# taz.de -- UN-Mission in Mali verlängert: Politiker mit Blauhelm | |
> Der UN-Sicherheitsrat verlängert das Mandat seiner Mali-Mission und | |
> erweitert ihre politischen Aufgaben. Es geht jetzt um Demokratie und | |
> Versöhnung. | |
Bild: Bundeswehrsoldat bei der UN-Mali-Mission MINUSMA | |
Berlin taz | Die UN-Blauhelmmission in Mali bleibt für ein weiteres Jahr. | |
Der UN-Sicherheitsrat hat das Mandat der [1][MINUSMA], das Ende Juni | |
ausläuft, am Dienstag einstimmig bis zum 30. Juni 2022 verlängert. | |
Die Verlängerung erscheint so routiniert, dass sie den Vereinten Nationen | |
nicht einmal eine Erwähnung auf ihrer Nachrichtenseite wert erscheint. Nach | |
dem Anschlag vom vergangenen Freitag, der 12 deutsche und einen belgischen | |
Blauhelmsoldaten zum Teil schwer verletzte, dürfte sie jedoch zumindest in | |
Deutschland auf mehr Aufmerksamkeit stoßen als gewöhnlich. Deutschland ist | |
an der gut 15.000 Soldaten und Polizisten starken MINUSMA mit aktuell rund | |
900 Soldaten beteiligt. | |
Die Verlängerung steht im Zeichen des [2][Militärputsches vom 24. Mai], der | |
[3][Oberst Assimi Goita] – im zweiten Anlauf nach seinem ersten Putsch im | |
vergangenen Jahr – endgültig an die Staatsspitze Malis brachte. Dieser | |
Schritt ist international verurteilt worden und hat Mali die Suspendierung | |
aus mehreren Regionalorganisationen sowie die Beendigung der militärischen | |
Zusammenarbeit seitens Frankreichs und der USA eingebracht. Je sichtbarer | |
sich ausländische Partner aus Mali zurückziehen, desto mehr Erwartungen | |
richten sich an die UN-Mission – auch solche, für die sie gar nicht | |
geschaffen wurde, wie der Kampf gegen Terrorgruppen und wirtschaftlichen | |
Wiederaufbau. | |
Ursprünglich hatte Frankreich sogar vorgeschlagen, die Mandatsverlängerung | |
mit einer Aufstockung der UN-Truppe um rund 2.000 Mann zu verknüpfen. Sie | |
zählt aktuell 13.289 Soldaten und 1.920 Polizisten. Dies wurde nach | |
Einwänden anderer Staaten fallengelassen, damit es nicht so aussieht, als | |
wälze Frankreich Verantwortung an die UN ab. Nun soll der | |
UN-Generalsekretär bis spätestens 15. Juli einen Bericht mit Optionen für | |
die MINUSMA „angesichts der zunehmenden Unsicherheit und Gewalt gegen | |
Zivilisten in Zentralmali“ vorlegen. Das Thema ist also vertagt. | |
Die einstimmig verabschiedete [4][UN-Resolution 2584] erweitert nicht die | |
Truppenstärke, sondern das politische Mandat der MINUSMA, im Einklang mit | |
vorherigen UN-Erklärungen. Es geht nun nicht mehr hauptsächlich nur um die | |
Überwachung des geltenden Friedensabkommens mit den Tuareg-Rebellen im | |
Norden, sondern erstmals beinhaltet diese „erste strategische Priorität“ | |
auch „gleichwertig“ die Begleitung des Übergangsprozesses zur Rückkehr zur | |
Demokratie – also die geplanten freien Wahlen im Februar 2022 und die | |
Rückübertragung der Macht an eine zivile Regierung. Zweite strategische | |
Priorität ist der Schutz der Zivilbevölkerung. | |
Bei einer großzügigen Auslegung dieses Mandats wird die UN-Mission | |
potentiell zur Interventionsmacht gegen weitere Putsche oder auch gegen | |
Störer der Wahlen. Auf dem letzten [5][Mali-Briefing des UN-Sicherheitsrats | |
am 14. Juni] betonten mehrere Redner auch die Notwendigkeit, dass | |
UN-Stellen lokale Dialog- und Versöhnungsprozesse fördern, die an vielen | |
Orten an mangelnder staatlicher Präsenz scheitern. Offen blieb damals, ob | |
dies auch Dialog mit als terroristisch eingestuften bewaffneten Gruppen | |
beinhalten soll, zumal diese Designation auf lokaler Ebene oft eine | |
umstrittene Definitionsfrage ist. | |
Wie es konkret weitergeht, liegt nun in den Händen des neuen MINUSMA-Chefs, | |
El-Ghassim Wane, der am 15. März berufen worden war. Bei seiner | |
Amtsübernahme hatte der Mauretanier einen 60-Tages-Plan für die UN-Mission | |
bis zum Ablauf ihres Mandats am 30. Juni angekündigt. Im Sicherheitsrat am | |
14. Juni zählte er auf, worum es ihm geht: „Förderung des politischen | |
Engagements zur Stabilisierung Zentralmalis, verbesserter Schutz von | |
Zivilisten, lokale Teilnahme und Versöhnung, Rückkehr der staatlichen | |
Verwaltung und Dienstleistungen und stärkere Teilhabe von Frauen und | |
Jugendlichen“. | |
Diese Prioritäten, die kaum etwas mit einer verstärkten militärischen Rolle | |
der Blauhelme zu tun haben, dürften auch die nächsten Monate der MINUSMA | |
bestimmen. Zur Rolle Deutschlands bei der UN-Mission erfordern sie eine | |
Diskussion, die über die Frage der Bundeswehrbeteiligung hinausgeht. | |
30 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://minusma.unmissions.org/en | |
[2] /Neuer-Umsturz-in-Mali/!5771423 | |
[3] /Anfuehrer-der-Militaerjunta-in-Mali/!5708407 | |
[4] https://www.un.org/press/en/2021/sc14567.doc.htm | |
[5] https://www.securitycouncilreport.org/atf/cf/%7B65BFCF9B-6D27-4E9C-8CD3-CF6… | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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