# taz.de -- Absturz von Union und Grünen: Parteiapparateritis | |
> Union und Grüne zahlen laut Umfragen einen hohen Preis dafür, den | |
> parteiinternen Befindlichkeiten zu entsprechen. Die SPD war da schlauer. | |
Bild: Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans überließen Olaf Scholz den Vort… | |
Das Wahlsystem in den USA mag viele Schwächen haben, aber bei der Auswahl | |
des Präsidentschaftskandidaten zeigt sich ein großer Vorteil: Jeder | |
Bewerber und jede Bewerberin muss sich bei den Vorwahlen echten | |
Wähler*innen stellen – ein gnadenloser Realitätscheck. In Deutschland | |
dagegen entscheiden die Parteien, meist sogar nur die Parteispitzen, | |
darüber, wer ins Rennen geschickt wird. Der Absturz der Union und der | |
Grünen in den Umfragewerten ist deshalb keine Überraschung, sondern der | |
Preis für eine wenig erfolgversprechende Parteiapparateritis. | |
[1][Armin Laschet ist Kanzlerkandidat der Union geworden, weil er der | |
größeren Schwesterpartei angehört]. Er konnte die Gremien seiner Partei | |
davon überzeugen, dass die CDU Schwäche zeigen würde, wenn man CSU-Chef | |
Markus Söder den Wettstreit um die Kandidatur gewinnen ließe. Die besseren | |
Umfragewerte für den Konkurrenten – das Einzige, was einem Realitätscheck | |
ein wenig nahekommt – wurden mit dem Argument beiseite geschoben, dass die | |
Parteien hierzulande nun mal über die Spitzenkandidatur entscheiden und | |
nicht die Wähler*innenschaft. | |
Ähnlich verlief es bei den Grünen. Die Partei entschied nach ihren | |
Parteibedürfnissen. [2][Eine Frau als Kandidatin entspricht dem eigenen | |
Selbstverständnis]. Auch die Angst vor einer übermächtigen Figur – wie | |
zuvor Joschka Fischer – dürfte bei vielen Grünen, die Annalena Baerbock | |
statt Robert Habeck unterstützt haben, eine erhebliche Rolle gespielt | |
haben. | |
Die SPD-Führung, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, hatte dagegen die | |
Größe, auf eigene Ansprüche zu verzichten und [3][Olaf Scholz die | |
Kandidatur zu übergeben]. Es hat sich gelohnt. | |
Die Grünen werden sich damit trösten können, dass sie auf jeden Fall ein | |
besseres Ergebnis erzielen werden als die 8,9 Prozent von 2017 und dass sie | |
als Juniorpartner wohl mitregieren können. Für die Union aber wird es nach | |
jetzigem Stand richtig bitter. Sie erhalten die Machtverhältnisse in der | |
Unionsfamilie und verlieren darüber mit großer Wahrscheinlichkeit die | |
Macht. | |
9 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Silke Mertins | |
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