# taz.de -- taz-Community über Extremwetter: „Womit müssen wir noch rechnen… | |
> In Westdeutschland kam das Hochwasser – aber auch anderswo zeigen sich | |
> Wetterextreme, verstärkt durch den Klimawandel. taz-LeserInnen berichten. | |
Bild: Völlig zerstörtes Haus im Ahrtal: Extremwetterereignisse werden häufig… | |
Hochwasser durch Starkregen in Deutschland und China, Waldbrände durch | |
enorme Hitze in den USA und Sibirien – derzeit gibt es an vielen Orten der | |
Welt viel Extremwetter. Und wie sieht es bei unseren Leser:innen aus? | |
Auf unserem [1][Instagram-Kanal zur Klimakrise] haben wir unsere Community | |
gefragt: „Welche Extremwetter werden bei euch häufiger zu erwarten sein?“ | |
Wir haben viele Antworten erhalten, die von mehr Starkregen und Hochwasser | |
erzählten, aber auch von sinkendem Grundwasser, Dürre und Hitzewellen. Hier | |
veröffentlichen wir eine Auswahl. | |
„Welche Extremwetter werden bei euch häufiger zu erwarten sein?“ | |
Erst Dürre, dann Hochwasser. „Seit 2018 habe ich drei Dürresommer erlebt. | |
2020 wurde es extrem: Im Juni war das Gras überall gelb – außer bei den | |
Menschen, die wie verrückt mit Leitungswasser bewässern -, die Bäume wurden | |
von der Feuerwehr und Anwohner*innen bewässert, im Kottenforst wurden | |
Bäume gefällt, da sie der Hitze und den Schädlingen nicht standhalten | |
konnten. Dieses Jahr hatten wir bereits zweimal Hochwasser am Rhein. Wir | |
machen uns Sorgen, wie es nun weitergeht. Womit müssen wir als nächstes | |
rechnen? Wie können wir uns darauf adäquat vorbereiten?“ | |
Valérie Bennett, 33, Bonn | |
Häufigere Jahrhunderflut. „Ich bin in Hamburg groß geworden und fand es | |
schon als Kind beängstigend, Bilder von überfluteten Bereichen der | |
Innenstadt in den Nachrichten zu sehen. 2002 wurde noch von einer | |
„Jahrhundertflut“ gesprochen. Inzwischen ist klar, dass so etwas deutlich | |
häufiger als einmal im Jahrhundert vorkommen wird. Diese Aussicht bereitet | |
mir Sorgen. Gerade in Hamburgs Innenstadt ist es schwer, sich gegen | |
gewaltige Hochwasser zu schützen, da viele Gebäude direkt am Wasser | |
stehen.“ | |
Melvin Gundlach, 25, Hamburg | |
Jedes Jahr laufen die Keller voll. „Früher war so ein Gewitter mit | |
Starkregen ein echtes Ereignis. An einem Abend liefen die Keller voll – da | |
war ich gerade in die Schule gekommen und fand das sehr spannend. | |
Inzwischen laufen die Keller fast einmal jährlich voll mit Wasser. Das ist | |
nicht mehr spannend, sondern beängstigend. Im Sommer mixt sich das ganze | |
mit wochenlanger Trockenheit. Die Wiese hinter unserem Haus ist entweder | |
ein Sumpf oder staubtrocken. Eigentlich soll es in unserer Region nur | |
moderate Wetteränderungen geben, aber für Böden, Pflanzen und Insekten ist | |
schon moderat einfach nicht akzeptabel.“ | |
Lisa Tiemann, 29, Kreis Gifhorn | |
Ernteverluste seit Jahren. „Bis 2050 gibt es 7,7 heiße Tage mit mehr als 30 | |
Grad Celsius mehr, bis 2100 sind es 17. Die Zahl der Tropennächte mit mehr | |
als 20 Grad steigt um 3,7 bis 2050 und 12,8 bis 2100. Das sind die | |
Aussichten für meine Heimatregion, wenn es in der Zukunft keinen wirksamen | |
Klimaschutz gibt. Mein Vater muss seine Bäume und Pflanzen immer mehr | |
bewässern, die Bauern verzeichnen seit Jahren Ernteverluste. Hinzu kommt, | |
dass durch Starkregen der fruchtbare Boden weggeschwemmt wird. Besserung? | |
Nicht in Sicht!“ | |
Ruben Grimm, 34, Kraichgau | |
Keller als Regenzisterne. „Ich wohne im Bördeland. In den letzten Jahren | |
ist der Grundwasserspiegel hier im Durchschnitt um 50 bis 80 Zentimeter | |
gesunken. Regen ist selten. Die tieferen Bodenschichten sind | |
knochentrocken. Mit meinem Opa haben wir einen alten Keller in eine | |
Regenzisterne umgebaut, da Brunnen und Regentonnen für den Garten in den | |
letzten Jahren nicht ausreichten. In den letzten 4 Jahren mussten wir | |
bereits im April den Garten wässern, was laut meinem Opa in 80 Jahren nie | |
vorkam.“ | |
Steven Adam, 39, Bördeland | |
Der Wald wird lichter. „Siegen-Wittgenstein ist mit 70% bewaldeter Fläche | |
der grünste Kreis Deutschlands. Besonders in den letzten Jahren muss ich | |
mit ansehen, dass unser Wald stirbt. Viele Fichten sind hier zu Hause, die | |
sich besonders in heißen und trockenen Sommern dem Borkenkäfer nicht zur | |
Wehr setzen können. Von Jahr zu Jahr wird der Wald lichter und es bricht | |
mir das Herz, das ständig mit anzusehen. Ich war schon immer gern im Wald | |
und heute wissen wir: der tut nicht nur der Seele, sondern auch unserer | |
Umwelt gut.“ | |
Lara Schulte-Nienhaus, 22, Siegen | |
31 Jul 2021 | |
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