Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ehrengrab für Reinhard Lakomy: Es geht um Würdigung, Anerkennung
> In der DDR kannte jedes Kind den Musiker, der auch Hymnen aufs Leben
> gesungen hat, die alle kennen sollten: Nun bekommt Reinhard Lakomy ein
> Ehrengrab.
Bild: Schon zu ehren: Das Grab von Reinhard Lakomy 2013
Am Mittwoch hat Marco Wanderwitz (CDU), [1][der Beauftragte der
Bundesregierung für die neuen Länder], kundgetan, dass 31 Jahre nach der
Wiedervereinigung viele Ostdeutsche wohl eine ausgeprägte Politik- und
Demokratieskepsis an den Tag legen würden. Die Ursachen dafür sollen seinem
„Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit“ zufolge vielfältig sein.
Manche würden die DDR-Diktatur verklären, andere hätten negative
Transformationserfahrungen gemacht, seien von der Demokratie enttäuscht,
fühlten sich benachteiligt oder ihrer Lebensleistung beraubt.
Was kann man da machen? Anerkennung ist ein Stichwort. Zuwendung ein
anderes. Würdigung ein drittes.
Das kann so aussehen, mal als Beispiel, dass in Ostdeutschland kräftig
investiert wird. Tatsächlich soll in einer ostdeutschen Stadt ein
Zukunftszentrum entstehen, mit den Erfahrungen der Einheit sollen Brücken
geschlagen und Umbruchprozesse erforscht werden. Keine schlechte Idee,
stehen uns doch solche bevor, man denke nur ans Klima. Frankfurt (Oder) hat
sich als Standort beworben: direkt an der Grenze zu Polen ein ideales
Domizil für so ein Zukunftslabor.
Und Berlin? Die Hauptstadt hat in dieser Woche einen kleinen, eher
symbolischen Schritt getan, der jedoch einen hohen Sympathie- und
Empathiewert aufweist. Klaus Lederer (Linke), gebürtiger Schweriner,
twitterte am Dienstag nach der Senatsentscheidung freudig erregt: [2][„Der
Senat hat heute auf meinen Vorschlag auch beschlossen, das Andenken an
Reinhard #Lakomy zu würdigen.“]
Der Senat hat den in Berlin beerdigten Sänger und Musiker (1946–2013) in
den Kreis derer aufgenommen, die eine Ehrengrabstätte erhalten. Laky, wie
er von Fans genannt wurde, hat sein Grab auf einem Friedhof im Pankower
Stadtteil Blankenburg gefunden.
Neun weitere Persönlichkeiten „von besonderer Bedeutung für die Stadt“
werden mit einem Ehrengrab geehrt. Damit sind es nun insgesamt 683
Ehrengräber – darunter die Gräber von lediglich (!) 79 Frauen. Neu dabei
sind seit Dienstag unter anderem Rio Reiser (1950–96), der auf dem Alten
St. Matthäus-Friedhof in Schöneberg beerdigt ist (man könnte an Proporz
glauben, wenn ein toter Ossi, dann muss auch ein toter Wessi geehrt
werden!?). Aber auch die Biologin und NS-Widerstandskämpferin Maria Gräfin
von Maltzan (1909–1997) ist darunter.
Worum geht es bei dieser Form der (nachträglichen) Würdigung für besondere
Verdienste, die frühestens fünf Jahre nach dem Tod für zunächst 20 Jahre
währt? Das zuständige Bezirksamt übernimmt die Kosten für die Grabpflege.
Immerhin. Wichtiger als Blümchen pflanzen und gießen ist in diesem Fall
jedoch die symbolische Bedeutung.
Ostdeutsche Leser:innen werden mit seinem Namen viel anfangen können.
Westdeutsch geprägte (okay: auch viele jüngere generell) eher weniger.
[3][Reinhard Lakomy] hat mit dem „[4][Traumzauberbaum“] ein ganzes
Kinderlieder-Universum geschaffen. Davor hat er sich mit elektronischer
Musik einen Namen gemacht, durchaus weltweit (man frage die Leute von
[5][Tangerine Dream]). Und weit davor, Anfang der 1970er, grandiose Lieder
eingespielt und gesungen.
Eins meiner Lieblingslieder heißt „[6][Und ich geh’ in den Tag]“ – ein…
Hymne aufs Leben. Lakomy lohnt eine Internetrecherche und Hörproben! Wenn
schon nicht zu seinen Lebzeiten, dann eben jetzt. Auch eine Form von
Würdigung.
10 Jul 2021
## LINKS
[1] https://www.wanderwitz.de/
[2] https://twitter.com/klauslederer/status/1412503759326941189
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Lakomy
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Traumzauberbaum
[5] /Krautrock-Band-Tangerine-Dream/!5741441
[6] https://www.youtube.com/watch?v=HFopGndonPk
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
DDR-Rock
Klaus Lederer
Rio Reiser
Wochenkommentar
Lesestück Interview
Musik
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neues vom „Traumzauberbaum“: „Wir machen Poesie für Kinder“
DDR-Generationen sind mit dem „Traumzauberbaum“ aufgewachsen. Monika
Ehrhardt-Lakomy über Musik für kleine Leute, Corona und das neues Album.
Reinhard Lakomy ist tot: Der verzaubernde Märchenonkel
Reinhard Lakomy war ein gestandener DDR-Musiker, doch richtig berühmt wurde
er durch sein Kinderhörspiel „Traumzauberbaum“. Nun ist er an Krebs
gestorben.
30 Jahre "Traumzauberbaum": Der Albtraumbaum
Seit drei Jahrzehnten regiert Reinhard "Wallehaar" Lakomy in den
Kinderzimmern. Er ist das Ost-Pendant zu Rolf Zuckowski und eines der
nervigsten DDR-Überbleibsel.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.