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# taz.de -- Die Wahrheit: In Irland gilt der 29. Impfplan
> Seltsame Corona-Maßnahmen gibt es nicht nur hierzulande. Auch in Irland
> blüht der ganze bürokratische Wahnsinn, nicht erst seit Delta.
Es gibt keine Iren. Das glaubt jedenfalls der irische Gesundheitsdienst.
Wer sich für einen Coronatest anmelden will, muss seine ethnische Herkunft
ankreuzen. Man kann wählen zwischen asiatisch-britisch, asiatisch-weiß,
britisch-weiß, chinesisch, arabisch, schwarz- und weiß-afrikanisch. Und
dann gibt es noch die Kategorie „Irish Traveller“, also Angehörige des
fahrenden Volkes.
Auf dem Anmeldeformular für eine Impfung gibt es hingegen neben den
Fahrenden auch „irisch“ oder „anders weiß“, doch schwarze oder asiatis…
Iren gehen leer aus. Aber die sind ohnehin noch nicht dran, da zuerst die
Alten geimpft werden. Und alte schwarze oder asiatische Iren existieren
nicht, weil es früher nur Auswanderer und keine Einwanderer gab. Das
Lehrpersonal ist beim Impfen ebenfalls noch nicht dran, denn irische
Grundschulen sind gegen das Coronavirus gefeit. Deshalb sind sie bereits
seit Monaten geöffnet, während Restaurants und Pubs geschlossen bleiben.
Zurzeit gilt der 29. Impfplan, die vorangegangenen 28 sind über den Haufen
geworfen worden. Niemand blickt mehr durch. Nun sollen keine Davids unter
50, die an einem Mittwoch geboren sind, mit AstraZeneca geimpft werden, so
das Nachrichtenportal Waterford Whispers. Wenn solche Davids allerdings
bereits einen Impftermin haben, müsse er nicht storniert werden, heißt es
weiter. „Das betrifft aber nur jene Davids, die zum Metallica-Konzert 2019
in Slane über die Autobahn M1 angereist sind.“
Der Abstand zwischen den beiden Impfungen mit AstraZeneca sollte erst 12,
dann 16, dann wieder 12 Wochen betragen. Jetzt hat man den Abstand auf acht
Wochen reduziert, weil das Zeug schleunigst weg muss. Es ist aber leider
nur für Menschen zwischen 60 und 69 geeignet. Ab nächste Woche kann diese
Altersgruppe die erste und zweite Impfung binnen 15 Minuten bekommen – die
erste in den rechten Arm, die zweite in den linken Arm, damit sich der
Impfstoff gleichmäßig verteilt.
## Bloody Johnson
Experten haben erklärt, dass es von Vorteil sein kann, den Impfstoff zu
mischen. Die Dubliner Regierung hat das falsch verstanden. Sie hat
Barmänner rekrutiert, die Erfahrung mit Cocktails haben. So mixen sie nun
einen Astra-Biontech-Sunrise oder eine Bloody-Moderna-Johnson. Warum auch
nicht, das Barpersonal ist ja zurzeit arbeitslos, Gaststätten und Pubs
dürfen erst am 5. Juli wieder öffnen. Oder wegen der Delta-Variante noch
einmal ein bis zwei Wochen später.
Viele dieser Etablissements werden aber für immer geschlossen bleiben, weil
sie inzwischen pleite sind. Dabei hätten sie mit etwas Fantasie durchaus
eine Überlebensstrategie entwickeln können. Schulkinder gehen nämlich am
frühen Nachmittag nach Hause. Dann stehen diese Festungen gegen das
Coronavirus leer. Man hätte sie abends in Restaurants und Kneipen
umfunktionieren können, denn in Schulen kann man sich nach Meinung der
Regierung nicht anstecken. Man muss nicht mal eine Maske tragen.
28 Jun 2021
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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Irland
Schwerpunkt Coronavirus
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