# taz.de -- Kinotipps der Woche: So schmeckt der Sommer | |
> Ein Starkoch, der Events organisiert, eine Familie, die ein Zuhause sucht | |
> und ein paar alte weiße Männer, die gegen das Böse kämpfen. | |
Bild: war für 6 Oscars nominiert: „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ | |
Eine [1][Migrationsgeschichte] in zweierlei Hinsicht: Das Ehepaar Jacob und | |
Monica Yi stammt ursprünglich aus Korea und übersiedelt mit seinen beiden | |
Kindern in den 1980er Jahren von Kalifornien in das ländliche Arkansas. | |
Dort möchte Jacob eine Farm anlegen, die gute Erde bestellen und | |
koreanisches Gemüse anbauen, das er an Emigranten aus der alten Heimat | |
verkaufen will. | |
Monica jedoch ist entsetzt über dieses Nirgendwo jenseits der Zivilisation. | |
Die Geschichte von [2][„Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“] folgt eher | |
undramatisch dem Auf und Ab des Familien- und Farmlebens der Yis, bei denen | |
bald auch noch Monicas Mutter, die verwitwete Soon-ja eintrifft, die sich | |
für die Kinder nicht unbedingt als traditionelle Großmutter erweist: Kochen | |
und Kekse backen kann sie nicht, dafür aber Karten spielen und ordentlich | |
fluchen. | |
Der Film des Regisseurs Lee Isaac Chung (der selbst als Sohn einer | |
koreanischen Einwandererfamilie in Arkansas aufwuchs) rührt an spezifisch | |
amerikanische Ideen und Wertvorstellungen und zieht mit den in einem Mobile | |
Home lebenden Figuren eine Parallele zu den Pionieren, die einst das Land | |
besiedelten. | |
## Filme aus den 80er Jahren | |
Jacob Yi glaubt ganz fest an den amerikanischen Traum: daran, etwas | |
Besseres aus seinem Leben zu machen und für und mit seiner Familie Erfolg | |
zu haben. Vielleicht noch wichtiger aber ist der generelle Zusammenhalt, | |
den der Film beschwört – und den die amerikanische Gesellschaft momentan so | |
nötig hat wie nie (13. 8., 21.15 Uhr, FLK Kreuzberg, 15. 8., 21 Uhr, FLK | |
Friedrichshain). | |
Für Leute mit Durchhaltevermögen: Elf Science-Fiction-Filme am Stück im | |
„Berlin 24 Hour Sci-Fi Kino Marathon“. Die präsentierten Filme stammen | |
überwiegend aus den 80er- und 90er-Jahren, da kann man sich dann | |
beispielsweise noch einmal ansehen, wie das Budget von „Terminator 2“ nach | |
dem Erfolg des Low-Budget-Knüllers „The Terminator“ plötzlich einen | |
gewaltigen Sprung macht. | |
Das Meisterwerk in dieser Auswahl ist aber definitiv John Carpenters | |
dystopischer Action-Thriller „Escape from New York“, in dem der coole Snake | |
(Kurt Russell), dem als Belohnung seine Begnadigung winkt, den | |
gefangengesetzten US-Präsidenten befreien muss. Wert ist der blöde | |
Präsident das allerdings nicht (13. 8., ab 18 Uhr, Babylon Mitte). | |
## Gemüse und Kultur | |
Wohl demjenigen, der Leute kennt, die sich darauf verstehen, leckeres | |
Gemüse nach den Rezepten des israelisch-britischen Starkochs Yotam | |
Ottolenghi zuzubereiten. Noch besser natürlich, wenn man es selber kann. In | |
dem Dokumentarfilm „Ottolenghi und die Versuchungen von Versailles“ zeigt | |
die US-amerikanische Regisseurin Laura Gabbert die Vorbereitungen zu einem | |
von Ottolenghi veranstalteten Food Event im Metropolitan Museum of Art in | |
New York. | |
Dabei geht es natürlich nicht nur ums Essen, sondern auch um dessen | |
Verhältnis zu Kunst und Kultur. Zu sehen ist der Film im Rahmen des | |
diesjährigen Jüdischen Filmfestivals Berlin Brandenburg, das am 12. August | |
eröffnet wird und an verschiedenen Spielorten noch bis zum 22. des Monats | |
läuft (14. 8., 20 Uhr, Filmmuseum Potsdam). | |
[3][Malgorzata Szumowska] ist die momentan interessanteste Filmregisseurin | |
Polens. Ihr gemeinsam mit Michal Englert gedrehter Film „Der Masseur“ | |
erweist sich als eine bizarre und böse Sozialsatire, in der die reichen | |
Bewohner einer polnischen Gated Community all ihre Hoffnungen auf einen | |
ukrainischen Masseur projizieren (18. 8., 21 Uhr, Freiluftbühne Weißensee). | |
12 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Als-Schwarzes-Kind-auf-dem-Dorf/!5787874 | |
[2] /Spielfilm-Minari-im-Kino/!5781333 | |
[3] /Neuer-Film-von-Magorzata-Szumowska/!5578065 | |
## AUTOREN | |
Lars Penning | |
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