# taz.de -- Neuer Prozess gegen IS-Rückkehrerin: Damals im Kalifat | |
> Der zweite Prozess gegen Omaima A.ist gestartet. Die Witwe von Denis | |
> Cuspert soll Beihilfe zur Versklavung von Jesid:innen geleistet haben. | |
Bild: Steht erneut in Hamburg vor Gericht: Omaima A | |
HAMBURG taz | Als Omaima A. vor fünf Jahren aus den vom sogenannten | |
„Islamischen Staat“ (IS) beherrschten Gebieten zurückgekehrt war, passte | |
sie sich äußerlich schnell wieder den neuen – und alten – Lebensumständen | |
an. Erfolgreich fiel sie dadurch lange Zeit [1][nicht als ehemaliges | |
IS-Mitglied auf.] Als Übersetzerin und Eventmanagerin sei sie tätig | |
gewesen, so präsentierte sie sich zumindest in digitalen Jobnetzwerken. Den | |
Niqab legte sie wieder ab, wohnte mit ihren drei Kindern unauffällig in | |
einer Hamburger Vorortsiedlung, Stadtteil: Neugraben-Fischbek. War was? | |
Erst die hartnäckige Recherche einer libanesischen Journalistin brachte | |
knapp drei Jahre nach ihrer Rückkehr Ermittlungen der deutschen Behörden in | |
Gang. Denn Fotos zeigten, wie die in Hamburg geborene Deutsch-Tunesierin | |
ein munteres Leben in den Gebieten der Terrorgruppe führte – und damit | |
aktives und unterstützendes Mitglied des IS war. | |
Auch ihre Kinder fotografierte A. in der Zeit in Syrien – mal in | |
Kampfmontur mit IS-Logo, mal mit einer Waffe in der Hand oder auf dem Schoß | |
verschiedener IS-Anführer. | |
Die Folge: Wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen | |
Vereinigung war sie im vergangenen Jahr zu einer dreieinhalbjährigen | |
Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt worden. Seit Donnerstag muss sich | |
A. erneut vor dem Oberlandesgericht verantworten. Die | |
Generalstaatsanwaltschaft wirft ihr Beihilfe zu einem Verbrechen gegen die | |
Menschlichkeit vor. Dabei geht es um zwei Jesidinnen, die vom IS versklavt | |
wurden. A. habe das nicht nur gebilligt, sondern unterstützt: Sie ließ die | |
Jesidinnen für sich im Haushalt schuften. | |
## Nur den Haushalt geführt | |
Im Laufe des ersten Prozesses präsentierte sie sich als naive, | |
bedauernswerte Ehefrau und Mutter, der es nicht darum ging, den IS und | |
seine islamistische Ideologie zu unterstützen. Sie sei mit den Kindern doch | |
schlicht ihrem Ehemann hinterhergereist, der aus Frankfurt/Main in den | |
Krieg gezogen war. | |
Als er starb, heiratete sie den nächsten IS-Schergen: Den aus Berlin | |
stammenden Ex-Rapper Denis Cuspert alias Deso Dogg. Für beide habe sie | |
[2][lediglich den Haushalt geführt.] Auch Cuspert ist laut | |
Bundeskriminalamt tot. | |
Eine der vielen vom IS versklavten Jesidinnen schilderte bereits im ersten | |
Prozess ihre Leidenszeit in den Händen des IS – und wie sie Omaima A. | |
begegnete. Die Frau des IS-Kämpfers, bei dem sie leben musste, habe sie | |
eines Tages zu einem Besuch bei der Angeklagten mitgenommen. | |
Dort, im syrischen Rakka, musste sie die Wohnung von A. putzen, während | |
sich die befreundeten IS-Frauen nett unterhielten. Die heute 36-jährige | |
Omaima A. hörte ihren Schilderungen seinerzeit gelassen im weißen Blazer | |
mit goldenen Knöpfen und rotem Lippenstift zu. Ganz nach der Devise: War | |
was? | |
17 Jun 2021 | |
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## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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