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# taz.de -- Digitalisierte Fankultur um Fußball: Sicher in der Fanblockchain
> Auch das Fußballbusiness setzt jetzt auf Kryptowährungen. Eine solche
> braucht, wer seinen Klub durch den Erwerb von Fan-Tokens nah sein möchte.
Bild: In echt und als Token für die Fans da: Lionel Messi
Gesunken. Kein Wunder, nach den Neuigkeiten, die am Vortag die Runde
gemacht haben. Antoine Griezmann verlässt den FC Barcelona in Richtung
Atletico Madrid. Der Kurs für einen Fan-Token des überschuldeten Klubs aus
Katalonien ist dann über Nacht glatt um über 3 Prozent gefallen. Fan-Token?
Das ist der heißeste Scheiß in der turbokapitalisierten Welt der digitalen
Fankultur. Es ist gar nicht so leicht zu erklären, was das nun wieder soll.
Es ist auf jeden Fall irgendwas mit Blockchain. Also total sicher. Und es
ist irgendwas mit Kryptowährung. Bitcoin, nur anders.
Fußballklubs haben also [1][eine Währung aufgelegt]. Leute, die diese Klubs
für Fans halten, können Euro oder Dollar in diese Währung umtauschen. Mit
der können sie dann Fan-Token kaufen und sich so fühlen, als gehöre ihnen
ein Teil vom Klub, was natürlich nicht stimmt. Damit die digitalen
Kurvenfans aber glauben, dass sie Teil des Klubs sind, dürfen sie darüber
mitbestimmen, wie sich der Klub präsentiert oder welche Preise es für eine
Auslosung unter Fan-Token-Besitzern geben soll.
So richtig lebendig ist die Mitbestimmung indes nicht. Anfang August fand
beim [2][FC Barcelona] die bis dahin letzte Abstimmung statt. „Wähle die
Botschaft aus, die auf der Fan-Token-Auszeichnung erscheinen soll, die vom
Kapitän des FC Barcelona vor dem Anpfiff der Trofeo Gamper ausgetauscht
wird“, hieß es da. Schwierige Frage. Die meisten Token-Fans haben sich für
„Never enough Barca“, entschieden. Wie schön! Die Blockchain-Fans dürfen
sich mitgenommen fühlen.
Über eine Weiterbeschäftigung des [3][langjährigen Barça-Superstars Lionel
Messi] durften sie indes nicht mitbestimmen. Der ist zu Paris Saint Germain
gewechselt. Schnell wurden die Fan-Token des Klubs teurer als die aller
anderen auf dem Marktplatz der Plattform scoios.com gehandelten
Fußballunternehmen, zu denen der AC Mailand, Juventus Turin, Manchester
City, aber auch Apollon Limassol oder die Young Boys Bern gehören.
## Nicht-fungible Objekte
85 SCHZ kostet ein Fan-Token der Pariser. Das sind umgerechnet ein bisschen
mehr als 25 Euro. Interessieren dürfte das auch Lionel Messi selbst. Der
soll, so heißt es, einen Teil seines Einkommens in Paris in Fan-Token
ausgezahlt bekommen. Die Nähe des Superstars zu den Fan-Token-Fans sucht
gewiss ihresgleichen in der sonst so kalten Welt des Kommerzfußballs.
Für alle übrigens, die traurig sind, weil Lionel Messis Zeit im Trikot des
FC Barcelona zu Ende gegangen ist, der kann sich ein NFT des Argentiniers
besorgen. NFT? Das ist ein Non-Fungible Token, also ein Etwas, das man
nicht austauschen kann. Dieses Etwas kann eine Art digitales Kunstwerk
sein, das zwar jeder im Netz anschauen kann, aber nur wer sich die sicher
hinterlegte Signatur erworben hat, darf sich Eigentümer nennen. Sicher
hinterlegt ist das – natürlich – auf einer Blockchain.
Doch zurück zu Lionel Messi. Der hat nun unter dem Namen „Messiverse“ eine
kleine Serie von NFTs aufgelegt. Eines davon zeigt ihn als Mensch im Trikot
des FC Barcelona, der sich zu einer Art Fußball-Cyborg verwandelt. Kaufen
kann man das mit irgendeiner Kryptowährung, die auf irgendeiner Blockchain
hinterlegt ist.
Der Fan-Block wird zur Fan-Blockchain für Blockchain-Fans. Fantastisch.
2 Sep 2021
## LINKS
[1] https://www.socios.com/
[2] /Wahl-beim-verschuldeten-FC-Barcelona/!5756101
[3] /Wechsel-von-Lionel-Messi-zu-PSG/!5788364
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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