# taz.de -- Klimaunion in CDU und CSU: Konjunkturbooster Klimaschutz | |
> Ein Verein wirbt innerhalb der Union für das 1,5-Grad-Ziel. Er will | |
> Solarpflicht für Neubauten, Aufrüsten von Windrädern – und schnelles | |
> Handeln. | |
Bild: Früher war er bei Greenpeace, heute bei der CDU: Heinrich Stößenreuther | |
Berlin taz | Missstände anprangern, wie es die Klimaschutzbewegung tue, | |
mache „eine Zeit lang Spaß“, sagt Heinrich Strößenreuther. Aber am Ende … | |
es Kraftverschwendung. Besser funktioniere, eine Zuckerspur in die richtige | |
Richtung zu legen. Klimaschutz müsse die Mehrheit locken, nicht ängstigen, | |
lautet das Argument des CDU-Politikers. | |
Früher war Strößenreuther mal Greenpeace-Campaigner, Unternehmer und | |
Fahrrad-Aktivist. Inzwischen versucht er der Union beizubringen, wie | |
Klimaschutz funktioniert. Der von ihm mitgegründete Verein Klimaunion hat | |
am Montag seine Positionen vorgestellt. Die unionsinterne Gruppierung will | |
CDU und CSU auf einen klimapolitischen Modernisierungskurs bringen, der | |
sich am Pariser 1,5-Grad-Ziel orientiert. | |
Die zentrale Botschaft lautet: Klimaschutz schafft Wohlstand – und er ist | |
billig. Falls es gelinge, den Energiemarkt zugunsten sauberer Energie zu | |
deregulieren und Anreize für Technik, Innovationen oder | |
Energie-Gemeinschaften zu setzen, könnten jährlich fossile Energieimporte | |
in Höhe von 63 Milliarden Euro unterbleiben, argumentiert die Klimaunion in | |
ihrem Positionspapier, das sich an CDU/CSU-Mitglieder richtet. Dies sei | |
„ein Konjunkturbooster“ für die heimische Wirtschaft. | |
„Lieber 63 Milliarden von Sonne und Deich als für Putin oder ’n Scheich“, | |
kalauert Strößenreuther. Und fügt ernsthafter hinzu: Mit der „verlockenden | |
Botschaft“ vom billigen Autofahren, Heizen und Stromverbrauchen gewinne man | |
die Akzeptanz in der Bevölkerung. Gerade die Union habe die große Aufgabe, | |
die klimapolitische Herausforderung zu kommunizieren, glaubt | |
Strößenreuther. Im ländlichen Raum, also da, wo [1][CDU/CSU-Abgeordnete | |
ihre Direktmandate gewinnen, müsse viel Aufklärungsarbeit geleistet | |
werden.] | |
## Viele wissenschaftlich begründete Maßnahmen fehlen | |
Entsprechend sind die Ideen der Klimaunion darauf angelegt, niemandem | |
wehzutun – und den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv zu fördern: | |
Landkreise und Gemeinden sollen über Energiegemeinschaften an Renditen | |
beteiligt und EEG-Abgaben für Eigeninitiativen gestrichen werden. Das | |
Repowering von Windrädern, also der Ausbau zu leistungsstärkeren Anlagen, | |
soll genehmigungsfrei werden. Landwirte sollen ermuntert werden, ihre | |
Felder mit Agrovoltaik auszurüsten. Außerdem schlägt die Klimaunion eine | |
Solarpflicht für Neubauten vor. | |
Die künftige Regierung müsse in den ersten ein bis zwei Jahren der nächsten | |
Legislaturperiode handeln, sagt Wiebke Winter, die im CDU-Bundesvorstand | |
sitzt: „Denn dies sind die Jahre, auf die es ankommt. Wenn wir jetzt nicht | |
handeln, wird meine Heimat Bremen und Bremerhaven 2050 überschwemmt sein.“ | |
Mit vielen CDU/CSU-PolitikerInnen sei man in guten Gesprächen – unter | |
anderen mit Friedrich Merz. | |
Die Frage ist allerdings, ob die Wohlfühl-Wende der Klimaunion für das | |
1,5-Grad-Ziel ausreicht. Maßnahmen, die von WissenschaftlerInnen empfohlen | |
werden, etwa ein Ausstiegsdatum für den Verbrennungsmotor oder ein | |
ansteigender Kohlenstoffdioxid (CO2)-Preis fehlen in dem Positionspapier. | |
Um CO2-Preise lenkungswirksam zu machen, müssten diese kurzfristig so stark | |
steigen, dass es sozialpolitisch nicht vermittelbar sei, heißt es in dem | |
Papier. Dies wäre ein Einfallstor für ein populistisches Zerreden von | |
Klimapolitik. | |
28 Jun 2021 | |
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## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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