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# taz.de -- Kurdisch-türkischer Schriftsteller: Yavuz Ekinci vor Gericht
> Gegen den kurdisch-türkischen Autoren Yavuz Ekinci beginnt der Prozess.
> Vorwurf: Terror-Unterstützung – wie bei anderen kritischen
> Intellektuellen.
Bild: Yavuz Ekinci bei der Leipziger Buchmesse 2017
Istanbul taz | Der bekannte kurdischstämmige Schriftsteller Yavuz Ekinci
wird in diesen Tagen in Istanbul vor Gericht gestellt. Die
Staatsanwaltschaft wirft ihm Unterstützung einer Terrororganisation nach
dem Antiterrorgesetz vor, eine Anklage, [1][die vielfach gegen kritische
Intellektuelle in der Türkei erhoben wird.] Yavuz Ekinci, der sich selbst
einen kurdisch-türkischen Schriftsteller nennt, gehört zu den bekanntesten
Autoren, die sich mit der Lebenswirklichkeit der kurdischen Bevölkerung im
Südosten der Türkei auseinandersetzen.
Er wurde 1979 in Batman, im tiefsten Südosten, als Sohn armer Bauern
geboren. Über eine Art Berufsschule gelang es ihm, an die Dicle
[2][Universität im benachbarten Diyarbakır] zu kommen und dort Pädagogik zu
studieren. Ekinci wurde Lehrer und unterrichtete später in einem
Armenviertel in Istanbul, in dem viele Roma und Leute kurdischer Herkunft
leben. [3][Gleichzeitig begann er Erzählungen und Romane zu publizieren,
die zum Teil auch in Deutschland erschienen sind,] wie etwa sein letztes
Werk „Der Tag, an dem ein Mann vom Berg Amar kam“.
2019 wurde ein Theaterstück von ihm in Dortmund aufgeführt. Seit 2015 gibt
Ekinci außerdem eine Reihe mit kurdischer Exilliteratur heraus, eine
Tätigkeit, durch die er enge Kontakte zu vielen Kurden im europäischen
Exil hat.
In der Türkei wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit
dem renommiertesten Literaturpreis Yunus Nadi Story Award. Neben seiner
schriftstellerischen und pädagogischen Arbeit engagiert sich Ekinci seit
Langem für die Rechte der Kurden in der Türkei. Als im Winter 2014/15 der
IS die von Kurden bewohnte Stadt Kobanê in Syrien, unmittelbar an der
Grenze zur Türkei, angriff, forderte Ekinci zusammen mit weiteren
Schriftstellern, darunter der Deutsche Peter Prange und der in Deutschland
lebende Imre Török, öffentlich Solidarität mit Kobanê und der autonomen
kurdischen Zone Rojava.
## Aus seiner Kritik wurde persönliche Realität
Er organisierte Demonstrationen in Urfa und Suruç. Die türkische Armee
unterstützte damals indirekt den IS, indem sie kurdische Freiwillige aus
der Türkei daran hinderte, über die Grenze nach Kobanê zu gelangen, um dort
mitzukämpfen. Aufgrund der Auseinandersetzungen, die deshalb im Südosten
der Türkei stattfanden, wird auch die gesamte damalige Führung der
kurdischen Partei HDP, [4][unter ihnen Selahattin Demirtaş, derzeit vor
Gericht angeklagt.] Für viele von ihnen fordert die Staatsanwaltschaft
lebenslange Haftstrafen.
[5][In einem FAZ-Interview im März 2017 beklagte Ekinci die strukturelle
Gewalt] gegen Kurden in der Türkei und die mangelnde Solidarität der
türkischen Intellektuellen. „Wenn es um Kurden geht, sind sie eher still“,
sagte er. Mit angeblichem kurdischen „Terrorismus“ will niemand etwas zu
tun haben. „Dabei“, so Ekinci, „ist der Terrorbegriff des Staates
mittlerweile dehnbar wir Kaugummi. Es kann jeden Schriftsteller,
Journalisten oder Wissenschaftler treffen“. Am 9. September beginnt der
Prozess gegen Yavuz Ekinci in Istanbul.
8 Sep 2021
## LINKS
[1] /Tuerkei-gegen-NGOs/!5740553
[2] /KuenstlerInnen-in-Diyarbakr/!5600743
[3] /Interview-mit-dem-Autor-Yavuz-Ekinci/!5641720
[4] /Urteil-zu-kurdischem-Politiker/!5735404
[5] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/interview-mit-dem-schriftsteller-yav…
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Schwerpunkt Türkei
Gericht
Opposition in der Türkei
Kunst Türkei
Schwerpunkt Kobanê
Türkei
Santiago de Chile
Türkei
Kunst
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