# taz.de -- Bundesweiter Aktionstag für Umverteilung: Durch den Problembezirk | |
> In Berlin demonstrieren 1.500 Menschen für eine gerechtere Verteilung des | |
> Reichtums. Auch in anderen Städten gibt es Aktionen. | |
Bild: Schöne Idee: Demo am bundesweiten Umverteilen-Aktionstag in Berlin | |
Berlin taz | „Ihr seid der Problembezirk“, skandierten DemonstrantInnen am | |
Samstagnachmittag, als sie in die Nähe des Gendarmenmarkts in Berlin-Mitte | |
einbogen. Die zahlreichen Gäste, die vor den noblen Restaurants und Cafés | |
saßen, guckten eher belustigt als verängstigt. Denn der zeitweise auf 1.500 | |
TeilnehmerInnen angewachsene Zug war laut und bunt, aber nicht gerade | |
furchteinflößend. Unter dem Motto [1][„Wer hat, der gibt“] demonstrierte | |
ein Bündnis von sozial- und mietenpolitischen Gruppen für eine radikale | |
Umverteilung. | |
Das Bündnis hat sich im Herbst 2020 gegründet, um dagegen zu kämpfen, dass | |
die Folgen der Coronapandemie auf dem Rücken der einkommensarmen | |
Bevölkerung ausgetragen werden. Am bundesweiten Aktionstag am 21. August | |
sind in zahlreichen Städten Menschen unter dem Slogan „Wir können uns die | |
Reichen nicht mehr leisten“ auf die Straße gegangen. | |
„In Deutschland besitzen 10 Prozent ca. 66 Prozent des Vermögens. 75 | |
Prozent des Immobilienkapitals gehört den reichsten 20 Prozent. Diesen | |
Reichtum haben sie den Arbeitenden, den Erwerbslosen und den MieterInnen | |
abgepresst“, rief eine Rednerin unter Applaus. Die Banner der | |
[2][Initiative Deutsche Wohnen und Co enteignen] waren auf der | |
Demonstration ebensowenig zu übersehen wie das schwarzrote Transparent der | |
anarchistischen Initiative „Perspektive Selbstverwaltung“. | |
„Wir glauben nicht mehr, dass PolitikerInnen für eine radikale Umverteilung | |
sorgen werden. Sie haben uns schon oft enttäuscht“, erklärte ein Sprecher | |
der neuen Initiative. Damit sprach er die Überzeugung offenbar vieler | |
DemonstrationsteilnehmerInnen an. Banner von politischen Parteien waren im | |
Übrigen seitens der VeranstalterInnen nicht erwünscht. | |
## Solidarität mit Krankenhausbewegung | |
Vertreten waren neben verschiedenen sozialen Initiativen auch AktivistInnen | |
des globalisierungskritischen Bündnisses Attac und die Gewerkschaften | |
Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verdi. Die Unterstützung von | |
Arbeitskämpfen ist ein wichtiger Bestandteil des Umverteilungsbündnisses: | |
Schließlich hatte man den Auftakt bewusst an das Urban-Krankenhaus des | |
Vivantes-Konzerns in Kreuzberg gelegt, um sich mit den Beschäftigten zu | |
solidarischen, die ab Montag für mehr Personal und einen einheitlichen | |
Tarifvertrag für alle KrankenhausmitarbeiterInnen [3][in den Streik treten] | |
wollen. | |
Solidarische Grüße wurden vom Demo-Lautsprecherwagen auch an die Fahrer | |
(„Rider“) des Essenslieferanten Gorillas gerichtet, die vor dem | |
Warenauslieferungslager in der Charlottenstraße freundlich winkten. | |
Schließlich hatte dort im Juni ein [4][spontaner Arbeitskampf für bessere | |
Arbeitsbedingungen] begonnen, der sich rasch auf andere Gorillas-Standorte | |
ausweitete. | |
Die Polizei, die sich ansonsten auf der Route zurückhielt, hatte sich | |
demonstrativ vor dem Warenlager postiert. Auch vor dem Nobelrestaurant | |
Borchardt in der Französischen Straße war die Polizeidichte hoch. | |
Schließlich hatte dort bereits am Freitagabend eine AktivistInnengruppe | |
unter dem Motto „Don't let the Rich eat“ einen Spontanbesuch abgestattet | |
und den überraschten Gästen die Rechnung präsentiert. | |
22 Aug 2021 | |
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## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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