Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2022: Sie will Macron ablösen
> Anne Hidalgo steht als Bürgermeisterin von Paris für ökologischen
> Stadtumbau. 2022 will die Sozialistin in den Elyséepalast einziehen.
Bild: Da muss mehr kommen: In Umfragen hat Hidalgo bisher bescheidene Werte
Paris taz | Nicht den Eiffelturm, sondern die gelben Kräne des Hafens der
nordfranzösischen Stadt Rouen hatte Anne Hidalgo als Kulisse für ihre
Ankündigung gewählt. „Ich bin bereit“, sagte die Sozialistin am
Sonntagmorgen vor Hunderten Anhängern. „Ich habe beschlossen, Kandidatin
für das Präsidentenamt zu sein.“
[1][Spätestens seit ihrem Erfolg bei den Kommunalwahlen im vergangenen
Jahr, als sie mit fast 50 Prozent der Stimmen als Pariser Bürgermeisterin
wiedergewählt worden war], galt die 62-Jährige als Anwärterin auf die
Nachfolge von Staatschef Emmanuel Macron. Seit sieben Jahren führt sie im
Rathaus eine Koalition mit Grünen und Kommunisten – ein Bündnis, das sie
sich auch für Frankreich vorstellen kann.
In Umfragen liegt Hidalgo bisher nur bei 7 bis 9 Prozent. Doch die Führung
der Sozialisten signalisierte bereits Unterstützung für die Kandidatin.
Vorwahlen wie noch 2016 soll es diesmal wohl nicht geben, um die ohnehin
stark geschwächte Partei nicht noch weiter zu spalten.
Nach der Präsidentschaft von François Hollande war die Parti Socialiste
komplett eingebrochen und hatte mit ihrem Kandidaten Benoît Hamon bei den
Wahlen 2017 nur 6 Prozent erreicht. Bei den Europawahlen 2019 wiederholte
sich das Debakel. Besser sieht es allerdings auf kommunaler und regionaler
Ebene aus, wo Sozialistinnen und Sozialisten oft in Koalitionen mit den
Grünen regieren.
## Grüne wollen Ende September Kandidaten bestimmen
Die grüne Partei Europe Écologie les Verts (EELV) will Ende September in
parteiinternen Vorwahlen ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten bestimmen.
Das Ergebnis ist schwer vorhersehbar, da wenig über das Profil der rund
65.000 eingetragenen Wählerinnen und Wähler bekannt ist. Für die
Präsidentschaftswahlen hätte der grüne Europaabgeordnete Yannick Jadot mit
10 Prozent die besten Chancen. Er liegt damit etwa gleichauf mit dem
Linksaußen Jean-Luc Mélenchon. Keiner der Kandidaten aus dem linken Lager
dürfte es allerdings in die Stichwahl schaffen, die laut Umfragen Macron
und die Rechtspopulistin Marine Le Pen bestreiten.
Vor der Bekanntgabe ihrer Präsidentschaftskandidatur bereiste Hidalgo
mehrere Regionen, um den „Pariser Blick“ zu verlieren, der ihr vorgeworfen
wird. Sie wolle ein gerechteres Frankreich aufbauen, sagte sie in ihrer
20-minütigen Ansprache in Rouen. Ein Seitenhieb auf Macron, den sie
kritisierte, ohne ihn direkt zu nennen. „Die zu Ende gehende Amtszeit
sollte die Franzosen einen und hat sich mehr als je zuvor gespalten. Sie
sollte die sozialen Probleme lösen und hat sie nur verstärkt. Sie sollte
unseren Planeten schützen und hat der Ökologie den Rücken gekehrt.“ Mit ihr
soll das anders werden: Neue Arbeitsplätze im Umweltschutz wolle sie
schaffen, kündigte die gebürtige Spanierin an.
In Paris steht Hidalgo für einen ökologischen Umbau, der das Auto
schrittweise aus der Innenstadt verbannte. [2][Erst Ende August führte sie
auf fast allen Straßen Tempo 30 ein]. Zudem entstanden unter ihr als
Bürgermeisterin Hunderte Kilometer neuer Radwege. Allerdings werfen ihr
Kritiker die hohe Verschuldung der Hauptstadt und den Dreck auf den Straßen
vor. Ehemalige Mitarbeiter prangern ihren autoritären Führungsstil an. Als
ihr Stellvertreter Bruno Julliard 2018 überraschend zurücktrat, sprach er
von einem „Defizit beim Austausch und beim Zuhören“.
Dennoch setzt Hidalgo für ihren Wahlkampf auf ihre Erfahrung als
Stadtoberhaupt. Vor allem aber will die Bürgermeisterin mit ihrer
Familiengeschichte als Tochter spanischer Einwanderer punkten. Ihr Vater,
ein Hafenarbeiter, und ihre Mutter, eine Schneiderin, kamen mit den beiden
Töchtern nach Frankreich, als Anne zwei Jahre alt war. „Ich bin mit 14
Jahren Französin geworden und ich habe meine Einbürgerungsurkunde immer bei
mir, als Symbol der Anhänglichkeit an die Französische Republik.“
Genau diese durch Krisen gebeutelte Republik will sie nun „reparieren“, und
zwar mit Wertschätzung und Respekt. „Dem Respekt unseres Planeten, der
menschlichen Würde, der Französinnen und Franzosen, deren Eltern woanders
her kommen und die immer noch unter Diskriminierung leiden.“ Ein Programm
will die Sozialistin in den nächsten Wochen vorlegen. Am Mittwoch stellt
sie ihr neues Buch vor – Titel: „Eine französische Frau“.
13 Sep 2021
## LINKS
[1] /Kommunalwahlen-in-Frankreich/!5697478
[2] /Verkehrspolitik-in-Frankreich/!5792740
## AUTOREN
Christine Longin
## TAGS
Parti Socialiste
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Schwerpunkt Frankreich
Präsidentin
Paris
Anne Hidalgo
Schwerpunkt Frankreich
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Frankreich
Ernährung
Paris
Schwerpunkt Emmanuel Macron
## ARTIKEL ZUM THEMA
Grüne in Frankreich: Jadot wird Präsidentschaftskandidat
Sieg für die Pragmatiker: Mit einem ziemlich knappen Ergebnis hat sich der
Europaparlamentarier Yannick Jadot gegen seine Konkurrentin durchgesetzt.
Corona-Regeln in Frankreich: Santé nur mit Pass
In Frankreich ist das Anti-Covid-Zertifikat zum Passierschein des Alltags
geworden. Die Impfquote ist damit auf über 70 Prozent geklettert.
Grüne in Frankreich: Ökofeministin kontra Pragmatiker
Zwei mögliche Präsidentschaftskandidat*innen sind im Rennen: Der
machtbewusste Jadot und die kämpferische Rousseau stehen für zwei
Richtungen.
Klima und Ernährung: Wie Gott in Frankreich
Der Berliner Ernährungsrat findet Anregungen für eine klimagerechte
Lebensmittelproduktion in Paris. Die Stadt könnte damit Vorbild für Berlin
sein.
Verkehrspolitik in Frankreich: Paris wird sicherer und leiser
In Frankreichs Hauptstadt gilt fortan Tempo 30. Viele ignorierten die neue
Regelung zwar am ersten Tag, doch eine breite Mehrheit steht dahinter.
Kommunalwahlen in Frankreich: Grüne auf dem Vormarsch
Bei den Kommunalwahlen in Frankreich verliert die Partei von Präsident
Macron. Grüne siegen vielerorts, die Sozialisten schaffen ein Comeback.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.