# taz.de -- Rechte Chats bei hessischer Polizei: Schlimmer als befürchtet | |
> Der Kommissionsbericht über rechte Chats in der hessischen Polizei ist | |
> erschreckend. Schwarz-grün in Wiesbaden muss jetzt endlich handeln. | |
Bild: Polizisten bei einer Demo gegen rechte Strukturen im Frankfurter SEK im J… | |
Gut zwei Jahre nach den ersten Enthüllungen über rechte Chatgruppen in der | |
hessischen Polizei werden die Abgründe sichtbar, in denen sich | |
Polizeibeamte in Hessen bewegen konnten. Experten aus der Zivilgesellschaft | |
haben die Chatprotokolle mit ihren widerlichen Fotomontagen und Parolen | |
gesichtet, damit sich auch die Öffentlichkeit ein Bild davon machen kann. | |
Rassistische, menschenverachtende, auch neonazistische Inhalte seien | |
ausgetauscht worden, hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Von | |
Hakenkreuzen, Hitlerbildern und -grüßen war die Rede. | |
Der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete und Verfassungsrichter Jerzy | |
Montag hat als Kommissionsmitglied in die Chats Einblick genommen und dort | |
einen Abgrund von Antisemitismus, Menschenfeindlichkeit und Zynismus | |
entdeckt. Es ist [1][schlimmer als befürchtet.] Der Jubel über tote | |
Flüchtlingskinder mit ekligen Fotomontagen, die Verherrlichung des | |
Nationalsozialismus und des Massenmords an den Juden mit vermeintlichen | |
‚Witzbildchen‘, Frauenhass mit sexistischen Mordfantasien – die | |
Verfassungsfeinde in hessischen Polizeiuniformen konnten sich über Jahre | |
hinweg ungestört und offenbar ohne Unrechtsbewusstsein austauschen. | |
Es ist Zeit, entschieden zu handeln. Die verharmlosenden Erfolgsmeldungen | |
des christdemokratischen Innenministers Peter Beuth müssen ein Ende haben. | |
Bei der hessischen Polizei sind bislang nicht einmal illegale Datenabrufe | |
aus Dienstcomputern verlässlich ausgeschlossen – und das zweieinhalb Jahre | |
nach dem ersten NSU-2.0-Drohbrief. | |
Der Umgang mit den Opfern der Morddrohhungen war unsäglich, und ja, es | |
bedarf neuer rechtlicher Bestimmungen, wenn Chats auf Diensthandys mit | |
NS-verherrlichenden Inhalten nicht strafbar sind, weil sie nicht öffentlich | |
gezeigt wurden, sondern „nur“ den PolizeikollegInnen. Die schwarz-grüne | |
Landesregierung muss jetzt liefern. Mit dem Bericht der Expertenkommission | |
hat sie dafür eine Grundlage. Es ist zweifelhaft, ob [2][Innenminister | |
Beuth] der richtige Mann dafür ist. | |
12 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.fr.de/rhein-main/eklat-in-der-expertenkommission-zur-zukunft-de… | |
[2] https://www.fr.de/politik/minister-unantastbar-90807870.html | |
## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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