch Mitglied in Beiräten und Kuratorien diverser | |
| Netzwerke wie der Stiftung Marktwirtschaft, des Wirtschaftsrats der CDU | |
| oder der Impulsstiftung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer. | |
| Neoliberal und bestens vernetzt in der Privatwirtschaft wie heute war Feld | |
| nicht immer. Der FAZ erzählte er einmal, dass er als Jugendlicher | |
| friedensbewegt gewesen sei und an der Großdemo gegen den | |
| Nato-Doppelbeschluss teilgenommen habe. Einmal hat er die 180-Grad-Wende | |
| also schon geschafft. Warum nicht noch einmal? | |
| 14 Feb 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Beate Willms | |
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