# taz.de -- Open Data und Fahrraddiebstähle: Daten können nicht alles lösen | |
> Solange die Aufklärungsquote beim Fahrradklau gering ist, zeigen die | |
> wenigsten Bestohlenen an. Entsprechend nichtssagend sind die Daten. | |
Bild: Die Dunkelziffer ist bei Fahrraddiebstählen sehr hoch | |
Open Data, also das Bereitstellen öffentlicher, nicht persönlicher Daten, | |
ist erst einmal etwas Gutes. Daten – etwa über die Pegelstände von Flüssen, | |
den Stand des Breitbandausbaus oder Echtzeitdaten des öffentlichen | |
Nahverkehrs – schaffen, in nutzerfreundliche Anwendungen gegossen, einen | |
Mehrwert für Bürger:innen. | |
Dass in Berlin nun ein Pilotprojekt der Polizei startet und Daten zu | |
Fahrraddiebstählen veröffentlicht, ist daher im Grunde eine gute Idee. So | |
ließe sich zum Beispiel nicht nur polizeiintern, sondern auch öffentlich | |
leicht erkennen, welche zeitlichen und örtlichen Dimensionen eine Rolle | |
spielen und wie sich diese möglicherweise verändern. Wahrscheinlich gibt es | |
noch mehr, was sich bei eingehender Analyse der Daten finden ließe. | |
Dennoch: Die [1][desaströse Fahrraddiebstahlsituation] kann so ein Projekt | |
voraussichtlich kaum verbessern. Das hat diverse Gründe: Zum einen landen | |
in der Übersicht nur die Diebstähle, die auch angezeigt werden. Das sind | |
aber die wenigsten, und das hat mit der ebenfalls desaströsen | |
Aufklärungsquote zu tun: Auf Berlin bezogen werden täglich im Schnitt über | |
70 Räder geklaut, die Aufklärungsquote liegt bei dreieinhalb Prozent. Wer | |
statt dem eigenen Fahrrad nur noch ein geknacktes Schloss vorfindet, | |
[2][wird sich also ziemlich genau überlegen, ob es den Aufwand einer | |
Anzeige lohnt] – vor allem, wenn das Rad nicht versichert ist. | |
Andere Städte schaffen zwar bessere Aufklärungsquoten. Dennoch bleiben sie | |
in der Regel hinter denen bei Pkw-Diebstählen zurück. Auch hat der örtliche | |
und zeitliche Bezug nur begrenzten Nutzwert: Wer etwa in einem Viertel mit | |
[3][hohen Diebstahlquoten] wohnt, kann sich zwar ein zweites Schloss | |
zulegen – aber deshalb das Rad abends nicht im Nachbarviertel stehen | |
lassen. | |
Der Fall zeigt: Digitalisierung kann helfen – aber eben nicht immer und | |
überall. Damit so eine Datenbank nicht zu einer netten Spielerei ohne viel | |
Mehrwert wird, ist vor allem eines wichtig: dass die Polizei selbst das | |
Thema Fahrraddiebstahl mit einer deutlich höheren Priorität bearbeitet. | |
9 Sep 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Geklaute-Fahrraeder/!5306145 | |
[2] /Kommentar-zu-Fahrraddiebstahl/!5177483 | |
[3] /Fahrradklau-hat-Hochkonjunktur/!5164956 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
## TAGS | |
Polizei Berlin | |
Schwerpunkt Radfahren in Berlin | |
Fahrrad | |
Mobilität | |
Diebstahl | |
Open Data | |
Verkehrswende | |
Polizei Berlin | |
Fahrrad | |
Fahrrad | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neuer Rekord bei Fahrraddiebstählen: Teure Fahrräder, hoher Schaden | |
Versicherer mussten 2023 mehr für geklaute Räder zahlen als je zuvor. Ein | |
Experte fordert sichere Abstellorte – und mehr Engagement der Polizei. | |
Fahrraddiebstahl in Berlin: Auf Ebay verhökert | |
Mehr als 25.000 Fahrräder wurden 2021 bei der Berliner Polizei als | |
gestohlen gemeldet. Die Chancen, dass sie wieder auftauchen, sind gering. | |
Raddiebstähle in Berlin: Die Drei-Prozent-Quote | |
Pro Tag werden in Berlin rund 100 Räder geklaut. Nur 3 Prozent der Fälle | |
werden aufgeklärt. Eine Initiative wirft der Polizei fehlendes Interesse | |
vor. | |
Beschattung eines Fahrraddiebstahls: Fang den Dieb | |
Vor der taz wurde ein Fahrrad geklaut. Was der Dieb nicht wusste: Wir haben | |
ihn verfolgt und uns das Rad wiedergeholt. | |
Fahrraddiebstähle: Berliner Polizei ist radlos | |
Berlin ist die Hauptstadt des Fahrradklaus - und die Polizei schaut weg. In | |
anderen Städten gibt es eigene Sonderkommissionen, hier überlässt man die | |
Ermittlungen allein dem Kommissar Zufall. |