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# taz.de -- Digitale Strategie für die Schulen: Bald auch per Mail erreichbar
> Senatorin Scheeres (SPD) stellt ihr Leitbild für die digitale Schule vor.
> Bis 2025 sollen alle Schüler Tablets haben, Lehrkräfte bekommen
> Dienstmails.
Bild: 100 Prozent digital – hier allerdings ein Klassenzimmer in Nordrhein-We…
Berlin taz | Die Aufgabe war nicht gerade klein, die [1][Bildungssenatorin
Sandra Scheeres (SPD)] den ExpertInnen im Digitalisierungsbeirat zugedacht
hatte. Die „große Linie für den zukünftigen digitalen Wandel“ in den
Berliner Schulen sollte das Gremium erarbeiten – auch unter dem Eindruck
des Homeschoolings während der Coronapandemie. Am Mittwoch wollte Scheeres
nun auf einer Pressekonferenz diese „große Linie“ skizzieren.
Konkret heißt das für die Schulen folgendes: Die Infrastruktur – Tablets,
Lernsoftware, datensichere Dienstmailadressen – soll massiv ausgebaut und
außerdem zentralisiert werden. Scheeres versprach, bis 2025 werde jede*r
SchülerIn ein digitales Endgerät zur Verfügung gestellt und auch die
LehrerInnen und ErzieherInnen sollen Tablets bekommen. Niemand solle dann
mehr sein Privatgerät nutzen müssen.
Insgesamt rund 400.000 Geräte müsste das Land dafür zur Verfügung stellen,
davon etwa 350.000 SchülerInnen-Tablets. 51.000 Endgeräte seien seit Beginn
der Pandemie bereits angeschafft worden, sagte Scheeres. Sie sei
„optimistisch, dass das klappt“.
Im bereits existierenden Berliner Schulportal will man zudem künftig
Software, etwa für Lernstandsanalysen, zentral bündeln. Auch die beiden von
der Bildungsverwaltung „empfohlenen“ digitalen Lernplattformen Lernraum
Berlin und itslearning sowie das Videokonferenzsystem Big Blue Button, mit
denen viele Schulen bereits im Lockdown gearbeitet hatten, sollen dort
zentral betreut werden. Das heißt allerdings auch, dass diejenigen Schulen,
die bisher auf andere Anbieter gesetzt haben, bald Nachteile haben dürften,
wenn sie sich nicht umstellen. Ein Sprecher von Scheeres sagt auf
taz-Nachfrage, das betreffe aber nur wenige Schulen.
## Mehr Support, mehr Beratung
Eine zweite zentrale Erkenntnis des Beirats ist: Expandiert die
Infrastruktur, muss analog dazu auch das Beratungs- und Serviceangebot
für die Schulen steigen. Anders gesagt: wer Tablets anschafft, muss die
auch warten können. Und die schönste Lernsoftware nutzt nichts, wenn es an
den Schulen keine Akzeptanz dafür gibt, erläuterte Christian Thomsen,
Vorsitzender des Beirats und im Hauptjob Präsident der Technischen
Universität Berlin. „Die Frage der Betreuung ist ein ganz wichtiger
strategischer Aspekt für die Digitalisierung“, sagte er.
Tatsächlich hatten Schulleitungen wie auch der Landeselternausschuss und
die Gewerkschaft GEW in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass die
Schulen mit der Wartung der IT-Technik überfordert seien. Die
Schulleitungen haben im Schnitt 2,3 Wochenstunden für IT-Support zur
Verfügung – sofern sich eine kundige Lehrkraft findet, die sie dafür
freistellen können. Auch externe IT-BetreuerInnen sind seit einiger Zeit
für durchschnittlich einen Tag pro Woche an den Schulen unterwegs. Doch das
reiche nicht, so die Kritik – zumal der Bedarf nach digitaler Expertise
durch den Digitalunterricht in den Lockdowns gestiegen sei.
Nun soll es zusätzliche IT-Kräfte in der Verwaltung geben, die sich etwa um
die Dienstmailadressen oder um die Lernplattformen kümmern und
Ansprechpartner für die Schulen sind. Für Lehrkräfte soll es Fortbildungen
geben, die auch verpflichtend sind.
Wann und ob das Thema Digitalisierung auch in der Lehrerausbildung an den
Unis verstärkt ankommen könnte, konnte TU-Präsident Thomsen am Mittwoch
nicht sagen. Seiner Ansicht nach brächten viele junge
LehramtsabsolventInnen heute ohnehin eine hohe digitale Kompetenz mit.
Bis 2025 soll Scheeres’ Vision einer digitalen Schule „Wirklichkeit
werden“, sagte die Senatorin, die allerdings [2][im Herbst definitiv aus
dem Amt scheiden] will. Weiter vorantreiben muss die auf den Weg gebrachte
Digitalstrategie also ihr*e NachfolgerIn. Auch die Finanzierung von Tablets
und Support-Personal hängt in Teilen noch davon ab, ob die künftige
Koalition die von Scheeres in den Entwurf des Doppelhaushalts verhandelten
Millionen tatsächlich beschließt.
Die oppositionelle FDP hoffte am Mittwoch denn auch, dass es „nicht nur bei
Lippenbekenntnissen“ bleibt. Immerhin als gesetzt konnte Scheeres noch
verkünden, dass am 22. September entschieden werden soll, wer den Zuschlag
für die Breitbandanbindung der weiterführenden Schulen bekommt. Bisher sind
nur die Oberstufenzentren ans schnelle Netz angeschlossen.
Bis 2025 dürften indes kaum alle Schulen angeschlossen sein, denn die
Umsetzung liegt wiederum bei den Bezirken – und wenn irgendwo Straßen für
die Kabelverlegung aufgerissen werden müssten, sagte Scheeres, dann könne
diese Sache mit dem Internet auch schnell mal eine sehr langwierige
Baustelle werden.
11 Aug 2021
## LINKS
[1] /Schulsenatorin-verteidigt-Schuloeffnungen/!5762213
[2] /Senatorin-Scheeres-SPD-geht-2021/!5704295
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Digitalisierung
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Sandra Scheeres
Schule
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schule und Corona
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