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# taz.de -- Tierpark kooperiert mit rechtem Verleger: „Ein gemeinsames Anlieg…
> Der Tierpark Arche Warder hat Land vom neurechten Verleger Thomas Hoof
> gepachtet. Eine politische Distanzierung vom Verpächter findet nicht
> statt.
Bild: Gibt es anderswo selten: Wildschweine im Tierpark Arche Warder
Hamburg taz | Wasserbüffel beim Baden beobachten, Esel streicheln und Gänse
füttern: Im schleswig-holsteinischen Warder bei Kiel befindet sich seit
2004 Europas größter Tierpark für seltene und vom Aussterben bedrohte
Nutztierrassen. In einer ursprünglichen Landschaft können
Spaziergänger*innen mit etwas Glück den Tieren erstaunlich nahe
kommen. Deshalb ist der Park ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und
Kinder. In rustikalen Holzhütten und Ferienwohnungen im Tierpark kann die
Tierwelt auch über Nacht erlebt werden.
Einen Schwerpunkt hat das Projekt in der Umweltbildung. Durch Natur- und
Erlebnispädagogik wird Kindern und Jugendlichen der direkte Kontakt zu den
Tieren ermöglicht. Neben diesem Freizeit- und Bildungsangebot handelt es
sich bei der Arche Warder auch um eine wissenschaftliche Institution, die
mit nationalen und internationalen Kooperationspartner*innen
zusammenarbeitet: mit zahlreichen Universitäten, dem deutschen
Tierschutzbund und Greenpeace, deren Umweltstiftung das Projekt mit
jährlich mehr als 70.000 Euro unterstützt. 2018 wurde der Park als
offizielles Projekt der UN-Dekade für biologische Vielfalt ausgezeichnet.
Die Arche Warder ist zweifellos ein Vorzeigeprojekt, ein Kontakt nach
rechts scheint ungewöhnlich. Doch seit Anfang 2019 wurden rund 50 Hektar
Grünland dazugepachtet, um Tiere artgerecht zu halten. Diese Fläche gehört
zum Gut Manhagen – einem Ensemble denkmalgeschützter Wohnhäuser, Wind- und
Wassermühlen und landwirtschaftlicher Gebäude am Ufer des Manhagener Sees.
Besitzer und Verpächter ist Thomas Hoof, der das Gut 2007 erwarb und
sanieren ließ. Hoof, einst Landesgeschäftsführer der
nordrhein-westfälischen Grünen, gründete 1989 das Versandhaus Manufactum,
ein Versandgeschäft für hochpreisige, teilweise traditionell gefertigte
Manufakturprodukte. Hoof verkaufte Manufactum 2007 für 20 Millionen Euro an
den Versandhändler Otto.
1993 gründete Hoof die Manuscriptum Verlagsbuchhandlung. Schwerpunkt des
Verlags sind Werke rechtskonservativer und neurechter Autoren*innen. Autor
Akif Pirinçci hetzt in seinem Buch „Die Große Verschwulung. Wenn aus
Männern Frauen werden und aus Frauen keine Männer“ gegen
„Gleichmacher-Ideologie“ und „Gender-Mainstreaming“. Konrad Löw forder…
„Hitler in uns? Vom richtigen Umgang mit unserer Vergangenheit“ die
Überwindung des deutschen „Schuldkomplexes“.
Manuscriptum verlegt Werke extrem Rechter wie Jürgen Elsässer, Björn Höcke
und Alexander Gauland. Titel von Manuscriptum finden sich im Angebot des
Kopp-Verlags sowie des Verlags Antaios wieder. Thomas Hoof selbst
veröffentlicht Beiträge in der neu-rechten Sezession, der Zeitschrift des
„Instituts für Staatspolitik“ (IfS).
Laut Webseite der Arche Warder wurden die Flächen des Guts Manhagen bewusst
gepachtet, da die Erhaltung und Nutzung alter Nutztierrassen ein
gemeinsames Anliegen sei. Doch auch von Kooperation ist die Rede – eine
politische Distanzierung zum Gutsherrn findet nicht statt.
Auf Medienanfrage antwortet eine Mitarbeiterin der Arche Warder: Man habe
dringend für die Schweinehaltung weitere Flächen benötigt, daraufhin sei es
zur Pacht gekommen. Die Sprecherin betont: „Die Kooperation mit der Familie
Hoof ist vor allem dadurch bedingt, dass das Gut Manhagen an den Tierpark
unmittelbar angrenzt, und es uns so möglich ist, mit minimalem
Kostenaufwand und maximaler Betreuung unserer Tiere einen großen Schritt in
der Erhaltungszucht alter Nutztierrassen weiterzukommen.“
Gelobt werden aber auch „sinnvolle, inhaltliche Überlappungen“.
Grundsätzlich aber verhalte sich Arche Warder „politisch neutral, verwehrt
sich gegen Rassismus und steht für eine naturnahe Landwirtschaft sowie für
soziale Gerechtigkeit“. Wenn es um den Schutz von Natur und Tieren gehe,
werde nur mit „demokratischen Parteien (Die Grünen, CDU, SPD, FDP)“
zusammengearbeitet.
## In der Tradition des „Blut und Boden“-Prinzips
Längst setzt sich aber auch die extreme Rechte für den Erhalt alter,
deutscher Nutztierrassen ein. Tier-, Natur-, und Heimatschutz werden unter
dem Dach des „Volkschutzes“ verhandelt. Die Verknüpfung von Volk, Raum und
Identität stehen in der Tradition des „Blut und Boden“-Prinzips des
Nationalsozialismus. Die NPD-nahe Öko-Zeitschrift Umwelt & Aktiv widmete
sich 2007 dem Thema Nutztierrassen und bewarb die Arbeit der Arche Warder
im hohen Norden. Auf Medienanfrage des Online-Portals
[1][www.nordische-esskultur.de] betont die Sprecherin noch einmal die
Distanz zu rechts.
Doch es geht anscheinend um mehr als ein Pachtverhältnis. Hoofs Projekt
„Essbare Landschaften“ bewirbt unter anderem Weidefleisch von Rindern und
Schweinen der Arche. Ein Blick ins Impressum zeigt, dass sich „Essbare
Landschaften“ und die Manuscriptum-Verlagsbuchhandlung im selben Gebäude im
nordrhein-westfälischen Lüdinghausen befinden. „Die Arche Warder auf Gut
Manhagen“ wird im Netz, auf Emblemen oder Flyern beworben. Auf
taz-Nachfragen reagierte das Gut Manhagen am Dienstag nicht.
Hoofs Land-Projekt jedenfalls profitiert von der seit Januar 2019
bestehenden „fruchtbringenden Nachbarschaft“.
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Manufactum vertreibe
weiterhin Bücher aus dem Manuscriptum Verlag. Richtig ist, dass das
Otto-Unternehmen 2015 die Zusammenarbeit mit dem Verlag beendet hat.
Geschäftsbeziehungen zur Thomas Hoof Produktgesellschaft gab es bis 2020
und bis heute verkauft Manufactum Restbestände einzelner Produkte.
21 Jul 2021
## LINKS
[1] https://www.nordische-esskultur.de/
## AUTOREN
Andrea Röpke
Anna Rosga
## TAGS
Tierpark
Neue Rechte
Umweltschutz
Schleswig-Holstein
Rechtsextremismus
Rechte Szene
Hassprediger
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