# taz.de -- Bann für Kreuzfahrtschiffe: Ruhe in Venedigs Altstadt | |
> Italiens Regierung verbietet großen Kreuzfahrtschiffen die Durchfahrt | |
> durch Venedig. Die Pötte zerstören Fundamente und die Umwelt in der | |
> Lagune, sagen Kritiker:innen. | |
Bild: Vorbei: Das 16-stöckige fahrende Hochhaus MSC Orchestra verlässt am 5. … | |
Rom/Venedig dpa | Ob es die Warnung der Unesco war, Venedig auf eine | |
Negativ-Liste zu setzen? Große Kreuzfahrtschiffe sollen ab dem 1. August | |
nicht mehr durch Teile der Lagune in Venedig fahren, das hat die Regierung | |
unter Ministerpräsident Mario Draghi am Dienstagabend beschlossen. Konkret | |
sollen die Schiffe nicht mehr durch den Canale della Giudecca, das Bacino | |
di San Marco (Markus-Becken) und den Canale di San Marco im historischen | |
Zentrum fahren. Es sei ein wichtiger Schritt zum Schutz der Lagune, hieß es | |
in einer Mitteilung. [1][Die Regierung hatte zuletzt schon ein Programm mit | |
dem Namen „Grüne Revolution und ökologischer Übergang“ angekündigt.] | |
Die Maßnahme betrifft dem Dekret zufolge Kreuzfahrtschiffe mit mehr als | |
25.000 Bruttoregistertonnen oder einer Länge über 180 Metern | |
beziehungsweise mehr als 35 Metern Höhe. Es gilt auch für Pötte, die | |
gewisse Abgasnormen überschreiten. | |
Dagegen dürfen Schiffe, die als nachhaltig gelten oder nicht unter die | |
Kriterien für das Verbot fielen, weiterhin die Lagune passieren. Das wären | |
etwa Kreuzfahrtschiffe mit einer Größenordnung von rund 200 Passagieren. | |
Als Übergangslösung sollen die Kreuzfahrtschiffe auf den Hafen in Marghera | |
ausweichen, der am Festland liegt und nicht im historischen Zentrum | |
Venedigs. In dem Industriehafen legen derzeit meist Frachter an. | |
Infrastrukturminister Enrico Giovannini will unter anderem für die | |
Anlegestellen dort 157 Millionen Euro ausgeben. Der Hafen dürfte aber nur | |
eine temporäre Lösung bleiben, denn gleichzeitig sucht der Hafen von | |
Venedig einen dauerhaften Anlegeplatz für die Zukunft. | |
## Suche nach Ausweichhafen | |
Eine Expertenkommission will dafür in den kommenden beiden Jahren | |
Vorschläge entgegennehmen und sie auf ihre Machbarkeit prüfen. Bis zum 30. | |
Juni 2023 soll das Gewinnerprojekt feststehen. Giovanninis Ministerium will | |
dafür 2,2 Millionen Euro investieren. Der Verband der Kreuzfahrt-Reedereien | |
begrüßte die Maßnahme und hofft damit auf mehr Planungssicherheit in | |
Venedig. | |
[2][Seit Jahren streiten Aktivist:innen, Einheimische und die | |
Tourismus-Industrie um die Kreuzer in der Lagune], die regelmäßig mit ihrer | |
imposanten Größe den Canale della Giudecca und gleichzeitig den berühmten | |
Markusplatz passieren, ein beliebter Ort für Tourist:innen. Nach Ansicht | |
der Kritiker:innen zerstören die Riesenschiffe die Umwelt in der | |
Lagune, beschädigen die Fundamente der Stadt und verschmutzen die Luft. Der | |
Kreuzfahrttourismus bringe der Stadt auch wenig wirtschaftliche Vorteile, | |
weil die Passagiere dort nicht schliefen und oft nur wenig Geld ausgäben. | |
Mit dem nun verhängten Verbot dürfte Rom auf die jüngsten Forderungen der | |
UN-Kulturbehörde Unesco eingehen. Ihre Expert:innen hatten vor wenigen | |
Wochen vorgeschlagen, Venedig auf eine Liste für gefährdetes Weltkulturerbe | |
zu setzen, unter anderem wegen der Kreuzfahrtriesen. Sie verlangten zum | |
Beispiel, die Schiffe zu geeigneteren Häfen in der Umgebung umzuleiten. | |
Venedig und seine Lagune haben seit 1987 den Welterbestatus der Unesco. | |
14 Jul 2021 | |
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