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# taz.de -- Hausprojekt Holzmarkt in Berlin: Eckwerk heißt jetzt Wieweil
> Der Streit um das Grundstück an der Spree ist beendet. Statt
> revolutionärer Holztürme soll dort ein Betonbau für Büros und Studierende
> entstehen.
Bild: Sogar Demos für den Holzmarkt gab es in der Vergangenheit, hier 2019
Berlin taz | Drei Türme, eine Spreeterrasse mit Fitnessbereich und
Restaurant, Studi-WGs und Büros, die auch stundenweise gebucht werden
können – [1][der Krach] ums ehemalige [2][Eckwerk] am Holzmarkt scheint
beendet. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat die Pläne der Architekten
Graft mit Kleihues + Kleihues für den Bau an der Spree mit rund 36.000
Quadratmetern Bruttogeschossfläche für genehmigungsfähig erklärt. Am
Freitag stellten Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke),
Bezirksbaustadtrat Florian Schmidt (Grüne) und die Stiftung Abendrot als
Grundstückseigentümerin die Pläne vor.
Das ehemalige Eckwerk, das nun das Oberthema lebenslanges Lernen haben und
auf den seltsamen Namen „Wieweil“ hören soll, wird direkt am Holzmarkt
schräg gegenüber vom Ostbahnhof entstehen. Der [3][Holzmarkt] zählt zu den
bekanntesten neuen genossenschaftlichen Stadtquartieren der Stadt.
Entstanden ist er aus einer Idee von Kreativen rund um die Gründer der
Clubs Bar25 und Kater Holzig: Eine Art Quartier aus in- und übereinander
verschachtelten Holzhütten inklusive öffentlichen Wegen und Mörchenpark,
ein Ort für Party und Off-Kultur, edles Essen, Kinderbetreuung und
Physiotherapie.
Ursprünglich wollten die Macher des Holzmarkts das Grundstück mit dem
Eckwerk wie das des Holzmarkts selbst bebauen. 2012 hatten sie den Zuschlag
für das ganze Gelände der BSR an der Spree bekommen. Ein 18.000
Quadratmeter großes, aber verkehrsumspültes Filetgrundstück mit den
Glastürmen der BVG auf der einen und dem Radialsystem auf der anderen
Seite.
Käufer war die Pensionskasse Abendrot aus der Schweiz, die Immobilien im
Sinne des Gemeinwohls entwickelt und das Gelände den Holzmarkt-Leuten in
Erbpacht gab. Die Nachricht: Alternative Projektentwickler gewinnen ein
Bieterverfahren gegen Immobilienhaie.
## Der Streit ging vor Gericht
Doch dann setzte sich in Berlin die Mietenbewegung in Gang, die Diskussion
ums Wohnen wurde wichtiger als die um kulturelle Freiräume. Ein langer,
komplizierter [4][Streit] zwischen Holzmarkt und Bezirk begann, der
vergangenes Jahr vor dem Landgericht endete. Der Holzmarkt war raus, die
Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) und die Immobiliengruppe KIM
übernahmen, beide haben zuletzt zwei Quartiere in Spandau entwickelt. Sie
brachen mithilfe derselben Architekten die avantgardistischen Pläne des
Holzmarkts fürs Eckwerk auf Realisierbarkeit herunter: Weg sind die
Holztürme, die über einen spektakulären Höhenweg miteinander verbunden
werden sollten und die herkömmliche Trennung von Leben, Arbeiten und Wohnen
auflösen sollten.
Statt Holz gibt es nun – angeblich wegen des hohen Lärmaufkommens an diesem
Ort – schnöden Stahlbeton, statt des Höhenwegs eine wenig aufregende
Hochterrasse. Statt neuem Wohnen und Arbeiten, von dem der Holzmarkt nicht
abweichen wollte, soll es herkömmliche WGs mit kleinen und großen Zimmern
für etwa 250 Studierende und Auszubildende geben. Einen dreistelligen
Millionenbetrag wird nach einer ersten Schätzung das Bauvorhaben kosten.
## Fröhlich weiter feiern
Aber immerhin: An der Grenze zum benachbarten Holzmarkt werden
ausschließlich Büro- und Projekträume unter dem Motto „Wissen, Lernen,
Weiterbildung“ entstehen. Auf Wohnen wird hier „aus Rücksicht auf den
Holzmarkt“ verzichtet. So kann zumindest in dieser Hinsicht auf dem
Holzmarkt weiter fröhlich gefeiert werden. Und weiter entwickelt: Der
Holzmarkt hat inzwischen auf seinem Gelände längst ein eigenes
[5][Hochhaus] geplant. Natürlich aus Holz.
10 Sep 2021
## LINKS
[1] /Streit-um-den-Holzmarkt/!5577965
[2] /Streit-um-den-Holzmarkt/!5577965
[3] /Probleme-beim-Bauprojekt-Holzmarkt/!5499261
[4] /Zoff-zwischen-Land-Berlin-und-Holzmarkt/!5549807
[5] https://hauseins.holzmarkt.com/
## AUTOREN
Susanne Messmer
## TAGS
Stadtentwicklung
Holzmarkt
Florian Schmidt
Sebastian Scheel
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Schwerpunkt Stadtland
Holzmarkt
Holzmarkt
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