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# taz.de -- Angriffe in der Sahelzone: Malis Dörfer ohne Schutz
> Nach erneuter blutiger Attacke islamistischer Untergrundkämpfer schweigt
> die Militär-geführte Regierung. Auch in Burkina Faso gibt es neue
> Überfälle.
Bild: Die Übergangsregierung unter General Assimi Goita schweigt zu den Überf…
Cotonou taz | Die Opferzahl stieg schnell. War am Montagmorgen noch von
rund 40 Toten die Rede, ging man Stunden später von 51 Menschen aus, die am
Sonntagabend im Kreis Ansongo in der Region Gao im Nordosten Malis ermordet
worden sind. Dutzende weitere wurden verletzt. Die Gegend grenzt an das
Nachbarland Niger.
Gegen 18 Uhr Ortszeit hatten Bewaffnete die drei Nachbardörfer Karou,
Ouatagouna und Daoutegeft angegriffen. Mitunter heißt es, dass es auch auf
Dirgua einen Angriff gab. Die Täter kamen auf Motorrädern, schossen auf die
Bewohner*innen, plünderten Häuser, zündeten diese an und stahlen Vieh.
[1][Malis Übergangsregierung unter General Assimi Goïta] hat sich bis
Montagnachmittag noch nicht offiziell geäußert.
Erst im März waren in derselben Region mehr als 30 Soldat*innen in einem
Hinterhalt ums Leben gekommen. Im Internet wird darüber spekuliert, ob die
Täter dem „Islamischen Staat der Großen Sahara“ (ISGS) angehören. Die
Gruppe ist in der Region aktiv und in Rivalität mit anderen islamistischen
bewaffneten Gruppen. Es ist möglich, dass es sich um einen Racheakt
handelt, wie in jüngster Zeit häufiger berichtet: Wenn sich Dörfer
erfolgreich gegen Banden und Terrormilizen wehren, kommen diese in großer
Zahl zurück und richten Massaker an.
Zu der schlechten Sicherheitslage in Mali hatten sich am Freitag auch die
Vereinten Nationen geäußert. Nach einem elftägigen Besuch sagte Alioune
Tine, unabhängiger UN-Beobachter für die Menschenrechtslage in Mali: „Ich
bin sehr besorgt, dass die gravierende und anhaltende Verschlechterung der
Sicherheitslage eine kritische Schwelle überschritten hat.“ Kritik äußerte
er auch an der amtierenden Übergangsregierung. „Ein geschwächter und
machtloser Staat hat Schwierigkeiten, seine Rolle beim Schutz der
Zivilbevölkerung angesichts der im ganzen Land ausschwärmenden bewaffneten
Gruppen zu übernehmen.“ In Gesprächen seien Zweifel am politischen Willen,
die Bevölkerung zu schützen, geäußert worden. Auch würden Sicherheitskräf…
selbst Gewalt ausüben.
## Angriff auch in Burkina Faso
Der Angriff von Ansongo folgt auf mehrere Wochen relativer Ruhe in Mali.
Einen weiteren Angriff gab es am Sonntagmorgen im [2][Nachbarland Burkina
Faso]. Soldat*innen gerieten in Toéni im Nordwesten des Landes in einen
Hinterhalt. Zwölf kamen ums Leben, vier wurden verletzt. Sieben zunächst
vermisste Soldaten wurden mittlerweile gefunden, berichten burkinische
Medien. Präsident Roch Marc Christian Kaboré kündigte per Twitter einen
„kompromisslosen Krieg gegen die Barbaren“ an.
Das ist der zweite schwere Angriff in Burkina Faso innerhalb von vier Tagen
gewesen. Vergangenen Mittwoch waren 30 Menschen in Grenznähe zu Niger in
den Dörfern Dambam, Guevara und Tokabangou ermordet worden – laut
Verteidigungsministerium Zivilist*innen, Mitglieder eines lokalen
Selbstverteidigungsbündnisses sowie Armeeangehörige.
9 Aug 2021
## LINKS
[1] /Nach-erneutem-Putsch-in-Mali/!5775621
[2] /Massaker-in-Burkina-Faso/!5776561
## AUTOREN
Katrin Gänsler
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Burkina Faso
Mali
Terrorismus
Islamismus
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