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# taz.de -- Kroatischer Kriegsverbrecher: Provokation mit Hitler-Wein
> Der in Bosnien lebende Kroate Branimir Glavaš hetzt weiterhin gegen
> Serben. Der Prozess gegen ihn wegen Kriegsverbrechen wird neu aufgerollt.
Bild: Ehemaliger kroatischer General und Kriegsverbrecher: Branimir Glavaš
Zwei Weinflaschen stehen auf einem Tisch, auf deren Label deutlich Adolf
Hitler mit der Aufschrift „Führerwein“ abgebildet ist. So zu sehen auf
einem Facebook-Bild des ehemaligen kroatischen Generals und verurteilten
[1][Kriegsverbrechers] Branimir Glavaš – veröffentlicht just in den Tagen,
an denen der kroatische Präsident und Sozialdemokrat Zoran Milanović die
Kroatengebiete Bosnien und Herzegowinas besucht.
Eine bewusste Provokation? Denn der 1956 in Osijek geborene Scharfmacher
Glavaš wittert Morgenluft, weil sein Prozess wieder aufgerollt werden soll.
Er möchte von der Anklage der Kriegsverbrechen gegen serbische Zivilisten
im Sommer 1991 während der Jugoslawienkriege freigesprochen werden. Er wird
darin bestärkt, weil Präsident Milanović ihm Anfang Mai alle beim Prozess
aberkannten Titel und Auszeichnungen wieder verliehen hat.
Glavaš wurde 1991 Organisator der Verteidigung der Region Ostslawonien,
weil er sich zuvor mit einer Truppe von rechtsradikalen Schlägern als
Verteidiger der Kroaten der Region präsentierte. Die Region Slawonien
umfasst eine fruchtbare Ebene, die von den Flüssen Save und Donau begrenzt
wird. Sie galt vor dem letzten Krieg als eine Vielvölkerregion, wo die
Menschen friedlich zusammenlebten.
Doch die Nationalisten beider Seiten schürten Konflikte zwischen den
Bevölkerungsgruppen. Der serbische Extremist Vojislav Seselj rief die
serbische Bevölkerung zur Gründung eines Großserbiens auf und rief sie zu
den Waffen, Glavaš forderte im Gegenzug, die serbische Bevölkerung aus der
Region zu werfen.
Er ist angeklagt, den populären Polizeichef der Region, Josip Reihl-Kir,
der bis zum Ausbruch der Kämpfe versuchte, die Konflikte friedlich zu
lösen, ermorden lassen zu haben. Nachdem serbische Truppen die Grenzstadt
zu Serbien, Vukovar, völlig zerstört, Hunderte Menschen ermordet und alle
Kroaten vertrieben hatten, bekam Glavaš freie Hand, ethnische Säuberungen
gegen Serben umzusetzen – er selbst soll sechs Zivilisten ermordet haben.
Als „starker Mann“ wurde er im Nachkriegskroatien sogar ins Parlament
gewählt und schaffte es nach seinem Bruch mit der Nationalpartei HDZ mit
einer eigenen Partei, Mehrheiten zu gewinnen. [2][Immerhin wurde Glavaš am
2009 durch ein kroatisches Gericht der Kriegsverbrechen für schuldig
befunden] und in erster Instanz zu 10 Jahren Haft verurteilt. Seine Strafe
trat er nie an, sondern zog sich nach Bosnien und Herzegowina zurück, wo er
ebenfalls Staatsbürger ist.
13 Jul 2021
## LINKS
[1] /Kriegsverbrechen-in-Ex-Jugoslawien/!5773101
[2] /Skandal-in-Bosnien/!5162892
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
Serbien
Bosnien und Herzegowina
Kriegsverbrechen
Kroatien
Gedenken
Jugoslawien-Krieg
Serbien
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