| # taz.de -- Britische Indieband The Go! Team: Wumms zum Tanzen | |
| > „Get Up Sequences Part One“ ist das neue Album von The Go! Team. Darauf | |
| > mischt das Sextett Northern Soul, HipHop und japanisch anmutenden | |
| > Popkitsch. | |
| Bild: Abseits der Gastbeiträge sorgt sie für Feuerwerk: The-Go!-Team-Frontfra… | |
| Ins Ohr geht die Leadsingle „World Remember Me Now“ des neuen Albums von | |
| The Go! Team auf jeden Fall. Alles andere wäre bei der britischen Indieband | |
| auch eine Überraschung, steht das Sextet aus Brighton doch für tanzbare | |
| Soul-Pop-Hymnen mit ganz viel Wumms. Auch „Get Up Sequences: Part One“ ist, | |
| wie bereits vorherige Alben der Band, beim Londoner Label Memphis | |
| Industries veröffentlicht worden. | |
| Das Tolle am Go! Team ist, dass die Combo mit ständig wechselnder Besetzung | |
| aus einem Chaos an Einflüssen, Zitaten und Verweisen einprägsame Songs | |
| komponiert. Als würde man ein Mash-up von Salt’N’Pepa mit The Monkees und | |
| der niederländischen Urban Dance Squad hören. | |
| Ihre modernistische Gesinnung erschöpft sich nicht an Northern Soul, | |
| sondern wildert wahlweise bei HipHop, japanisch anmutendem Popkitsch und | |
| Cheerleadergeschrei. Ganz nach alter Mod-Tradition sammelt Band-Mastermind | |
| Ian Parton musikgeschichtliche Juwelen und verbaut sie in seinen Songs – in | |
| Form von Samples oder gleich nachgespielt.Bereits 2005 hatte The Go! Team | |
| mit ihrem Debüt „Thunder, Lightning, Strike“ neue Maßstäbe in Sachen | |
| musikalischem Chop Suey gesetzt. | |
| ## Die musikalische Detroit-Connection | |
| Mit ihrem neuen Werk sind sie nun endgültig im Mainstream angekommen. Nach | |
| dem krachigen Auftakt von „Get Up Sequences: Part One“ mit viel Drums und | |
| süffigem Bläserarrangement gastiert beim zweiten Song „Cookie Scene“ | |
| Detroits neuestes Raptalent IndigoYaj über einem psychedelischen | |
| Panflöten-Marching-Beat. Parton traf Indigo bereits bei den Aufnahmen zum | |
| letzten Album in Detroit und war sofort begeistert von ihrem „Shante Tone“. | |
| 2020 hatte Indigo, wie auch The Go! Team selbst schon, mit dem Detroit | |
| Youth Choir kollaboriert. Für ein Bürgerrechts-Projekt wurde der Song | |
| „Glory“ vom New Yorker Sänger John Legend und dem Chicagoer Rapper Common | |
| neu interpretiert. Gemeinsam mit den jungen Sänger:innen zeigte die | |
| 19-jährige Rapperin Solidarität mit der Black-Lives-Matter-Bewegung und | |
| setze ein Statement gegen Diskriminierung. Dafür gab es dann auch prompt | |
| Lobpreisungen von Neo-Soul-Koryphäe John Legend auf Twitter. | |
| Die Musik von The Go! Team fackelt nicht lange, sie zielt straight auf die | |
| Tanzfläche wie auch das Stück „A Bee Without a Sting“ vorprescht – gesu… | |
| von einer Gruppe (ebenfalls Detroiter) College-Kids in feinster Jackson 5 | |
| Manier: „We weren’t the ones supposed to get organised / We weren’t the | |
| ones supposed to take up your time / If that’s a shock to you / Well honey | |
| that’s what we do-oooo“. Auch hier schwingt Protest beim Groove mit. | |
| Für Bandleader Ian Parton war die Arbeit am neuen Album von | |
| gesundheitlichen Problemen überschattet. Während der Aufnahmen verlor der | |
| Multiinstrumentalist das Gehör auf seinem rechten Ohr – die Folge einer | |
| Erkrankung an Morbus Menière. „Es war traumatisch, Songs, die ich gut | |
| kannte, hörten sich plötzlich völlig anders an“, sagt Parton rückblickend. | |
| ## Vintage-Sound vs. Popkitch | |
| Vielleicht gerade wegen dieser Zäsur klingen die neuen Songs wahrhaft | |
| affirmativ und mitreißend. Die penetrante gute Laune nervt aber bisweilen | |
| auch, denn die positiven Vibes driften manchmal ins Seichte ab. Hinter dem | |
| geschmackvollen Vintage-Sound und brachialen Snares wirkt der immer gleiche | |
| Pop-Singsang manchmal ein bisschen glattgebügelt. Bei Songs wie „We Do It | |
| But Never Know Why“ scheint der süßliche Kitsch mittlerweile doch eher | |
| Programm als Zitat. | |
| Trotzdem hat „Get Up Sequences: Part One“ in vielerlei Hinsicht alles, was | |
| ein Album von The Go! Team haben sollte – trashige Samples, funky Drums, | |
| quietschvergnügte Bläsersätze und kratzigen Analogsound. Sie nehmen sich | |
| eben nicht so ernst. | |
| Parton hat abermals, gemeinsam mit seiner Band, eine eingängige Produktion | |
| abgeliefert, nach der sich jeder Vierspur-Nerd die Finger leckt. Und für | |
| die Krachmacherfraktion ist am Ende auch noch was dabei. „Freedom Now“ | |
| besticht als bombastischer zweiminütiger Trommelwirbel. | |
| 15 Jul 2021 | |
| ## AUTOREN | |
| Fabian Schroer | |
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