Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Großeinsatz wegen Schlange: Hilfe, eine Kobra! Oder?
> In Schwaben hat eine vermeintliche Kobra für einen Großeinsatz gesorgt.
> Aber egal, ob heimische Natter oder echte Giftschlange: Kein Grund zur
> Panik!
Bild: Eine ungefährliche Schlange: die Ringelnatter
Nach jeder Katastrophe ganz wichtig: „Lessons learned.“ Vielleicht deshalb
wollte man unter dem Eindruck der verheerenden Starkregenfluten dieses
Sommers im schwäbischen Kirbachtal jetzt mal ganz sichergehen. Und hat die
Einwohner vergangenes Wochenende mittels [1][Warn-App Nina] und
Lautsprecherdurchsagen vor einer tödlichen Gefahr gewarnt: einer Kobra!
Nanu, wegen einer durch die Gegend kriechenden Kobra soll man das Haus
nicht mehr verlassen? Eine interessante Information für wahrscheinlich
Milliarden Menschen in Asien und Afrika, die jederzeit damit rechnen
müssen, im Garten oder im Keller auf eine dieser recht weit verbreiteten
Giftschlangen zu treffen, die als „Kulturfolger“ nicht mal scheu sind.
Warnt Nina demnächst vor allen Todesgefahren? Etwa, wenn sich irgendwo ein
Auto nähert? Ach, richtig: Ein solches Warnsystem gibt es bereits, es heißt
Verkehrsfunk.
Im Städtchen Sachsenheim jedenfalls ging man auf Nummer sicher und schickte
Polizei, Feuerwehr und Hubschrauber mit Wärmebildkameras aus, um der
Schlange (Bild-Zeitung: „Wenn sie spuckt, kann das tödlich enden“) habhaft
zu werden.
Und dann das: Die Kobra war … – eine ganz normale einheimische
Ringelnatter, wie man sie an jedem besseren Froschtümpel überall in
Deutschland findet. Eine Ringelnatter zumal, die auf dem Handy-Video, das
den ganzen Alarm ausgelöst hat, ganz normale Ringelnatter-Sachen macht:
schnell wegschlängeln und dabei aufgeregt den Hals abspreizen, um größer zu
wirken. Immerhin, Evolution funktioniert bestens – die beabsichtigte
abschreckende Wirkung hatte das offenbar.
Alle paar Jahre bis Jahrzehnte kommt es in Deutschland tatsächlich vor,
dass eine entfleuchte [2][Giftschlange] aktenkundig wird. Zahl der dabei zu
Schaden gekommenen Menschen bislang: exakt null. Verglichen mit der
Wahrscheinlichkeit, hierzulande von einer Kobra gebissen zu werden, ist die
Spekulation auf einen Sechser im Lotto eine seriöse Altersvorsorge. Also
bitte: ganz ruhig bleiben. Und womöglich im Schulunterricht künftig ein
bisschen mehr Wert auf Grundkenntnisse der heimischen Fauna legen.
Tierhalter können übrigens zur Kasse gebeten werden, wenn ihre Pfleglinge
entwischen und die Feuerwehr deswegen anrückt. Vielleicht sollte man
Ähnliches auch erwägen für das Auslösen von Großeinsätzen, nur weil jemand
im Freien auf etwas ganz Merkwürdiges gestoßen ist, womit er gar nicht
gerechnet hat: Natur.
27 Aug 2021
## LINKS
[1] /Tester-ueber-Katastrophen-Warn-Apps/!5789372
[2] /Bilanz-des-Gifttiergesetzes-in-NRW/!5781245
## AUTOREN
Heiko Werning
## TAGS
Liebeserklärung
Schlangen
Schwaben
Natur
GNS
Schlangen
Flutkatastrophe in Deutschland
Landwirtschaft
Tiere
## ARTIKEL ZUM THEMA
Studie aus den USA: Wie ein neues Gegengift bei Schlangenbissen helfen könnte
Ein Mann ließ sich über 800 mal von giftigen Schlangen beißen. Sein Blut
lieferte nun die Grundlage für ein potenzielles Mittel gegen giftige Bisse.
Tester über Katastrophen-Warn-Apps: „Eine App reicht meist nicht aus“
Anwendungen wie Nina sollen vor Katastrophen warnen. Doch was ist von ihnen
zu halten? Jonas Schönfelder von der Stiftung Warentest erklärt die Lücken.
Studie zur Artenvielfalt: Insektenschutz am Wasserrand
Eine Studie zeigt: Artenvielfalt braucht Schutzzonen am Rand von Gewässern.
Besonders Insekten wie Libellen oder Eintagsfliegen leben dort.
Bilanz des Gifttiergesetzes in NRW: Giftig, aber angemeldet
Das neue Gifttiergesetz in NRW zeigt, dass gut 4.000 gefährliche Tiere in
privaten Händen sind. 13 Halter geben Skorpione und Spinnen freiwillig
ab.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.